Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

68 aber wurde ein Raub der Flammen und das Klostergebäude stand da, verwüstet, ausgeraubt, zerschlagen und in die zer¬ brochenen Fenster hinein grinsten Not und Elend für die Klosterinsaßen. V. Die Nacht war schon hereingebrochen, als es den vier Männern mit Hilfe einiger zurückgekehrter Klosterleute und williger Umwohner gelungen war des Feuers Herr zu werden, daß es doch nicht weiter um sich griff und im Kloster einige Räume soweit herzurichten, daß es für die Mönche ein Unterkommen für die Nacht möglich war. „Die Bauern haben am Tabor bessere Lagerstätten gehabt“, erklärte der Förster grimmig und sah kopfschüttelnd die Lager von Stroh und Fetzen an, die kunterbunt am Fußboden sich ausbreiteten. „Wir sind zufrieden, sagte der Kloster¬ Administrator hierauf sanft und lächelte den Männern vielsagend zu, „hätten fast eine härtere Liegerstadt für immer gehabt dem Herrn sei Lob und Dank für seine Güte und der Jungfrau Maria für deren Fürsprache! Wir werden prächtig hier ruhen nach den Aufregungen und An¬ strengungen des Tages! Und er drückte den Männern dankbar für ihre Hilfe die schwieligen Hände und die verließen das Kloster. „Jetzt aber wo ist die Lene und wo sind unsere Weibsleut?“ sagte plötzlich der Förster als sie vor dem Klostertore waren, „haben, ja gar nicht an die gedacht — Florian, du führst uns, wo du vermeinst daß sie sind, können sie jedoch nicht allein lassen über Nacht im Wald“ „Richtig“, sagte der Bernhard, „werden meine Weibsleut auch wohl nicht weit von deiner Lene sein, Förster, wollen sie heim¬ bringen, zunächst kommt doch kein so freundlicher Besuch aus Stadt Steyr“ „Kaum“, erklärte Pantaleon bedächtig, „ist für morgen Kloster Garsten an der Reihe und hernach gibts noch manches in der Stadt selber zu holen, sind ja der Pfarrer, die Geistlichkeit und alle Katho¬ lischen so ziemlich weg und die werden nit mit Haus und Hof und Hab und Gut geflohen sein, das wird jetzt der Pöbel unter sich teilen und das braucht doch eine Weil, dann werden die Bauern Gericht halten über den Madlseder, der ihnen den dänischen Prediger Scultetus heimgeschickt hat und weiß Gott, daß er den Besuch in Gleink nicht länger ausgedehnt hat, wird wohl auch zur Sprache kommen, also ist Gleink von den Bauern eine Weil sicher und die Landstreicher wehren wir leicht ab“. „Hab mich auch sehr darüber gestaunt, daß der Madlseder so plötzlich heim wollt, ist wie durch ein Wunder das“ sagte der Förster, „ist ja wie toll aus der Kirche heraus und hat ganz unsinnig geschrien, als ob er in der Kirche hätt einen Geist gesehen — ja richtig Bauer, du hast dich uns so plötzlich angeschlossen und wacker zu uns gehalten, war schön von dir, gehörst doch auch zu denen da drinnen, wie ich an deiner Kleidung!) seh“ „Wohl“ erwiderte Pantaleon, „hab dazu gehört, geht mir aber schon über die Hutschnur, was die Leut treiben, eckelt mir chon von mir selber und war heut vor¬ mittag zuletzt in Fadingers und Madl¬ eders Dienst. Der Schlag, den der Florian mit dem Kirchenleuchter mir heut versetzt, hat mir plötzlich fühlen lassen, auf welch unrechtem Weg ich war. Will heim zu den Meinen, werds aber nur können, wenn ich andere Kleider hab“. „Sollst sie haben“, erklärte Bernhard, „sobald wir von der Weibsleutsuch heim¬ kommen und kannst auch bei mir bleiben bis es in der Gegend da ruhiger wird“ „Dank euch allen“, sagte Pantaleon tief aufatmend, wie nach entronnener Gefahr man es tut, „daß ihr mich nicht erschlagen habt, wie das jetzt Brauch ist gegenseitig, will euchs gedenken und dieweil mich nützlich machen in eurer Sach!“ Nach dieser schlichten Aussprache, die alle befriedigte und die vier Männer einander vertraut machte, schritten sie des Weges weiter, dem Florian nach, der dabei erzählte, bis wohin er die Lene geleitet, wohin er sie gewiesen und daß er ver¬ 1) Einige hundert Bauern, die nach Steyr kamen, trugen schwarze Kleidun und wurden „schwarze Bauern“ genannt.

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