Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

104 5 S0 — S OO OC CoC a N Häusliche Kunstpflege. Von Prof Parthey. Die Kunst, das Schöne muß befördert werden Kunstwerk auf sich wirken zu lassen, damit Denn wenige bringen's hervor und viele bedürfen's! es die Festtagsstimmung in uns auslöst, Der Kampf des Einzelnen für die die uns aus dem Gezeter des Alltages Notdurft des Lebens und für den Wieder¬ emporhebt zu den lichten Höhen erhabenen aufbau der Nationen, der in der Jetztzeit Empfinden und seelischen Gleichgewichtes. — besonders schwere Opfer von jedem fordert, Den Wunsch, ein Originalkunstwerk birgt die Gefahr in sich, daß der Mensch zu besitzen, müssen sich die meisten ver¬ ich nur dem nüchternen Zweck der Nütz¬ agen, da der Preis dafür unerschwinglich lichkeit widmet und seine idialen Gefühle ist. Diese wandern in den Privatbesitz unterdrückt. Der Idealimus, der Hang am reicher Leute oder werden in Museen oder Schönen ist Liebe zur Kunst. Und die Kunst auf öffentlichen Plätzen untergebracht. Sie ist der Kitt, der die Nation zusammenhält ind also für den Einzelnen nicht mehr der sie vor der Auflösung bewahrt. Nicht erreichbar oder bieten ihm nur auf kurze nur der irdische Leib braucht Nahrung, Zeit die Möglichkeit des Genießens und der Erbauung. auch die Seele verlangt darnach. Und was wir ihr bieten können, ist die Kunst. Des¬ Hier liefert die vervielfältigende Kunst halb beschränkte sich der Urmensch nicht auf vollen Ersatz, indem sie das Werk eines das Allernotwendigste — er schmückte sich Künstlers in größerer Anzahl herstellt und ein Heim, er kratzte in die harte Fels¬ es daher verhältnismäßig so billig abgeben wand Tierbilder und suchte hinter den kann, daß ein jeder in der Lage ist, es ewigen Sternen die mystischen Gestalten zur Ausschmückung seines Heims anzu¬ der Götter! schaffen. So trägt er die Kunst in sein Je höher die Kultur stieg, je glück¬ Haus, er studiert an dem Erstandenen die licher und zufriedener ein Volk lebte, umso Harmonie von Form und Inhalt und herrlicher war seine Kunstliebe. Aber auch überträgt sie von dem Einzelnen auf das sittliche Verrohung, wirtschaftlicher Nieder¬ Ganze. Die Kleinkunst, mit Liebe betrachtet, gang usw. — sie prägen sich in Form hildet dann die Brücke zu den gewaltigen und Inhalt der Kunst aus. Die Kunst ist Kunstwerken der Schöpfung, vor denen der daher das Barometer des kulturellen und Mensch staunend steht und an Fausts wirtschaftlichen Zustandes einer Nation. Worte erinnert wird: Wenn aber die Kunst der Zeit der Wie alles sich zum Ganzen webt! Ausdruck des Menschengemütes ist, so kann Eins in dem andern wirkt und lebt auch durch sie der Einzelne oder ein Volk Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen Und sich die goldenen Eimer reichen! sich wieder sittlich aufrichten, wenn ihr der Weg zum Herzen geöffnet wird. Und wo Die Kunst im allgemeinen und die kann das besser geschehen als im eigenen Kleinkunst im besonderen sind demnach von Heim selbst, wo Zeit und Muse ist, das so hoher Bedeutung für die ethische Er¬

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