Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1921

Das letzte, 216. Protokoll der Ge¬ sellschaft datiert vom 24. Jänner 1892, womit die Auschreibungen der Verhand¬ lungen ein Ende fanden und nur mehr die erworbenen Gegenstände verzeichnet wurden. Die allwöchentlichen Versamm¬ lungen der Gesellschaft wurden aber fort¬ gesetzt. Im Jahre 1890 waren schon so¬ viele Gegenstände gesammelt, daß die Gesellschaft zu einer kleinen Ausstellung schreiten konnte, die den Zweck hatte, dem Publikum zu zeigen, was bereits gesammelt wurde und dasselbe zum Ueberlassen von Ausstellungsgegenständen anzueifern. Der Gewerbeverein, an dessen Spitze Franz Tomitz stand, bewilligte einige Pulte der „Permanenten Gewerbeausstellung“ im Bürgerschulgebäude und mit gutem Erfolge wurden die Sammlungen der Gesellschaft der Oeffentlichkeit vor Augen geführt. Doch bald war dieser Raum zu klein geworden und es wurde Umschau gehalten, um eine entsprechende Räumlichkeit für die immer mehr zunehmende Menge der gesammelten Gegenstände zu finden. Da wurde zufällig im Jahre 1894 im Rathause gegen die Enns zu ein Lokal, bestehend aus zwei Zimmer und einem Vorraume frei, die Gesellschaft der Altertumsfreunde beeilte sich, an den Gemeinderat die Bitte zu stellen, ihr dieses Lokal für die Aufstellung der Sammlungen der Gesellschaft zu über¬ lassen, was der Gemeinderat in der Sitzung vom 26. Juni 1894 bewilligte und zugleich die Sammlungen in einer Obhut und die Verwaltung derselben übernahm. Nun hatte das nunmehrige „Städtische Museum“ einen gesicherten Bestand. Die gesamten Sammlungen der „Gesellschaft der Altertumsfreunde“ gingen in das Eigentum der Stadt über, insoweit sich Dritte Personen nicht das Eigentums¬ recht vorbehalten hatten, was nur bei wenigen Gegenständen der Fall war. Ende Jänner 1895 wurde mit der Uebertragung der Gegenstände begonnen und am 31. März konnte infolge de rastlosen unermüdlichen Tätigkeit der Frau Marianne Kautsch und der Herren Direktor 83 Ritzinger und Landesgerichtsrat Schmidel durch den Bürgermeister Johann Redl im Beisein mehrerer Gemeinderäte, feierlich das Städtische Museum eröffnet werden. Den genannten Mitgliedern der „Ge¬ sellschaft der Altertumsfreunde“ und der Gesellschaft selbst, wurde vom Gemeinde¬ rate für die besonderen Bemühungen der Dank ausgesprochen und ihnen dieser schriftlich übermittelt. Ueber besonderes Ersuchen des Ge¬ meinderates, setzte die Gesellschaft der Altertumsfreunde ihre Tätigkeit fort und sorgte auch weiters für die Vermehrung der Sammlungen des Museums. Doch nicht lange hatte die Unterkunft des Museums im Rathause Bestand. Als 1898 die Vollendung des Baues des „Franz Josefs=Industrie= und Gewerbe¬ ausstellungsgebäudes“ am Karl Ludwigs¬ platze eingetreten war, wurde beschlossen, das Museum in einem Flügel des Gebäudes unterzubringen. Wieder waren es die altbewährten Mitglieder der Gesellschaft der Altertums freunde, allen voran Frau Marianne Kautsch, welche in kurzer Zeit mit An¬ spannung ihrer Kräfte den Umzug und die Neuaufstellung des „Städtischen Museums vollzogen und am 18. August 1898 konnte dasselbe durch den Ehren=Präsidenten der in diesem Jahre abgehaltenen „Ober¬ Sr. österreichischen Landesausstellung Durchlaucht dem Fürsten Camillo Starhem¬ berg eröffnet werden. Anfangs 1899 löste sich die „Gesell¬ schaft der Altertumsfreunde“ auf. Ende Jänner 1900 trat der Kustos des Museums, Direktor Ritzinger, von seinem Posten als Kustos des Museums zurück, an dessen Stelle vom Gemeinde¬ rate Jakob Kautsch ernannt wurde. Es wurde nun darangegangen, alle jene Arbeiten durchzuführen, die sich im Verlaufe der Zeit ergaben. Das Museum wurde gründlich gereinigt, Gegenstände, die demselben nur geliehen waren, zurückgestellt die neuerworbenen Gegenstände in die Kästen eingereiht usw. Am 1. April 1900, konnte Dank der rastlosen Tätigkeit der Frau Marianne Kautsch, die neuer¬ dings rastlos ihre volle Kraft den Arbeiten 6*

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2