Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

Aber noch eine Seele fühlte wie Peter. Das war seine alte Mutter; sie die ihr Lebtag an den Klang des Eisens gewöhnt war, konnte sich an diese Ruhe und Stille im Tale nicht gewöhnen und auch ihr brach der Niedergang des Nagel¬ schmiedgewerbes fast das Herz. Nun war Peter unter die Holzknechte gegangen. Aber die ungewohnte und starke Arbeit brachte den kränklichen, schwächlichen Peter, sodaß er oft gezwungen war, von der Arbeit auszusetzen, kläglichen Lohn ein Und so litten die drei Leutchen da droben, Mutter, Sohn und Enkel, oft bittere Not. Aber trotz alledem hoffte doch noch immer Peter, daß er eines Tages die Balken seiner Schmiede wieder öffnen werde und den Hammer wieder singend, schwin¬ gend auf den Amboß fallen lassen wird. Im Wirtshaus sitzend, sprach er zu den anderen Nagelschmieden im Tal: „Paßt nur auf Manna, daß unser Handwerk wieda blühn wird! San ja nix wert die Maschinnägel; rosten ja viel leichta und haltn lang nit so guat wia die g’schmied'tn“. „Da hast scho recht Peter, gab ein alter Nagelschmied zurück, „üba g'schmied'ti Nägel steht nix auf. Alte Zimmerleut schlag'n da koan neuen Nagel ins Holz eini. Dös Glump von dö Drahtstiften sag'ns alleweil! „Grad wia dö alten Schuasta, der koani neuen Scherg'n in die Schuah schlag'n will,“ schrie ein alter Förster drein „weil's, wann ma a weng schneidi üba Stoana setzt, olli beim Hals abbrech'n. „Ja, ja,“ gab ein dritter Nagelschmied zu, „das glaub i a, daß wieda amal a Zeit kemma wird wo's nach unsere g’schmied Nägel ruf'n werd'n! „Aba vahungern kimma dabei,“ rief ein vierter Nagelschmied, „wird ja nit zahlt dö Arbeit und wann's hammerts Tag und Nacht!“ „Aber laßt's eng nöt auslacha, sprach ein fünfter Nagelschmied, noch jung an Jahren, „daß ös engre Schmied'n nu amal aufmacha werd's. „Ha, lachte er, „ös wollt's euch gegen die neue Zeit setzen, da seid's woll olli mitsamd varuckt! 77 Aber Peter wollte nicht daran glauben, er ließ sich sogar zu anderen Gelegenheiten hinreißen. Jeden Abend, wann Peter vom Holz schlage, wenn auch gleich müde, nach Hause kam, so öffnete er die Balken seiner Schmiede und lernte seinem Sohne, der der Schule entwachsen war, das edle Gewerbe der Nagelschmiede. Er sprach zu seinem Sohn: „Woaß Peterl,“ so hieß der Knabe, „das Nagel¬ schmiedgewerbe derf ma nit untageh'n lassen. Is scho uralt. Und gar auf unsa Häusl is gar scho lang drauf Dein Großvata und dein Urehnl und nu a paar voran war'n scho Nagelschmied Z'tiaf in Erdbod'n tat i mi eini schama, wann am Spatthäuschen und koa Spatt, koa Nagelschmied mehr wa. „Es ist zwar hiazt a weng schlechti Zeit, tröstete er den Buben, „aba ös wird wieda blüh'n, denn merkta Bua, das Handwerk hat alliweil an goldenen Bod'n.“ Jung Peter lachte über Vaters seine Rede und sprach: „Hab daweil no nix g'sehn Vata, von goldenen Bod'n,“ und tanzte fröhlich singend, barfuß in der rußigen Schmiede umher und zeigte dann seinem Vata die schwarzen, rußigen Füße: „Da schauts Vata, rief er, „solchen Bod'n hat das ehrsame Nagelschmiedhandwerk. Und wieder lief der Bub zum Amboß und hämmerte lustig drauf los und sang ein munteres Lied aus seiner Heimat dazu, denn schon viele schöne, alte Weisen aus seiner Heimat, hatte ihm sein Vater gelernt Da gab es wohl für Peter keine größere Glückseligkeit, als seinen Sohn schmieden hämmern und singen zu hören. Jedesmal brummte er in tiefem Basse dazu und hämmerte im Takte schönklingend mit sein Aber noch glückseliger fühlte sich des altes Mütterlein. Diese Stunden Abends waren ihr wahre Stunden der Andacht. Die Hände gefaltet, so saß sie da in der Schmiede und lauschte andächtig den Klängen der früheren Zeit Ha, wie es da in ihren Ohren hämmerte, klirrte und sang, wie hurtig der junge und alte das rotglühende Eisen in kühnen Bogen aus der Esse schwangen und singend und

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