78 Gründung und über die Einsetzung der Gemeindeleitung des Deutschen Volks¬ rates statt Die klägliche Minderwertigkeit des Viehes und des Fleisches sowie das wie¬ derholte Ausbleiben der Fleischabgabe an in Dienstagen in den letzten Monaten Steyr hat vielseitig zu ganz berechtigten der Klagen der gesamten Bevölkerung Stadt Steyr Anlaß gegeben. Der Wirt¬ chaftsrat als auch der Gemeinderat der Stadt Steyr beschäftigten sich oft mit dieser dringenden Versorgungsfrage. Auf Grund eines von der Fleischhauer=Ge¬ nossenschaft geführten Protokolles wurde nachgewiesen, daß das Gewicht des grö߬ ten Teiles des nach Steyr geführten Viehes per Stück unter 200 Kilogramm betrug. In dieser Sitzung wurde im In¬ teresse der wenigen Bemittelten und zahl¬ reiche Kinder besitzenden Familien sich darüber aufgehalten, daß am Lande draußen in verschiedenen Gastwirtschaften Fleisch für Hunderte von Personen in allen Formen zu haben sei, während in Steyr der größte Teil der Bevölkerung an dem schwer fühlbaren Mangel an Fleisch bitter leidet. Es begab sich eine Abordnung unter Führung des Bürger¬ meisters Gschaider zu einer Besprechung Statthalterei. zur Am 6. konnte Bürgermeister Gschai¬ der in der stattgehabten Wirtschaftsrat¬ sitzung mitteilen, daß die Besprechung zu einem guten Erfolg geführt hat. Die Anlieferung des Viehes wird nunmehr wie es schon so oft verlangt wurde ist nach dem Gewichte erfolgen. Leider ein Großteil des Viehes schon aus dem Stall; unsere Mahnungen wurden zu spät befolgt. Der Wirtschaftsrat der Stadt Stadt Steyr beschäftigte sich mit der Versorgung der Bevölkerung der Stadt mit Kartoffeln, Gemüse und Obst. Der Staatssekretär des Deutschen Reiches Dr. von Kühlmann mußte zu¬ rücktreten. Der Ernährungsminister Dr. Paul besprach die gegenwärtige allgemeine Lage und teilte mit, daß wir am Ende aller unserer Vorräte angelangt sind. Die gegenwärtigen, aufs höchste gestei¬ gerten Entbehrungen werden erst in den letzten Julitagen ihr Ende erreichen und erst der Monat August wird wieder eine teilweise bessere Versorgung ermöglichen. Am 10. starb Johann Peham, k. k. Professor an der k. k. Fachschule und Versuchsanstalt für Eisen= und Stahlbe¬ arbeitung, Hausbesitzer in St. Ulrich¬ Neuschönau, im Alter von 58 Jahren. Juli. Am gleichen Tage verschied Albert Mittringer, Werkmeister an der k. k. Fachschule für Eisen= und Stahlbearbei¬ tung in Steyr, im Alter von 42 Jahren. Der Bezug von Kartoffeln von eigenen Losäckern ist nur im Wege eines Transportscheines der Kriegsgetreidever¬ kehrsanstalt möglich. Wie in den Vorjahren hat auch heuer die Katholische Frauenorganisation Oberösterreichs getrachtet, möglichst vielen erholungsbedürftigen Schulkindern die Wohltat eines längeren Landaufent¬ haltes zu sichern. Ueber Verwendung des Zweigvereines Steyr giengen am 17. 273 Kinder aus der Stadt Steyr unter Führung des hochw. Prof. Wenzl Brand ins Mühlviertel ab. Im ersten Halbjahre 1918 stellt sich die Volksbewegung in Steyr wie folgt: 137 Geburten, (104 Trauungen), 265 Sterbefälle. Diese Ziffern ergeben einen Abgang von 123 Bewohnern. Mit Beginn des 5. Kriegsjahres steigt die Teuerung weiter. Um dieser zu begegnen, müßten die Preise der landwirtschaftlichen Produkte herabgesetzt werden und die Ernährungserfordernisse von staatswegen gründlich bewitschaftet werden. Dadurch würde der Notenum¬ lauf, der 24 Milliarden Kronen beträgt. veringert. Die gesamte Staatsschuld erreicht 72 Milliarden Kronen. Es ent¬ fallen daher auf jeden österreichischen Staatsbürger von dieser Gesamtschuld 2475 Kronen. Der Geldwert ist derart gesunken, daß das steuerfreie Existenz¬ minimum 4800 Kronen betragen soll. Jedoch auch dieses Einkommen reicht kaum für den Einzelnen zur Erhaltung. Die allgemeine Notlage ist daher eine ungeheuere. In Berücksichtigung der minderen Obst haben die Er¬ Ernteaussichten bei zeugerpreise eine Erhöhung erfahren. Den Großhändlern sind wieder ganz an¬ sehnliche Gewinne zugebilligt worden. Apfel, über 5 Kilo beim Erzeuger ge¬ kauft, kostet das Kilo 55 bis 90 H. e nach Qualität. Mostäpfel 25 bis 28 H. Zwetschken kosten 60 bis 75 H. das Kilo. Das sind die Höchstpreise um die man aber das Obst selten erhält. Die Lohnsätze der Arbeiter betragen pro Woche mindest 50 Kr. bis 140 Kr. Gewerbliche Arbeiter erhalten mindest 60 bis 70 Kr. pro Woche. Ausbesserungen an Schuhen und Kleidern usw. werden bei hoher Auf¬ rechnung nebstdem nur bei Lebensmittel¬ zuwendung ausgeführt. Ein Paar Her¬ rensohlen kosten 40 Kr., 1 Paar Her¬
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