Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

70 müller nach Garsten und da der Madlseder bei den Bauern schon einiges am Kerbholz hatte, sandten sie ihn ins Hauptlager nach Linz, wo sich der Madlseder aber wieder rein machte und auch weiters Bauern¬ hauptmann blieb. Dem sinnlos kommu¬ nistischen Treiben der Bauern machte der bayerische General Graf Pappenheim in den blutigen Schlachten von Eferding, Gmunden, Vöcklabruck und Wolfsegg im September 1626 ein Ende und wer von den Bauernführern nicht darin fiel oder gefangen wurde, brachte sich nach altem Aufrührerhäuptlingsbrauch in Sicherheit nach Böhmen, Mähren und Schlesien. So war denn wieder Ruhe in Stadt Steyr und Umgebung und was in der Tollheit des Augenblickes rasch zerstört worden, bauten die heimgekehrten Flücht¬ linge langsam wieder auf. Auch das Kloster Gleink erstand neu aus der Verwüstung, doch hatte der nunmehrige Abt Benediktus zur Zeit des blutigen Bauernrummels denn Krieg kann das doch wohl nicht genannt werden — Zeit, seiner Regierung schwer an den Schulden zu tragen, die ihm und dem Kloster durch die Folgen des unglückseligen 27. Juli 1626 entstanden waren. Ein Jahr später sah es am Tabor bis nach Gleink hinab wieder recht friedlich aus, die Häuser hatten neue Stroh= oder Schindeldächer und die Hühner konnten nicht mehr in die Gemüsegärten, denn die hatten neue Zäune. Im neuerbauten Klostermaierhof hämmerte ein junger, noch nicht lange dort vom Kloster angestellter Schmied lustig und fleißig drauf los, der Florian ließ sich sein Gewerbe sehr an¬ gelegen sein und hatte auch alle Ursache fleißig zu sein, denn er mußte für seinen Hausstand sorgen, den ihm sein Weib, die mutige Lene geschaffen, denn sie hatten erst vor kurzem geheiratet und der Kloster¬ administrator, Pater Benedikt selber, hatte sie getraut und der Kernhofer von Wolfing der Pantaleon, hatte den jungen Hausstand des schönen Paares auf seine Kosten ein¬ gerichtet, „damit die Lene nicht gar so schreckhaft auf jenen Tag zurückdächte, wo er ihr das anvertraute Klostergut rauben wollte und er noch ein verdorbener Bauer war“ Der Kopf des Madlseder war nach Anfang des Jahres 1628 am Stadtplatz vor der Schranne auf einen Pflock auf¬ gesteckt zu sehen. „Aug um Aug, Zahn um Zahn“, so wurde es damals geübt im praktischen Leben. Der Madlseder hatte ein einzigesmal in seinem Leben nicht ganz diesem strengen Satze entsprechend gehandelt, als er in Gleink ohne Zündeln und Mord heimging und doch hatte ihn sein Schicksal voll erreicht — trotz seiner Milde infolge des Wunders von Gleink!

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2