116 Frau können sie keine größere Freude körperlichem Schmerz zusammen und trat machen.“ zurück. Er holte das zerknitterte Pa¬ Da blickte Karl=Heinz Rechlin auf, pier aus der Zimmerecke, glättete es und in seinen Augen schimmerte es feucht. und reichte es ratlos dem Major. Aber „Herr Major ... .“ die ruhige, in seinen Augen war eine stumme Bitte: kühle Kommandostimme zitterte. Hilf! „Schon gut, Kamerad. Jetzt ist es Und der Mann vor ihm verstand unsere Pflicht, zu helfen wann und wo den Blick, und es war ein tiefes Mit¬ wir können. Aber schreiben sie mir bitte leiden in ihm. Als er gelesen, reichte für alle Fälle ein paar Worte, damit er dem Kameraden die Hand und wartete meine Frau den Kleinen auch bekommt. still, bis dieser begann. Das war freilich Bestellen sie mich als Vormund, so¬ ärger, als er geahnt. lange der Krieg dauert, oder was sie „Sie ist keine Deutsche, Herr Ma¬ wollen. Und nun gute Nacht ... ich jor. Das mag manches, wenn auch geh' in die Klappe. Der Tag war schwer nicht entschuldigen, so doch verständlicher und die Nacht wird kurz sein, glaube erscheinen lassen.“ ich. Ich fürchte einen Alarm, vorne Major Hagen nickte. Er dachte an geht's heiß her. Gute Nacht, Rechlin.“ seine junge Frau und an all die tau¬ Die Befürchtungen des Majors tra¬ send deutschen Frauen und Mädchen, die fen ein. Die Nacht war kaum angebro¬ durch Werke der Liebe und Barmherzig¬ chen, als Alarm das Ersatzbataillon keit mithalfen, den Sieg erringen. in die vorderste Front rief „Unsere Ehe ist keine sehr glückliche; Als der Morgen heraufdämmerte, ich merkte es schon lange, daß etwas stand Major Hagen im Etappenlazarett zwischen uns steht. Der Krieg, die Tren¬ am Lager des Hauptmanns Karl=Heinz nung, hoffte ich würde es bessern, würde Rechlin. Die Verletzung, die dieser bei ihr auch das Kind, für das sie leider dem Ueberfall erhalten, war lebensge¬ nie große Liebe empfand, näherbringen fährlich. Aber da der Hauptmann sehr ... sie geht, ... Und nun das darum gebeten und eine Heilung bei und das Kind, meinen Kleinen, herzi¬ der in der Heimat naturgemäß besseren gen Jungen, steckt sie in eine Anstalt!“ Pflege nicht ganz ausgeschlossen war, er¬ Der Major hatte sich erhoben. Nun laubten die Aerzte den Weitertransport blieb er neben Karl=Heinz Rechlin stehen in ein Heimatlazarett. Karl=Heinz Rech¬ und legte die Hand auf die Schulter des lin fühlte, daß sein Leben nur vor kur¬ Kameraden. zer Dauer mehr sein werde, und was ihn jetzt noch bedrückte, war die Sorge „Lieber Rechlin, sie wissen, ich meine um seinen Jungen. es gut mit ihnen. Vergessen sie die Frau, „Es sind doch bloß noch Tage, die die ihren Namen trug. Sie ist es nicht ich zu leben habe, Herr Major, ich weiß wert, daß ein deutscher Mann wie sie es,“ wandte er sich an den Kameraden, sich um sie kümmert. Ich vermute wohl nachdem der Arzt ihn verlassen hatte. recht, wenn ich annehme, daß auch sie, „Was sie an meinem Kinde tun, das wie ich, zwischen den Zeilen gelesen haben: muß ihnen ein anderer vergelten, ich Die Reise ist für diese Frau nur ein werde es nicht mehr können. Nun hätte Vorwand, und ihren Namen gedenkt sie ich noch eine Bitte. Sehen möchte ich wohl auch bald abzulegen. Für den Klei¬ die Frau, die meinem Kinde Mutter nen wollen wir schon sorgen. Erlauben sein will, und danken möchte ich ihr für sie, daß ich meiner Frau schreibe, daß ihre große Liebe. Wird es gehen?“ sie ihn zu sich nimmt, bis wir als Sie¬ ger heimkehren? Die Mutter wird ihn „Ich werde sofort an meine Frau wohl kaum zurückverlangen, und meiner schreiben, lieber Rechlin. Aber im übrigen
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