Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

mute, seine Mutter und Schwestern, welche die Lage des gesicherten Ortes gut kannten, würden auch dort zu finden sein, sei ja das „Bründl im Tal“ seit jeher als Zufluchtsort bekannt unter den Leuten. So drangen sie bergabwärts und da sich der Weg in Buschwerk verlor und Nacht sehr finster war, übernahm der die Förster die Führung, da er hier, sozusagen jeden Grashalm kannte. „Müssen bald beim Bründl sein“ unterbrach der Förster einmal das Schweigen, „Florian, dein Stimm ist heller als die mein', klingt weiter, ruf du nach vorne hin“ Dem Florian kam diese Aufforderung sehr gelegen, er hätte ja die Lene am liebsten gleich außer dem Kloster zu rufen angefangen, denn seit er wußte, daß sie ihn mochte, hatte er ihren Namen auf den Lippen, selbst im Kampf und Trubel des Nachmittags. „Gott verzeih mir die Selbst¬ sucht“, hatte er dann gedacht und war dabei doch entschlossen, jedem den Schädel einzuhacken, der sich in böser Absicht den Mönchen genaht hatte. Und so rief er jetzt freudig und langgedehnt in den Wald vor ne!“ sich hinein: „Lene — Le— 7 „Hast du aber eine Stimm , meinte Bernhard, das helle Organ seines Sprö߬ lings bewundernd, „das hört sich doch weit —“ „und versteht sich auch“, dachte Pantaleon, welchen die Art des Abschiedes des jungen Paares vormittags nicht ent¬ gangen war, „wie er dabei flötet und zittert vor Angst um die Lene, wenn sie da ist, wird sie ihn hören —“ Und die Lene hörte die Stimme des Florian, denn sie war gar nicht weit und die Männer standen knapp vor der Uhu¬ hütte, die an der Quelle, fast verdeckt von Schlingpflanzen gehaltenem Astwerk und von dichtem Laube, etwas wackelig wohl, aber noch regensicher stand. Ein Rascheln durchs Gebüsch heraus, etwas lichtes durchdrang die Dunkelheit, ein Suchen und Finden ohne zu sehen, „Florian, Gott ei Dank!“ und „Lene bist doch heil?“ ertönte es und dazu ein herzhafter Kuß, einer? Nein, einige gleich! „Na, na,“ sagte der Bernhard, „was wär jetzt das? 69 „Ein verliebtes Paar, das wir zu versprechen haben, entgegnete der Förster trocken, „der Tag endet just nit übel, mein ich — hollah, laßt euch nur wieder los und sag lieber, wo die anderen Kittel sind, Lene! „Oh, da sind sie alle, die Bernhardin, die Nani und die Mirzl und die dicke Kuhdirn Sefferl ist auch da, leider ohne Kuh und wir sind alle halb verhungert, lieber Vater“, rief die Leni unter Lachen und so etwas wie unterdrücktem Weinen und fiel dem Förster um den Hals, „haben ja nichts mitgebracht, die Bernhardischen und der Florian hat auch auf mich ver¬ gessen“ Gewiß nit,“ protestierte der Florian, „das wär falsch gesagt — „Zankt euch nicht, dazu habt ihr in der Ehe noch Zeit", uuterbrach der Förster einen zukünftigen Eidam lachend, „brav Pantaleon, daß du Licht gemacht hast, können nun die Evastöchter da zählen, — also damit uns keine verloren geht heim, bei mir aibts noch was zu beißen, haben das die hungrigen Stadt= und Land¬ leut nicht entdeckt, weiß das — und ihr Florian und Pantaleon tragt die Kloster¬ tasche, habt sie hergetragen, könnt sie auch leichter wieder hintragen, da ihr wißt, wie schwer sie ist — habt ihr alles?“ Die Weibsleute bejahten. „Also heim, ordnete der Förster an, „bin auch verdammt hungrig und durstig geworden, haben uns warm gemacht, die Madelsederschen“ „Nur gut, daß sie mit uns nicht ein¬ geheizt haben, brummte Bernhard, sein Weib beim Arme nehmend und die Schar machte sich trotz Finsternis, wurzelbedeckten, grubenverzierten und astüberstellten Weg auf den Heimmarsch. Die Bauern von Stadt Steyr und besonders deren Anhänger waren mit der raschen Heimkehr des Madlseders von Gleink nicht ganz einverstanden und sahen dieselbe weniger durch ein „Wunder“ bewirkt, wie allgemein getuschelt und spin¬ tisiert wurde, als den Bürgern, ganz be¬ sonders den Katholiken zuliebe vollbracht und sandten am anderen Tage den Neu¬

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