Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

58 Das Wunder von Gleink. Zeitbild aus Stadt Steyrs Vorzeit. Von Heinrich Kematmüller. Der Administrator nickte, er kannte die Rohheit und Raublust der jetzt im Der Administrator des Stiftes Gleink, vollen Aufstande befindlichen Bauern, die Pater Benediktus Schraffnagel!) stand beim die Stadt Steyr in ihrer Gewalt hatten und Fenster seines Zimmerchens, das er nur, dort ärger wie die Hunnen hausten mit trotz seiner hohen Würde, in der Prälatur Mord und Todschlag. Er wandte sich wieder des Stiftes bewohnte und sah mit besorgter zu dem Mädchen herum, lehnte sich mit Miene gegen Stadt Steyr hinaus. Er war dem Rücken an das Fensterbrett und die ein Mann in den besten Jahren, weiße Arme über die Brust kreuzend, fragte er, Fäden in Bart und Haar kündeten bei äußerlich ganz ruhig: ihm die herannahenden Jahre an, „die „Und woher hast du die böse Kunde, nicht schön sind“, allein seine stramme daß die Bauern hieher kommen, Lene?“ Gestalt, seine scharf geschnittenen Gesichts¬ „Ei, woher — ich war doch heute züge und die ruhelosen, oft aufblitzenden mit Grünzeug zum Verkauf drinnen in Augen sagten, daß dieser Pater da, im der Stadt, Hochwürden“, erzählte das einfachen schwarzen Habit, große Tatkraft Mädchen, „da sah und hörte ich saubere besitzen müsse. Und diese war beim Admini¬ Dinge. Den Bader von Sierning, bei dem strator des Klosters Gleink derzeit sehr die Bauern einen Schutzbrief der Kaiser¬ notwendig, denn die Stürme der sehr be¬ lichen fanden, haben sie beim Kreuz im wegten Zeit hatten das Kloster in allen Gottesacker erschossen. Bürger und Weiber Grundfesten erschüttert, einzelne Güter, haben sie vor meinen Stand am Stadtplatz, von denen das Stift den größten Teil ihres katholischen Glaubens wegen, ver¬ seines Unterhaltes bezog, hatten neidische haftet und ins Schergenhaus geführt und Nachbarn an sich genommen, die Bauern die protestantischen Bürger und Weiber versagten die Abgaben und die engeren haben dazu gejohlt und gehöhnt. Und dann Dienstleute im Kloster selbst waren unwillig hieß es: „Nach Gleink! Die haben Geld und drohten mit offener Auflehnung. und zu saufen gibt es dort auch was und „Und die Bauern marschieren auf zu knabbern wohl auch!“ Stellen wohl jetzt Gleink, ich sagte es, Herr Pater“, sprudelte die Abteilung zusammen, die Gleink besuchen ein junges Mädchen, das vor dem Admini¬ soll, ich aber packte, voll des Grauens strator des Klosters Gleink stand, hastig und der Angst, meine Grünsachen zusammen und erregt hervor, „es wird gut sein, und lief, was ich nur laufen konnte, heim wenn ihr euch in Sicherheit bringt, Hoch¬ und erzählte die Sache dem Vater, der würden, euch und alle und das wertvollste, schickt mich hieher, euch zu vermelden, was was das Kloster besitzt, die Bauern werden ich erlebt, dieweilen er von unseren Leuten in einigen Stunden, vielleicht auch früher zusammenraffen will, was noch nicht geflohen hier sein und wie die hausen, das wißt ist und den Bauern Widerstand zu leisten ihr ja —“ gedenkt, bis ihr mit Gottes und aller — 1) Kam im Jahre 1621 vom Stifte Kremsmünster Heiligen Hilfe in Sicherheit seid, Herr Pater!, nach Gleink als dessen Administrator und wurde im Jahre „Der Förster Engelbrecht, dein Vater, 1631 Abt von Gleink. Sehr kränklich, legte er im Jahre 1658 eine Würde nieder und starb im Jänner 1659. ist ein wackerer Mann, Lene, wir wissen

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