Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1919

Juni=Juli. sem hochedlen Werk widmete sich hochw. Pro¬ fessor W. Brand. Am 28. wurde das Schuljahr 1917/18 an den beiden Mittelschulen mit Schulgottesdiensten und der Zeugnisver¬ teilung geschlossen. Wie anderwärts, so nimmt auch in den umliegenden Gemeinden die Un¬ icherheit des Eigentums zu. Besonders die letztverflossene Woche stand im Zei¬ chen des Diebstahles und Einbruches. Unter massenhafter Teilnahme aus allen Kreisen Oberösterreichs hat am 29. in Linz der Deutsche Volks¬ tag stattgefunden. Die Tagung nahm einen ungemein eindrucksvollen und er¬ hebend einmütigen Verlauf. Die Kaninchenzuchtsektion Steyr ver¬ anstaltete am 29. und 30. in Leitzingers Saalräumen ihre 16. Kaninchenaus¬ tellung. Die sehr hübsch und prak¬ tisch eingerichtete Ausstellung erregte das vollste Interesse der an beiden Tagen äußerst zahlreichen Besucher. Der Juni hatte 19 Regentage. Kein Tag war vollständig wolkenlos. Die Windrichtung war überwiegend westlich, die Windstärke mäßig. Juli. Die erste Fassung der Raucher mittelst Karte wurde am 1. Juli für Steyr=Stadt bestimmt. Die wöchentliche Stammkundenmenge wurde mit 9 Zi¬ garren oder 27 Zigaretten oder Drei¬ viertel Packungen Zigarettentabak oder Eineinhalb=Packung be¬ Pfeifentabat timmt. Die Ladenkundenmenge wird für sämtliche Trafiken mit 1 Zigarre oder 4Zigaretten festgesetzt. Am 2. feierte Leopold Grießer, der einzige Sohn des Malermeisters glei¬ chen Namens in Weyer, in der Pfarr¬ kirche zu Weyer seine Primiz. Das seit mehreren Tagen an¬ dauernde Regenwetter bewirkte ein fortgesetztes Steigen unserer beiden Flüsse Enns und Steyr, so daß am 3., mittags, am Pegel an der Ennsbrücke eine Was¬ erhöhe von 3·30 Meter über Null auferschien. Die Kais in der Stadt sind überschwemmt und an verschiedenen Stellen der beiden Flußläufe mußten die ebenerdigen Lokale geräumt werden. Am 3. verschied unerwartet schnell Ignaz Kammerhofer sen., Privat und Hausbesitzer, gewesener langjähriger Kaufmann, im 81. Lebensjahre. Am 4., abends, setzte neuerlich ver¬ stärkter Regen ein, der bis 6., vor¬ 77 mittags andauerte und das schon um einen Meter gesunkene Hochwasser wie¬ der auf den letzten Hochstand von 3•50 Meter über Null brachte. Der Steyr¬ fluß wies den höchsten Stand auf. Aus Arztekreisen in Linz wird mit¬ geteilt, daß schon seit mehreren Wochen Erkrankungen beobachtet werden, die als Influenza oder, wenn man will, als spanische Grippe“, anzusprechen ind. Auch die in Steyr aufgetretenen Erkrankungen zeigen dasselbe typische Bild wie die in Linz bisher zur Be¬ handlung gelangten Fälle. Ein hiesiger Bakteriologe hat in einer einem Steyrer Patienten entnommenen Blutprobe In¬ luenzabazillen nachgewiesen. Die Uebernahmszentrale, das ist die Kriegsgetreide Verkehrsanstalt, zahlt im neuen Erntejahr den Landwirten für den Meterzentner folgende Preise: für Wei¬ zen und Roggen 55 Kr., Gerste Hafer, Mais 50 Kr. Außer den um 25% er¬ höhten Preisen, gegenüber 1917/18 er¬ halten die Landwirte für rasche Ab¬ lieferungen unmittelbar nach der Ernte noch eine besondere Vergütung, die so¬ genannte Frühdruschprämie. Diese be¬ trägt nach der Ernte 25 Kr., abwärts bis Ende Dezember 5 Kr. Für die Herbeischaffung von Lebens¬ mitteln für die Bevölkerung sorgten die Gemeindewirtschaftsstellen, der Kriegs¬ konsumentenausschuß, der Wirtschaftsver¬ ein Steyrer Festbesoldeter, die „Rohö“ der Cristlich=sozialeWirtschaftsverein, der Wirtschaftsverein der Angestellten der Firma Reithoffers Söhne und die Wirtschaftsstellen der Oesterr. Waffen¬ fabriken. Alle diese Stellen erstreben Zu¬ bußen von Lebensmitteln, so, daß die Lebensbedingungen in Steyr verhältnis¬ mäßig auch in diesem Jahr gegenüber in anderen notleidenden Bezirken noch erträglich waren. Die Stadtgemeinde Steyr erläßt am 6. die Kundmachung, daß zu einer Mahlzeit an eine Person nur eine Por¬ tion, das ist 11 Dekagramm Rindfleisch oder Fisch, oder 15 Dekagramm Braten in den Gastwirtschaften verabfolgt wer¬ den darf. Am 9. wurde der Deutsche Ge¬ sandte Graf Mirbach in Moskau er¬ mordet. Exzellenz G. d. J. Freiherr von Trollmann besichtigte das Städtische allgemeine Krankenhaus und nahm an einer ihm zu Ehren im Waisenhause zu St. Anna veranstalteten Feier teil. Am 7. fand in St. Ulrich in Mayrs Gasthaus eise Besprechung über die

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