Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1919

83 D K C C K 22 S S S Das Heil der Weihnacht. Von Franz Josef Zlatnik. ch will euch die Geschichte einer jungen Mannes unter den ihm Begeg¬ * Weihenacht erzählen, schlicht und nenden ein besonders frisches, freudiges warm, wie sie mein Herz empfindet. Gesicht gewahrte, — freudig in der Er¬ * * Weihnacht in der Großstadt! Das wartung des Gebens oder Empfangens Gewühle von Menschen und Wagen, mit dann zuckte ein weher Zug um seinen seinem Hasten und Eilen, seinem mannig¬ Mund und seine Blickte senkten sich zum chneebedeckten Boden. fachen Getriebe, mit seinen zumeist nichts weniger als angenehmen Tönen verschie¬ Fritz Barner war ein Enterbter des denster Art — all diese Aeußerungen Glückes — ja noch schlimmer, ein Ent¬ des Großstadtlebens erfahren zu solchen gleister, auf abschüssige Bahn Geratener. Frühzeitig schon der liebend fürsorgen¬ Zeiten eine unliebsame Steigerung. Und doch mangelt es hier für den Kundigen den Mutter, des rechtschaffenen, ener¬ nicht völlig an Poesie. Auch die stets gischen Vaters beraubt, geriet er, nach Eile habenden, den Begriff „Innen¬ einigen Jahren schmerzlichen Trauerns, leben“ zumeist nur vom Hörensagen ken¬ infolge seines überschäumenden Tempera¬ nenden Großstadtmenschen, zollen dem mentes in lockere Gesellschaft, verlor „Christkindel“ freudig ihren Tribut und nicht nur seinen Beamtenposten, sondern auch seine christlich=ethische Lebensgrund¬ sei dieser noch so gering, noch so schwer erschwingbar. lage und — mehrere Monate dem Man¬ Die Freude, anderen Freude zu be¬ gel preisgegeben — mußte er vor einigen reiten, ist in recht vielen Gesichtern zu Wochen froh sein, eine bescheidene Stel¬ lesen, und wenn auch so manchesmal kühle lung als Schreiber erlangt zu haben. Berechnung mit unterläuft, so darf man Nachdenklich ging er dahin. Meh¬ doch wohl annehmen, daß in der weitaus rere Stunden vergingen. „Heute ist größten Zahl der Fälle die reine Freude Weihnachten und ich bin einsam, einsam, am Geben ausschlaggebend ist. wie wenige in meinem Alter.“ So dachte Es war ein echtes schönes Weih¬ er. Dachte auch an die ferne Kindheit nachtswetter: In dichten Flocken fiel mit ihrer treuen Mutterliebe und ihrem — bei völliger Windstille der Schnee reinen Weihnachtsglück. Es war eigent¬ hernieder. Unter den zahlreichen Pas¬ lich seltsam, daß diesmals solche Gedan¬ santen, die, zumeist mit Paketen mannig¬ ken ihm durch Kopf und Herz zogen, fachster Art und Größe beladen, einan¬ daß er sie diesmal mied, seine Kum¬ der mit mehr oder weniger Geschick, pane vom Wirtshause, die in seichtester mehr oder weniger Rücksicht auswichen, „Lustigkeit“ sich gar nicht genug tun befand sich ein junger Mann in ärm¬ konnten. Es kam ein Verlangen nach in¬ licher Kleidung. Aus seinen dunklen Au¬ nerlicher Einkehr und Klärung über ihn gen fiel ab und zu ein Blick auf dieses und wenn ihn da und dort jemand oder jenes der hell erleuchteten, so rücksichtslos anstieß, ihn aus seinen wiel des Begehrenswerten darbietenden schmerzlich=süßen Träumereien reißend, Schaufenster — ein recht müder Blick da flammte es wild auf in seinen dunk¬ des Entsagens. Und wenn das Auge des len Augen, 11*

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