sie markerschütternd vor Schmerz, wo¬ rauf der Stadtrichter dem Schreiber die Weisung gab, alles zu vermerken, da er der „Malefizperson“ nicht traue, ob sie nicht alles widerrufen werde. „Ich hab' mein Madel erdrosselt. Mein Geliebter hat vom Kind nichts wissen wollen. Er hat g'sagt, ich hätt' mit einem andern g’halten und das Kindel wär net von ihm g’wesen.“ „Wer war dei Geliebter?“ frugen sie die Beirichter. „Ich will die ganze Schuld bekennen und auf mich nehmen, er hat keine Schuld. Ich will alles ertragen. Verraten will ich ihn nicht. Drängt mich nicht, gestrenge Herren.“ Alles Bestürmen und Fragen half nichts. Die Ploni sagte nichts, denn sie war edler, als er es mit ihr gewesen war welcher sie ins tiefste Elend, in die größte Verachtung stieß und hilflos stehen ließ. Durch ihn war sie an den Rand der Verzweiflung getrieben worden. Er hatte sie heimat= und unterstandslos und zur Sie Mörderin ihres Kindes gemacht. erzählte unter furchtbaren leiblichen als seelischen Qualen, wie sie über sein Zu¬ reden mit ihm eine Liebschaft begann, deren Folgen nicht ausblieben, wie sie von ihren Mitmägden verachtet wurde, wie sie ihre Eltern wegen der Schande verstießen, Tage und Nächte in Wäldern verbrachte, von rohem Gemüse und Obst lebte und hilflos inmitten finsterer Nacht einsam gleich einem Reh ein Kind zur Welt brachte. Ihre Not steigerte sich. Sie hatte kaum für sich das notdürf¬ tigste Gewand und keinen Unterstand, nur Verachtung war der Sünde Sold. Der Geliebte hatte sie verlassen und kein Laut des Unwillens kam über ihre Lip¬ pen. Schon entsandte ein grimmiger Win¬ ter seine Vorboten. Da sie vollends arm war, nahm kein Häuslersweib das Kind in Pflege, trotzdem sie versprach, mit der Hände Arbeit das Geld aufzubringen. Von Haus zu Haus, von Tür zu Tür war eilte sie. Alles Pochen und Bitten vergebens. Nur Fluch und Schimpf be¬ gleiteten sie. In unbeschreiblicher Ver¬ zweiflung wollte sie ihr Kind nicht hin¬ 357 siechen sehen und nachdem auch ihre Kräfte schwanden, dem Kind die Brust zu reichen, da übermannte sie der Ge¬ danke, das Kind vor sich sterben zu sehen, dann wollte sie verhungern. Das lebensschwache Kind war bald der Ird¬ lichkeit entnommen. So wehmütig sie auch sprach, doch auf den Gesichtern der Richter gleich denen der Henker malte sich kein Er¬ barmen. „Hast du nichts mehr auf dem Gewissen,“ schrie sie barsch der Stadt¬ richter an. „Nein, gestrenger Herr,“ ant¬ wortete sie schmerzerstickt. „Hast du früher Liebschaften gehabt? Und welche nenne sie.“ „Einen Bauernsohn aus der Umgebung. „Ha, schandlose Dirne solche noble Passionen hast du gehabt. Bäuerin hätt'st werden wollen, du Bettelmensch. Wie heißt er?“ „Dies sag' ich nicht!“ flehte sie. „Und warum nicht?“ „Ich will ihn nicht blosstellen!“ „Das ist einerlei. Du hast zu antworten auf das, um das du gefragt wirst.“ Er befahl den Henkern, die Zangen zu glü¬ hen und ihr einen „Zwick“ in die Brust, zu geben, damit die „Malefizperson“ rede. Der Gerichtshof frug, ob sie schon Kinder vor dem ermordeten geboren habe. „Nein, schrie sie weinend. „Sag' nur die Wahrheit, leugnen hilft dir nichts. Die glühenden Zangen werden dich schon redend machen,“ fuhr sie barsch der Stadtrichter an. Bei diesen Worten zuckte sie. Rotglühend beleuchteten die Zangen gleich Schlangenaugen das dumpf beschienene Gelaß. „Schau diese an, sagte spöttisch Pfefferl und einer der Henker hielt ihr eine funkensprühend vors Gesicht. „Hast du schon Kinder gehabt, vielleicht vom Bauernsohn?“ „Nein!“ rief sie zagend. „Glauben dir nichts, unverschämtes Mensch. Tut eure Ar¬ beit!“ Zischend grub sich die Zunge in die rechte Brust. Ein gellender Schmer¬ zensruf tönte durch den Raum. Der Stadtrichter mahnte sie zum Geständ¬ nis zu schreiten, denn sonst würde der ge¬ Versuch Tat. „Ich will alles alles Die stehen,“ wimmerte die Arme.
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