353 □00 E CMLZ S (C 1ge S Se 1098 □ 18261 15.55 Apollonia Schreinhueber. Erzählung aus Steyrs Vergangenheit. Von Josef Hugo Harter=Hart, Steyr. 30 *5 schwangere Mädchen, selbst Frauen ge¬ alt säuselte der Wind durch's ent¬ nannt und ihnen die Tat aufgehalst, 22 laubte Geäste morscher Obstbäume, bis fernes Murmeln ihr Gespräch ver¬ als wollte er der erwachenden Bürger¬ stummte, denn inmitten wüsten Geschreies, schaft der alten Eisenstadt Steyr eine umgeben von Landsknechten, verspottet grauenvolle Kunde lispeln. Schon begann und verhöhnt, schritt den Kopf gesenkt der Morgen den fahlen Schimmer über das Tuch fast über das Gesicht gezogen, die höchstgelegenen Häuser der Stadt zu ein jugendliches Weib, die Mörderin. Die werfen, als im Herbstnebel gehüllte Ge¬ noch sichtbaren Züge sprachen von Kum¬ stalten durch die öden Gassen eilten. Es mer, Not und Entbehrungen jeder Art waren die Bäckenweiber, welche nebst Neugierig drängte sich der Haufen an Brot die erste Neuigkeit mit geschwätziger sie und die Landsknechte hatten Mühe, Zunge von Haus zu Haus trugen. Mehr die Arme vor Mißhandlungen zu schützen. als der Beruf forderte und es ihnen die Ein keckes Weib riß ihr das Tuch vom gealterten Glieder gestatteten, schlüpften Kopf, worauf sich ein allgemeiner Schrei sie von Haus zu Haus, von Tür zu Tür, „Jessas, das Tagwerker Mensch, die die Nachricht von schauriger Tat ver¬ Schreinhueber Ploni ist's!“ vernehmen kündend, welche sich in der Vorstadt ließ, welcher sich brausend und fluchend Steyrdorf, in unmittelbarer Nähe im fortsetzte. Die Erkannte zuckte zusammen, Stadlmayrholz, ereignete. Dört hatten als hätte sie der Blitz getroffen. Nur am vergangenen Abend die Hunde des Verwünschungen und Flüche schüttete der Försters vom „gestrengen und edelfesten“ Haufen über sie, niemand kannte Er¬ Steyrer Burggrafen Ferdinand Hoff¬ barmen. Der Zug drängte mühsam durch mann, Freiherrn zu Gruenbuechel und die stets größer werdende Menge. Die Strechau, einen Erdhaufen aufgewühlt, Straßen waren mit Leuten jeden Standes unter welchem die Leiche eines ermor¬ und Alters überfüllt. Bald war die deten, neugebornen Kindes gefunden wurde. Bald reifte die Kunde durch die Sierningerstraße durchzogen. Der Weg Stadt und plaudernde Gruppen belebten führte über die Steyrbrücke, durch die die Enge (Enge Gasse) auf dem Stadtplatz trotz Frühe und naßkalten Wetters sich Straßen. Auf jedem Gesicht malte zum Hirschenhaus?), wo Gerichtssitzungen abgehalten wurden und Gefängnisse Staunen und Entsetzen. Jeder Mund frug nach der Mörderin. Verschiedene Ge¬ waren. Das eisenbeschlagene, stark ver¬ rostete Tor knarrte unwillig in den rüchte belebten die Phantasie. Manche erzählten, daß die Mörderin bekannt sei, Angeln, um ein neues Opfer zu emp¬ andere überholten diese mit der Nachricht, *) Das Hirschenhaus stand an Stelle gegenwärtigen Kreisgerichtsgebäudes und diente oft hohen Gefangenen daß man sie noch in der Nacht dem zur Wohnung, so Hertog Johann Friedrich dem Mittleren Gericht eingeliefert hätte. Hiebei wurden von Sachsen=Gotha und Alexander, Woiwoden der Moldau. 23
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