Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1920

Das Jahr 1920. einigen Beobachtungen auf eine Rotationszeit Das Jahr 1920 ist ein Schaltjahr mit von 225 Tagen schließen zu können glaubt. 366 Tagen. Venus besitzt eine Atmosphäre, welche die unsere Sogenannter Jahresregent ist die Denus. an Dichtigkeit wahrscheinlich übertrifft; denn man kannsehr deutliche Dämmerungserscheinungen zu Die Alten kannten sieben Planeten, an der Lichtgrenze der nicht voll erleuchteten denen sie auch Sonne und Mond, nicht aber die Scheibe wahrnehmen. Wenn sich der Planet bei Erde zählten. Von diesen „regierte“ nach dem er unteren Konjunktion zwischen Erde und astrologischen Glauben in sich immer wieder¬ Sonne befindet, kann es mitunter geschehen, holender Reihenfolge jeder abwechselnd eine Stunde daß seine Bahn ihn gerade vor der Sonnen¬ des Tages, dann auch jeder außerdem je einen cheibe vorbeiführt. Wir sehen ihn dann als Tag der Woche und endlich noch jeder abwechselnd chwarzen runden Fleck in 2 bis 3 Stunden vor ein Jahr. Mit dem jeweiligen Jahresregenten er Sonnenscheibe vorübergehen. Solche Venus¬ hänge auch, so nahm man an, der Witterungs¬ durchgänge lassen sich genau berechnen und bieten charakter des betreffenden Jahres zusammen. dem Astronomen ein ausgezeichnetes Mittel, die Nach allen Erfahrungen über das Wetter muß Entfernung der Erde von der Sonne und damit aber heute eine solche Annahme als gänzlich aller übrigen Dimensionen unseres Planeten¬ verfehlt bezeichnet werden, denn aus den sehr ystems zu bestimmen. Leider sind sie recht selten. weit zurückreichenden genauen Aufzeichnungen über das Wetter ist eine periodische Wiederkehr Der nächste derselben ist für den 8. Juni 2004 desselben immer nach sieben Jahren, wie es der zu erwarten. Begriff des Jahresregenten verlangt, durchaus Witterung. Jahrescharakter und mutmaßliche nicht nachweisbar. Für das Jahr 1920 hätte zu Die folgenden Angaben werden aus alter die Venus die Rolle des Jahresregenten Gewohnheit von den meisten Kalendern noch heute übernehmen. Es soll an dieser Stelle einiges mitgeteilt werden, was sich aus jahrelangen aufgenommen. Eine Bedeutung besitzen diese auf willkürlichen Annahmen fußenden „Prophezei¬ Beobachtungen dieses Himmelskörpers ergeben hat. Venus, ihrer Entfernung nach der zweite ungen“ nicht, da es bis jetzt unmöglich ist, das Wetter auf längere Zeit vorauszusagen. der inneren Planeten, steht von der Sonne im Das Jahr 1920 ist insgemein mehr feucht Mittel 108 Millionen Kilometer ab und vollführt ihren Umlauf um die Sonne in 224·7 Tagen. als trocken, auch schwülig und warm. Die Entfernung von der Erde ist aber großen Frühling: Es gibt einen späten, ange¬ nehmen Frühling, der allen Früchten gedeihlich ist. Anderungen unterworfen, indem dieselbe bei der unteren Konjunktion, wenn sich der Planet Sommer: Wenn die Nässe im Frühling nicht so lange dauert, folgt ein warmer, schwüler zwischen Erde und Sonne befindet, nur 38 Mil¬ ionen Kilometer beträgt, während die Distanz Sommer, regnet es aber stark im Frühling, so zur Zeit der oberen Konjunktion bis auf 260 Mil¬ olgt ein dürrer, hitziger Sommer. Herbst: Ist anfangs warm und schön; es lionen Kilometer steigt. Venus zeigt uns während eines Umlaufes einen ähnlichen Phasenwechsel währt aber nicht lange, denn um die Hälfte wie der Mond. Zur Zeit der oberen Konjunktion des Novembers wintert es zu und taut vor sehen wir im Fernrohr das Planetenscheibchen Weihnachten nicht auf. voll erleuchtet, zur Zeit der unteren Konjunktion Winter: Ist leidlich, anfänglich trocken, dann später, besonders Mitte Februar (1921) aber dunkel, da uns dann die Nachtseite zugekehrt ist, während zur Zeit der größten Elongationen bis Ende ganz feucht mit großen Wassergüssen. die Hälfte der Scheibe uns Licht zustrahlt. Finsternisse. Diese Phasenänderung und die wechselnde Ent¬ (Zeitangaben in mitteleuropäischer Zeit.) ernung von der Erde bringen es mit sich, daß Im Jahre 1920 werden zwei Sonnenfinster¬ uns dieser Himmelskörper in sehr verschiedener Helligkeit erscheint. In der Nähe der größten nisse und zwei Mondesfinsternisse eintreten, von denen in Mitteleuropa bloß die erste Mondes¬ Elongationen kann unter günstigen Umständen insternis beobachtet werden kann. der Glanz so bedeutend werden, daß man den 1. Totale Mondesfinsternis am Planeten auch am Tage mit bloßem Auge wahr¬ 3. Mai 1920. Anfang der Finsternis überhaupt nehmen kann, wenn man nur seinen Ort am um 1 Uhr 0·8 Min. morg. Anfang der totalen Himmel ungefähr kennt. Als innerer Planet Finsternis um 2 Uhr 14·8 Min. morg., Mitte kann sich Venus, von der Erde aus gesehen der Finsternis um 2 Uhr 51·0 Min. morg., Ende nicht allzuweit von der Sonne entfernen. Wir der totalen Finsternis um 3 Uhr 27·2 Min. morg., können sie daher nur kurze Zeit vor Sonnen¬ Ende der Finsternis überhaupt um 4 Uhr Aufgang oder nach Sonnen=Untergang als 41·1 Min. morg. Die Finsternis ist sichtbar in Morgen= oder Abendstern beobachten. Die Größe Westasien, Afrika, im westlichen Teile des Indi¬ der Venus ist sehr nahe gleich der der Erde, chen Ozeans, in Europa, im Atlantischen Ozean, die Zeit der Rotation um ihre Achse oder die Dauer eines Venustages wahrscheinlich ebenfalls in Nord= und Südamerika und in den östlichen sehr nahe dem unseren gleich, obwohl man aus Teilen des Stillen Ozeans.

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