Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1921

Empfange Herrn Wittigschlagers jun. hatten sich am Stadtplatze, vor dem Eltern¬ hause des Heimkehrers, die „Steyrer Liedertafel“ mit Fahne und dem Damenchor, der Deutsche Turn¬ verein mit Fahne und seinem Vorstande, Herrn Oberlandesgerichtsrat Dr. Lürzer¬ Zehendthal, die Freiw. städtische Feuerwehr mit der Sanitätsabteilung, deren Obmann=Stellvertreter Herr Wittig¬ chlager sen. ist und der Ruderverein „Germanen, alle mit zahlreichen Mit¬ gliedern eingefunden, um ihr, nach sechs¬ jähriger bitterer Kriegsgefangenschaft zurück¬ gekehrtes Mitglied auf das herzlichste zu begrüßen. Eine zahlreiche Menschenmenge füllte den Platz weithin aus. Nachdem die angekommenen Heimkehrer Fritz Wittig¬ schlager und Franz Springer von hren Angehörigen mit innigster Freude empfangen worden waren und die rührende Szene des ersten Wiedersehens vorüber war, hielt der Obmann der Vereinigung der Angehörigen von Kriegsgefangenen, Herr Gemeinderat Schickl, an die beiden Heimkehrer eine kernige Willkommansprache, worauf Herr Wittigschlager jun. von den Vertretern der erschienenen Vereine begrüßt wurde. Es sprachen innige und schwung¬ volle Begrüßungsworte Liedertafelvorstand Herr Ferdinand Gründler, worauf die Sänger ihren Vereinswahlspruch an¬ stimmten, Frl. Klausberger namens des Damenchores der Liedertafel, welche dem heimgekehrten lieben Sangesbruder eine Liebesgabe überreichte, Feuerwehr¬ Oberkommandant Herr Hans Wolfarts¬ berger, der Sprecher des Turnvereines Herr Küpferling, worauf die Turner ihren Wahlspruch sangen und Herr Fritz Schreiner namens des Rudervereines. Begeisterte Heilrufe bekräftigten die Worte der Redner. Tiefbewegt dankte Herr Fritz Wittigschlager jun. für den ihm ge¬ botenen liebenswürdigen und herzlichen Empfang in seiner Vaterstadt. Zum Schlusse der würdig und erhebend verlaufenen Begrüßungsfeier sang die „Steyrer Lieder¬ tafel“ unter Leitung ihres Chormeisters Herrn Pfefferl den sinnigen Männerchor „Ich denke dein“ mit einem prächtigen Tenorsolo des Herrn Rudolf Markut. Herzliche Heilrufe begleiteten noch Herrn 101 Wittigschlager jun. beim Betreten seines Elternhauses. Die schöne Feier wird gewiß allen Teilnehmern in freudiger Erinnerung bleiben. Der Heimkehrer Franz Springer, welcher ebenfalls von vielen Seiten freund¬ ichst begrüßt wurde, wurde von der Vereinigung der Angehörigen von Kriegs¬ gefangenen auch mit einem Liebesgaben¬ paket beteilt. — Gestorben ist Frau Katha¬ rina Schermayr, verehelichte Private n der Wallmühle zu Kleinraming, Pfarre Behamberg, im 76. Lebensjahre. 23. Heute erlag während eines Spazierweges am oberen Schiffweg Herr Georg Gruber, Privatier und Haus¬ besitzer, Enge Nr. 2, einem Herzschlage. Der Verstorbene, der im 70. Lebensjahre stand, besaß viele Sympathien weiter Be¬ völkerungskreise. 26. Gestorben ist nach längerem Leiden Herr Johann Schaumberger, Vorarbeiter in der Brotfabrik Reder, im — Im Städtischen 31. Lebensjahre. Krankenhause starb im 21. Lebensjahre Herr Andreas Leyerer, Theologe in Leitmeritz, ein Sohn vom Dirnbergergute in Winkling, Gemeinde Gleink. — Mit dem Zuge um 1 Uhr nachmittags ist Herr Karl Hof¬ stetter, Gärtner, war zuletzt Waffen¬ 97 abriksarbeiter in Steyr, wohnhaft Wieser¬ feldplatz 41, hier eingetroffen. Er wurde am hiesigen Bahnhofe von der Vereinigung der Angehörigen von Kriegsgefangenen begrüßt und mit einem Liebesgabenpaket — Im Städtischen Krankenhause beteilt. ist heute im Alter von 72 Jahren der rühere Fabriksarbeiter Anton Berlinger gestorben, der als oberösterreichischer Mund¬ artdichter in Steyr und Umgebung sich einer gewissen Wertschätzung erfreute. Er war noch einer von der alten „Steyrer Garde“, denn sein Vater war Strieglschmied in Steyr und Anton mußte gegen seinen Willen als das zweitälteste von 13 Kindern auch dieses mühsame Handwerk erlernen. Er besuchte die damalige Hauptschule, zwei Klassen Realschule und kam nach dem Niedergange des Handwerkes seines Vaters n die Waffenfabrik, wo er durch 40 Jahre mit einigen Unterbrechungen bis zu seiner Pensionierung tätig war. Durch Schossers Dichtungen angeeifert, verfaßte er über 200 Gedichte, von denen einige im Jahre

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