Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1919

61 wirklich für ein Unheil? Wer weiß, wer mit dem heutigen Tag und seinen weiß, wie Sie später einmal darüber Abenteuern legte sich der Verirrte zur denken werden! Wissen Sie, was ich Ruhe nieder. glaube? Wir sind hier alle noch etwas Am andern Tag traf er, nachdem abergläubisch, und ich nehme an, daß er Vater Gemballa begrüßt und ihm es so hat kommn müssen. Unsere Trude sein Mißgeschück und seine Rettung er¬ nämlich hat beim Bleigießen am letzten zählt hatte, eine Freundin Gertruds bei Silvester einen richtigen kleinen Schlitt¬ dieser in der Stube. Er setzte sich wie schuh aus dem Wasser gezogen, und wir ein anderer Gast an den Gasttisch und haben darüber viel gelacht. Jetzt ist die verzehrte sein Frühstück. Die beiden Prophezeiung eingetroffen!“ Mädchen verhandelten eifrig etwas mit¬ Und in der Tat, später glaubte einander. Gertrud senkte dabei das Reinhold Fröse selbst daran, denn er Haupt und schien eine verdächtige Röte fand, als das Eis ganz auf war, noch auf den Wangen zu haben. Plötzlich oft den Weg zu Boot nach Steinort. verließ sie die Stube. Reinhold sprach Eines Tages aber gar nahm er einige Worte über sein Unheil zur Trude Gemballa mit hinüber nach der Freundin. Die aber lächelte ihn schalk¬ Nehrung. haft an und meinte: „Halten Sie es Die Reise nach Hamsterdam. Humoreske von Franz Conring. Nachdruck verboten“ Es kam der nächste Tag, ein son¬ Wott sei Dank — das Barometer niger und milder Sommertag. Frau „ steht auf schön! Da kann's mor¬ Krause mit ihrem Söhnchen Kurt und gen fortgehen!“ Ilse, der vierzehnjährigen Haustochter, Herr Krause zog seinen Glatzkopf fuhren mit der „Elektrischen,“ die nach aus dem offenen Fenster zurück, schloß einem Vorort hinausführte, und gingen dieses und wandte sich wieder der Be¬ dann von der Endstation auf Umwegen trachtung seiner Familie zu, mit der nach Neudörfel bis zum Erlengut, er für morgen einen kurzen, aber wich¬ dessen Besitzer, ein alter, reicher, aber tigen Landausflug verabredet hatte. geiziger Bauer, den die Familie seit Man besprach jetzt den Feldzugsplan, Jahren kannte, eine begreifliche Vor¬ dessen Leitsatz frei nach Moltke darin liebe für gemünztes Gold hatte. Am gipfelte: „Getrennt marschieren — ver¬ zeitigen Morgen, als alles noch schlief, eint hamstern!“ holte Herr Krause aus dem Goldham¬ Frau Krause fragte noch im Laufe sterfach seines Schreibtisches eine statt¬ des Abends bei einem Vierteldutzend liche Zahl blinkender Füchse heraus, die Bekannten an, ob sie ihnen vielleicht er lustig in seiner Hosentasche klappern Butter oder Eier oder noch besser bei¬ ließ, als er etwa eine Stunde nach dem des morgen mitbringen sollte, sie wollte Abmarsch seiner Familie gleichfalls mit mit ihrem Manne und ihren Kindern der Straßenbahn gegen Neudörfel rollte. nach Neudörfel hinauswandern, wo sie Auf dem Erlengut wollte man sich dann von früher her „gute Beziehungen“ treffen, dort tüchtig aufkaufen, zu gut hätten. Selbstverständlich wurde ihr An¬ deutsch „einhämstern“, um dann ver¬ gebot allseitig und einstimmig mit einzelt, möglichst unauffällig, wieder den größtem Dank angenommen.

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