Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1920

77 und richteten ihren Kindern auch bald die Zwentibold und Chlothar wollten etwas Hochzeit aus. Am Hochzeitstische des jungen von „großen Dank stammeln, aber der Ehepaares fand sich auch Markgraf Ottokar Markgraf fügte seinen vorigen Worten, die ein und als er den glücklichen Leutchen beiden unterbrechend und abwehrend, hinzu: zutrank, meinte er launig: „Kann den jungen Leutchen derzeit „Wollens hoffen, daß die Ludmilla keine anderen Stellen geben im Haus, als auch ihr Glück gefangen hat, so fest, wie ie anjezzo haben, sollen aber sich im dazumal den Dieb in der eigenartigen Zwingerhäusel, im Stöckel, ihren Hausstand Falle und daß euer beider Glück so endlos einrichten, der Burgvogt wird wohl das ist, wie die Schlange, die Chilperich ge¬ wird sich nötige dazu zu geben wissen — fangen, das Sinnbild ist für die Unend¬ später schon was finden, für den Chilperich lichkeit. Immer aber wollet freundlich ge¬ und die Ludmilla!“ denken jener Wesen, die euer Glück, vom Die zwei Alten waren in ihrer Freude Schicksal dazu bestimmt, so gefördert schneller aus dem Gemache ihres Herrn haben — als seltsame Ehestifter!“ draußen, als sie hineingekommen waren Dammerstunde. (Nachdruck Stimmungen im Halbdunkel von L. Lorma. verboten.) und tiefer, so daß die Bronzefiguren auf „Soll ich Licht machen“ . .. sagte dem Wandbrett mehr und mehr ineinander die Simme des Dienstboten in das halb¬ verschwimmen, sie decken die hellen Rahmen dunkle Zimmer. der Photographien auf dem Schreibtisch lassen sie, ich will noch „Nein — anft zu, und bald ist es nur noch der ein wenig dämmern,“ gab die andere blinkende Messingknopf auf dem großen zurück und es herrschte wieder die lautlose Tintenfaß, der einen kurzen, aber vergeb¬ Stille wie vorher. War es nicht, als ob lichen Kampf mit den Schatten führen die wundersame Stille im Zimmer mit muß. der da draußen in der Natur ineinander * Dämmerstunde — Dämmerstille floß, als ob der Pulsschlag des ferne Wie süß und sanft klingt deine Zauber¬ brausenden Lebens für einige Zeit aus¬ melodie, wie wohltuend breitest du deine setzen wollte und als ob ein einziges, tiefes dunklen Schwingen über den Menschen. Atemholen durch das All ging? Du breitest die wundersame Macht mit ihren Drüben über dem Dach des Nachbar¬ Schatten und Schleiern, mit ihrem selt¬ hauses sinken die bläulichen Schatten her¬ * * amen Raunen und Weben in der Natur nieder und die am Horizonte verglimmen¬ Wie eine große, graue Frau in lang herab¬ den letzten roten Strahlen der untergehenden wallendem Gewande tritt sie unsichtbar Sonne verschwimmen in dunklen Tinten. hinter deinen Stuhl und legt ihre Hand Höher und höher steigen die Schatten, auf dich, wie eine Fee, die dich in dieser Stunde nehmen eine schwärzliche Farbe an und in ihr wunderholtes Märchenreich hinüber¬ fließen allmählich ineinander, ihr stumpfer ... Ist doch die Dämmerstunde führen will Ton wird grau und geht langsam in ein die Stunde, in der Großmütterchen am sanftes Schwarz über. Die Zeiger auf Kamin mit seinem rotglühenden Feuerschein dem Zifferblatt der alten Wanduhr fangen den Kindern die köstlichen Märchen erzählte, an zu verschwimmen, sie werden so un¬ die Stunde, in der das Märchen zum Leben deutlich, daß sie kaum noch wahrzunehmen 4 und das Leben zum Märchen wurde sind, um die Messingbeschläge an dem Dämmerstunde, dubist „Der Traum ein * Kamin legt sich ein Schleier. Leben“ und du bist „Das Leben ein Traum“. Die Schatten wachsen, werden länger

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