Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1920

196 N 2200 W Sialliz7 7 Se E — Date 3 Seae 109 0O s Si 1221 1.8 Aus der Werkstatt einer Künstlerin. Nachdruck verboten. Plauderei von Doro Ritter. jeder Stube halten. Die Fütterung ge¬ In unserm deutschen Vaterland finden schieht in der Weise, daß man die frischen wir seit einer Reihe von Jahren einen Maulbeerblätter auf ein steifes, durch¬ fremden Baum eingebürgert, der aus löchertes Papier lose schüttet und dies einem fernen Weltteil kommend, in seiner hohl über das alte legt, auf dem sie sich Heimat eine außerordentliche Bedeutung befinden. Die ganze Gesellschaft kriecht als¬ erlangt hat. Dies ist der weiße Maulbeer¬ bald durch die Löcher zu der frischen Nah¬ baum, mit dessen Blättern die Seiden¬ rung, und man kann die Ueberbleibsel der raupenzucht getrieben wird. Mehr und vorigen Mahlzeit mit dem Unrat bequem mehr haben sich seine Anpflanzungen aus¬ entfernen. Nur hüte man sich, die Räup¬ gebreitet, und auch bei uns hat er sich chen mit den Fingern anzufassen, weil sie unter günstigen Witterungsverhältnissen sonst leicht sterben. in seinem Wachstume vorteilhaft entwickelt. Früher waren es in Deutschland besonders Die Fütterungszeit dauert etwa 28 die Schullehrer, die sich persönlich mit bis 48 Tage, während welcher Zeit die der Seidenraupenzucht befaßten. Man legte Raupen sich vielmal häuten. Wie bei allen besondere Stuben an, in denen die Eier Kerbtieren, hat auch bei der Seidenraupe der Seidenraupe getrocknet wurden. die Natur diesen mißlichen Vorgang sehr weise eingerichtet. Vorher frißt das Tier Sobald zu Ende Mai oder im zei¬ ganz unmäßig, um die alte Haut tüchtig tigen Juni die Maulbeerbäume sich mit auszudehnen, und dann nimmt sie sehr dem ersten Grün bekleiden, beginnt man wenig Nahrung zu sich, um schlank zu in der oben erwähnten Seidenraupenstube ein wenig zu heizen und vermehrt, so¬ werden. Nun befestigt sie das hintere Ende der Haut an irgend einem Gegen¬ lange daußen noch kühle Witterung ist, stande und kriecht jetzt mit großer An¬ die Wärme täglich um einen Grad bis auf 22°. Am zehnten oder elften Tage schlüpfen strengung heraus. Kurze Zeit ist die Raupe dann wie erstarrt, doch bald fängt sie aus den Eiern die kleinen, schwärzlichen wieder an zu fressen. Man hat berechnet, und jetzt ein wenig haarigen Räupchen, die alsbald begierig von den zarten Maul¬ daß dieses Tier in einem Monat das Sechshundertfache seines Gewichtes, nach beerblättern, die man ihnen vorgelegt, zu fressen beginnen. Sie bedürfen jetzt gar dem Ausschlüpfen aus dem Ei, verzehrt keiner großen Abwartung; starke Hitze wie hat. Je gieriger die Seidenraupe frißt, Kälte ist ihnen schädlich, deshalb erhält je größer ist die Freude des Züchters, man die Wärme des Zimmers stets auf denn um so schneller wächst sie, und desto 10° R. Hütet man sie nur vor Staub, Rauch früher ist ihre Zeit um. Endlich hört sie und Nässe, so kann man sie bequem in zu fressen auf, hebt öfter den Kopf empor,

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