Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1919

Juni. von den Schleichhändlern nicht aufge¬ geben. Tagtäglich werden Lebensmittel beschlagnahmt und dem Städt. Wirt¬ schaftsamte übergeben. Die Fronleichnamsfeier und Firmung in Steyrdorf am 2. konnte bei trübem, aber aushaltendem Wetter Bischof ohne Störung vorsichgehen. Gföllner führte die Prozession in alt¬ bergebrachter Weise und nahm die Fir¬ mung nachmittags vor. Dem Dr. Wilhelm Groß, außeror¬ dentl. Professor der Universität Wien, Sohn des Bürgerschuldirektors Groß in Steyr, wurde für seine wissenschaftlichen Arbeiten der Richard=Lieben=Preis von der Akademie der Wissenschaften ver¬ liehen. Am 6. fand in der „Schwechater Bierhalle“ eine Besprechung statt, die Frage der Gründunc eines die tervereines zum Gegenstande Thea Bürgermeister Gschaider begrün¬ hatte. die Notwendigkeit der Erbauung dete neuen Stadttheaters und konnte eines erfreuliche Mitteilung machen, daß die ereits 280 Personen erklärt haben, sich zu gründenden Vereine beizutreten. den wurde hierauf einstimmig beschlos¬ Es diesen Verein ins Leben zu rufen. sen Stadtgebiete Steyr sind der¬ Im 1264 Wohnhäuser (die Ka¬ malen nicht eingerechnet) vorhanden. sernen ind von 5121 Parteien mit selb¬ Diese Wohnung bewohnt. Die vor¬ tändiger Wohnungen verteilen sich wie handenen 1003 Wohnungen mit einem folgt: 1798 Wohnungen mit Zimmer Raum und Küche, 1165 Wohnungen mit Zim¬ Kabinett und Küche, 290 Woh¬ mer, mit 2 Zimmer und Küche, 346 nungen Wohnungen mit 2 Zimmer, Kabinett und Küche, 118 Wohnungen mit 3 Zim¬ mer, Kabinett und Küche, 207 Woh¬ nungen mit 3 Zimmer, Kabinett und 0 Küche, sowie 223 größere Wohnungen. Insgesamt waren in diesem Monat 55 Wohnungen leer, somit die an sich schon geringfügige Menge von 1·06%. Da diese Wohnungen jedoch nur Einzeln¬ zimmer sind, die vorübergehend durch die Entlassungen in der Waffenfabrik freigeworden waren, kann von wirklichen Leerstehungen nicht gesprochen werden und erhellt auch hieraus die furcht¬ bare Wohnungsnot die in Steyr herrscht. Die Einwohnerzahl beträgt über 36.000 und steigert sich durch weitere Arbeiteraufnahmen in den Oesterr. Waf¬ fenfabriken. Es wurde verfügt, daß ab 10. an¬ gefangen, eine weitere Herabsetzung des 75 Brotverbrauches in der Weise ein¬ zutreten hat, daß die Brotkarte die wöchentlich auf 18 Abschnitte lautet, nur mehr gegen eine Menge von 980 statt 1260 Gramm Brot eingelöst wird, daher 280 Gramm oder vier Brotkartenab¬ schnitte wöchentlich in Wegfall kommen. Am 8. veranstaltete der Männerge¬ sangverein „Harmonie“ in Steyr in den Brauhaussälen sein Gründungskon¬ zert und hatte damit einen glänzenden Erfolg. Am 12. ist Karl Pecho, Direktor der Knabenbürgerschule in Steyr, uner¬ wartet schnell infolge eines Schlagan¬ falles verschieden. Der hochgeschätzte, ver¬ dienstvolle Schulmann stand im 70. Le¬ bensjahre. Völkischer Sitte gemäß hielt die Südmark=Männerortsgruppe Steyr am ihre Sonnwendfeier in St. Ul¬ 23. in Mayrs Gasthaus ab. rich Elly und Gerty Reithoffer ha¬ ben das Ergebnis ihrer Tanzabende im Betrage von 2000 Kronen dem Steyrer Invalidenfonds übermittelt. Am 19. fand die 30. ordentliche Ge¬ neralversammlung der Steyrtalbahn=Ge¬ sellschaft unter dem Vorsitze des Präsi¬ denten Millner statt. Der Reingewinn — betrug 225.578 Kr. 63 H. In ganz Oberösterreich trat am 17. die Raucherkarte in Kraft Die Ehrenmedaille für 40jährige treue Dienste wurde dem Franz Hölzl, Werkmeister bei Reithoffers Söhne zuer¬ kannt. Im Glassalon der Schwechater Bier¬ halle versammelten sich am 20. zahl¬ reiche deutsche Männer aus Steyr und Umgebung zur Beratung über die Grün¬ dung von Gemeindeleilungen des Deut¬ chen Volksrates im Gerichtsbezirke Steyr. Anwesend waren die Vertreter sämtlicher deutschen Parteien, der Klerus von Stadt und Land und viele Frauen. Die Beratung eröffnete k. k. Professor W. Brand. Am 21., nachts, ereignete sich in ein Stiedelsbach, Gemeinde Losenstein, furchtbares Verbrechen. Die 40 Jahre alte Elisabeth Nagler wurde in ihrer Wohnung mit ihren drei Kindern über¬ fallen und schwer verletzt. Der Unhold zündete sodann das Wohnhaus, die so¬ genannte Ueberlände an, um das Ver¬ brechen unendeckt zu machen. In Anbetracht der herrschenden Fett¬ not und der dadurch bedingten, aufs alleräußerste eingeschränkten Waschmittel¬ produktion wird verfügt, daß Seife nur mehr ausschließlich der Körperreini¬ 10*

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