Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

64 ihn herumzogen und an ihm dabei herum¬ pufften. „Du mußt mit, Bernhard, was Brot¬ —7 herrn Schinder sind, die Gleinker Kutten. „Ich will nit, ich bin ein ehrlichen Mann, tönte es dagegen. Der Förster sah die Leute an und den Bauern — das war sein Nachbar der Bernhard, der Vater des Florian Sie waren keine Freunde, die zwei Alten, so sehr es ihre Kinder auch waren, sprachen nur das nötigste mit einander, und an eine Heirat ihrer Kinder dachten sie nicht im Schlaf. Aber den Förster wurmte es doch, daß sich so ein zweifelhaftes Volk, wie sich da herumtrieb, erkeckte, einen ehrsamen Bauer und Bürger von Gleink so rüde zu behandeln und rasch entschlossen, trat er auf die Gruppe zu, die rasch an Zahl erwuchs „Was wollt ihr vom Bernhard?“ rie er mit drohender Stimme, „Ihr habt mit ihm nichts zu schaffen.“ „Was geht das euch an!“ hieß es unwirsch, „der Bernhard ist ein Bauer und gehört zu uns, er soll mit nach Gleink, er kann uns zeigen, wd was zu holen ist, dort.“ „Los lassen, sag ich,“ schrie der Förster zornübermannt und zog den Bern¬ hard mitten auf die Straße, wenn ihr mit dem Gesindel es hält, wir sind Gleinker und wollen Ruh! Diese Worte und der „Ehrentitel, den ihnen der Förster gegeben, brachten die Leute in Wut, sie umringten den Förster und den Bernhard, auf beide regnete es Puffe und Hiebe: „Gesindel ihr — Blut¬ sauger, elendige! Die Sache wäre für den Förster und Bernhard wohl übel ausgegangen, da er¬ tönten ein paar schrill gestimmte Pfeifen und so was wie im Takt Trommelwirbel dazu — Johlen, Hochschreien, Flüche und Lachen durcheinander und um die Ecke der heutigen Kirchen= und Gleinkergasse kam schweren Trittes ein Haufe Bauern, um¬ schwärmt von Bürgern, Kellnern und frag¬ würdigeren Gestalten die Menge und strampfte die Gleinkergasse herauf „Hoho“, schrien die Leute, „es geht nach Gleink, heute wirds lustig. Und sie ließen ab vom Förster und vom Bernhard, traten an den Gehwegrand und erwarteten die Bauernschar, die sic jubelnd begrüßten und sich ihr anschlossen der Förster und Bernhard waren vergessen und wurden mitgerissen, mitgeschoben und maschierten also mit und schlossen sich eng aneinander. „Wir gehen mit ins Kloster, knurrte der Förster zwischen den Zähnen, während er so dahinschritt. „Wohl“, sagte der Bernhard ebenso zwischen den Zähnen heraus, „führt der Madlseder den Haufen, das ist bös, viel¬ leicht können wir was Schlimmes ver¬ hindern. Sie nickten sich zu und verstanden sich jetzt plötzlich, sie waren sich in den Getümmel menschlich nahe gekommen, die beiden alten. IV. Wie der Florian das Weglein hinter dem gefesselten Bauer den Berg hinan¬ strampfte und seinen Gefangenen so mit Muße betrachtete, tat er ihm plötzlich leid. So tierisch das Gesicht des Bauers vor¬ hin im Rausche und im Streite ausge¬ sehen hatte, jetzt, ernüchtert, zeigte es ernste, von den Mühsalen des Lebens gar ehr mitgenommene Züge und auch die Kleidung des Mannes war, trotz vernach¬ lässigung im Lager und Felde, besserer Stoff und Schnitt und von seiner rechten Hand glänzte ein Eheringlein. „Bist wol verheiratet und hast Kinder?“ fragte der Florian, vielleicht nur um etwas zu sagen, denn das Schweigen in dem düsteren Walde möchte ihn drücken. Der Bauer nickte „Hast vielleicht gar Haus und Hof, Bauer? Wieder kam ein Nicken statt eine Antwort „Wie konntest du denn mit der Horde eins dich machen, Bauer? „Wie? Das Leben war unerträglich die Steuern, die Närgeleien, der Uebermus der Herren haben uns zusammengetan

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