112 G2 Eine Flasche Kölnisches Wasser. Humoreske von Adolf Thiele. (Nachdruck verboken.) ines Vormittags — es war in den musterte. „Hier hast Du. Deinen Regen¬ 8#2 Universitätsferien — sah sich Pro¬ schirm; laß ihn aber nicht stehen!“ fessor Grübel plötzlich vor dem Spiegel „Wie kannst Du so etwas denken, seines Studierzimmers stehen. Er hatte liebe Klothilde!“ sagte der Professor vor¬ den Hut auf dem Kopfe, und dies setzte wurfsvoll. „Ich bin doch nicht wie die ihn in Erstaunen. Professoren in den „Fliegenden Blät¬ „Hm, ich habe meinen Hut auf!“ tern“ die immer den Regenschirm stehen sagte er sich. „Wollte ich nun fortgehen lassen!“ oder bin ich erst gekommen?“ Nach „Nun hätte ich noch eine Bitte an einigem Nachsinnen fiel ihm ein, daß Dich, lieber Theobald!“ sagte die Dame er soeben auf dem Flur gewesen war des Hauses. „Bringe mir doch aus der und dort den Hut aufgesetzt hatte. Drogerje von Hennig — Du weißt sie Er begab sich nun ins Wohnzimmer ja — eine Flasche Kölnisches Wasser mit.“ zu seiner Gattin. „Ach lieber Theobald,“ „Sehr gern, liebe Klothilde! Du sagte diese, „so kannst Du doch nicht kannst Dich darauf verlassen! Erst gehe gehen! Da fehlt Dir ja ein Knopf am ich zum Kollegen Ortmann, und dann Rock! Was sollten da die Leute denken?“ hole ich Dir das Gewünschte. Oder nein, Der Professor dachte gerade noch an ich gehe der Sicherheit wegen erst zu seine Abhandlung über die assyrischen Hennig.“ Damit stiefelte der Herr Pro¬ Wurzelwörter, an der er arbeitete, und fessor los. erwiderte: „Ach, laß doch! Die Leute Als später die Tochter der Frau sehen ja den fehlenden Knopf nicht!“ Professor und ihr Logierbesuch, eine Ku¬ Kopfschüttelnd holte die Frau Pro¬ sine, eintraten, sagte die Hausfrau: „Ich fessor Faden, Nadel und Knopf und habe meinen Mann gebeten, mir Köl¬ nähte in an. nisches Wasser mitzubringen; ich bin neu¬ „Wie hast Du diese Nacht geschlafen, gierig, ob er es nicht vergißt!“ lieber Theobald?“ fragte sie während „Dein Mann ist wohl ein bißchen zer¬ dieser ihre geistigen Kräfte nicht in höch¬ streut?“ fragte die Kusine. stem Maße beschäftigenden Tätigkeit. „Na und wie! Denke Dir, eines „O, ich danke, nicht gut!“ erwiderte Tages sieht er, daß wir geheimnisvoll der Professor. „Mir fiel gestern abend tun und etwas vor ihm verstecken. Und ein, daß ich mir etwas ganz Bestimmtes was macht er? Er sieht im Schriftsteller¬ vorgenommen hatte. Stundenlang sann lerikon nach, wann sein Geburtstag ist!“ ich darüber nach, in Pausen während „O je!“ rief die Kusine lachend. meiner Arbeit, endlich um ein Uhr fiel „Na, und weißt Du noch, Mama, es mir ein: ich hatte um zehn Uhr zu fragte die Tochter, „was er damals der Bette gehen wollen!“ Berta, unserem früheren Dienstmädchen „So, jetzt bist Du fertig!“ sagte die sagte?“ Gattin, indem sie ihren gelehrten Gat¬ „Wie war denn das gleich?“ fragte ten herumdrehte und von allen Seiten die Mutter.
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