Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1918

G □ BO- □c K SS oC An der Front in Frankreich. Von Hermann Ullmann. Enser Zug steht mitten im Walde, Aber dieser Stil herrscht ringsum und auf dem Geleis, das geradenwegs in allem. Er ist groß genug alle eigen¬ in die feindliche Front hineinführt, am tümlichen Zuge unseres so mannigfaltigen Ende der noch benutzbaren Strecke. Jen¬ Volkstums mit zu umfassen. Ja: darin seits auf den Höhen üben Feldgraue im liegt sein größter Reiz, daß unter seiner Morgennebel, durch den sich die Sonne „Einform“ hervor das Süd= oder Nord¬ ringt, Schützenlinien schwärmen aus, Or¬ deutsche, das Hannoveranische und das donanzen sprengen über die Aecker, eine Schwäbische, die Berufs= und Lebensge¬ Kolonne bewegt sich die Straße daher, wohnheiten und endlich die persönliche einheitlich, schwer, voll jener eigentüm¬ Eigenart überall durchdringt. Dieser Stil lich geschlossenen Ernergie, die an die ist auch etwas Dauerndes: er ist nicht organische Gedrungenheit eines gewal¬ erst gestern und nicht nur für besondere tigen Tieres erinnert. Wundervolle Ma¬ Zwecke, für den Krieg, auch nicht nur növerbilder, nur ernster und gelassener für besondre Stände und Berufe, die als im Frieden. Diese Leute haben alle des Krieges, begründet; sondern er ist schon oft im Feuer gestanden, diese Offi¬ dem ganzen Volke zu verdanken, seinem ziere, die jetzt in einem wohltuend kame¬ ganzen Leben, auch dem des Friedens ge¬ radschaftlichen Tone die Kritik halten, mäß und in seiner Geschichte wie geistig¬ wissen längst aus bitterer Erfahrung, wo¬ seelischen Entwicklung tief verankert. Das rauf es im Ernstfalle wirklich ankommt. kann man nicht scharf genug betonen, Hier, wo jene wundervolle, knappe Sach¬ auch für die Zukunft: wenn jetzt jenes lichkeit herrscht, jenes schlichte Feldgrau „Militärische“, das uns gerettet hat, als ohne allen falschen, auftrumpfenden Frie¬ wertvollster Teil unsres Wesens hervor¬ densprunk, wird wieder deutlich, wo unser tritt, so ist nicht das Beruflich= und deutsches Leben den auf allen Gebieten Ständisch=Militärische, sondern jene Or¬ heiß ersehnten Stil wirklich gefunden hat, ganisationskraft im weitesten Sinne ge¬ gefunden mit einer innern Sicherheit und meint, die auf dem persönlichen Ver¬ äußern Zeitgemäßheit, die im ganzen eu¬ antwortungsgefühl jedes einzelnen, des ropäischen Kulturgebiet für eine so große Einfachsten wie des Führenden, ruht und Gemeinschaft nicht wiederkehrt: im Mili¬ in unsern Gewerkschaften und Friedens¬ tärischen. Stil dabei nicht nur im „ästhe¬ organisationen so gut hervortritt wie in tischen“, sondern in jenem tiefsten Sinne der Armee. Man wird vielleicht künftig gemeint: als vollkommener Ausdruck noch mit allem Nachdruck betonen müssen: organischen Wesens. Die militärische Organisation als solche 25 385

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