Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1919

68 Die Teuerung. 1. Kilo Zwiebel kostet 11 Kr., Sauerkraut Kr. 1.20, Topfen 2 Kr., Marmelade Kr. 4.10. Vom Bischof in Linz wurde auf die Pfarre Garsten Professor Ernst Kosch, Spiritual und Religionslehrers im Pen¬ sionate Ort bei Gmunden, präsentiert Er steht im 47. Lebensjahre und im 23. Jahre seines priesterlichen Wirkens. Um Heizmaterial zu sparen, mußte in den VolksschulenUnterrichtsunter¬ brechung eingeführt werden, u. zw. an 4 Tagen in der Woche Halbtagunter¬ richt, abwechselnd Knaben und Mädchen aus den verschiedenen Schulen. Web= und Wirkwaren dürfen außerhalb Oesterreichs nur gegen Trans portbescheinigung versendet werden. Am 21, erfolgte die amtliche Ver¬ lautbarung, daß seitens der feindlichen Macht Rußland den Mittelmächten ein Waffenstillstandsangebot ge macht wurde. Dieser erste Schritt zum Frieden mit Rußland wurde durch fest¬ lichen Fahnenschmuck bekundet. 1Nachdem schon von den Türmen der Vorstadtpfarrkirche drei noch daselbst ver¬ bliebene kleinere Glocken abgenom¬ men wurden, folgten diesen auch die drei letzten zur Verfügung gestandenen Glocken vom Stadtpfarrturm. Sie wurden in den Jahren 1746 und 1747 gegossen. Es verblieben in beiden Pfarr¬ kirchen nur die Zügenglöcklein. Im November fiel an 14 Tagen Regen und an 1 Tag Schnee. Die Wind¬ richtung war fast durchwegs westlich, die Windstärke gering. Dezember. Nach dem Stande vom 1. Dezember wurde die Aufnahme aller in Oberöster reich vorhandenen Vorräte an Most und Mostessig, sowie Kraut, Obst, Rüben und Zwiebeln angeordnet. Die Waldbesitzer und Besitzer von Holz müssen die Vorräte der Stadtge¬ meinde Steyr bekanntgeben. Der An= und Verkauf von Schuhen wird82 gegen Bedarfsbe¬ cheinigung geregelt, welche von der Be¬ hörde gegen Nachweis der Notwendigkeit beigestellt wird. In der am 13. stattgehabten Sitz ung des Gemeinderates der Stadt Steyr machte Bürgermeister Gschaider Mittei lung von der erfolgten Bewilligung einer Lustbarkeitssteuer, die die Stadtgemeinde berechtigt, von sämtlichen öffentlichen Unterhaltungsvera#staltungen November — Dezember. und Schaustellungen Abgaben von 5 bis 20 v. H. einzuheben. Der Ertrag dieser Steuer dürfte sich auf jährlich mindestens 25.000 Kronen belaufen. Die Errichtung einer städtischen Ar beitsvermittlung wird beschlossen, ebenso die kostenlose Uebernahme der bis¬ her der Waffenfabrik gehörenden eisernen Gaswerksbrücke in städtisches Eigentum. Am 16. erfolgte die Gründung der Ortsgruppe Steyr des „Reichs¬ bund deutscher Postler“. Als Ob¬ mann wurde Offiziant Zlunka gewählt. Am 22. mußte der Betrieb des Gaswerkes in Steyr wegen Kohlen¬ mangel eingestellt werden. Am gleichen Tage stellte die Oesterr. Waffenfabrik in Steyr die Be triebe ein. Die gesamte Arbeiter¬ schaft bekam bezahlte „Ferien“ auf unbestimmte Zeit. Da um diese Zeit Friedens,gerüchte“ allgemein in der Be völkerung besprochen wurden, nahm man den nahenden Frieden und seine Seg¬ nungen schon wahr. Die Arbeiterschaft hatte zum Großteil durch diese Art von Arbeitseinstellung eigentlich eine nam¬ hafte finanzielle Beihilfe, da die meisten Arbeiter einen zweiten Erwerb nach gehen konnten. Die hohen Wochenlöhne der aussetzenden Arbeiterschaft wurden aus Staats= und Betriebsmitteln be¬ stritten. Der Stand der Arbeiterschaft betrug im Dezember zirka 13.200 Ar¬ beiter. — Die Wochenlöhne betrugen 70 bis 160 Kronen. In Weyer wurde der Fabriks¬ besitzer Hermann Schönthaler zum Ehrenbürger ernannt. Die alljährig gepflogenen Christ¬ baumfeiern zur Beschenkung armer Kinder wurden auch diesmals abgehalten. Am Weihnachtstage starb im Alter von 81 Jahren Anna Diltsch, die Mutter des akad. Malers Josef Diltsch. In Verehrung wurde dem seit drei¬ ßig Jahren als Chorregent verdienten Musikdirektor Franz Bayer in der Stadtpfarrkirche eine Ehrung zuteil. Der Kirchenchor prangte im Grün und ein Ehrengeschenk bereitete ihm eine Ueber¬ raschung. Am 30. überreichte Bürgermeister Gschaider dem Michl Rottenmanner, Werkmeister bei Rud. Sommerhuber die Medaille für 40jährige treue Dienste. In den letzten Jahren gestaltete sich die Volksbewegung im Gebiete beider katholischen Stadtpfarren in Steyr folgend:

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