Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1918

288 Stunden so gleichmäßig herum. Aus zur Reise gerüstet vor dem Bruder, Ab¬ ihrem Ticktack tönte es heraus: „Was schied zu nehmen, um ihren Paul zu ho¬ quält ihr euch, ihr törichten Menschen¬ len. Als seine Frau wollte sie mit ihm kinder? Die Zeit geht hin, und ihr müßt zurückkommen, sich das Recht sichern, ihn mit. Was nützt euch euer Grübeln? Es ganz gesund pflegen zu können. Der kommt, wie es kommt. Ticktack ticktack.“ Bruder nickte zustimmend. Dann drückten Heute war Erbteilung gewesen. Die sie sich die Hände. Das junge Mädchen alte Uhr, die mit ihrem hellen Klange warf noch einen wehmütigen Blick auf die glücklichste Stunde ihres Lebens be¬ die alte Uhr, die nun ihren Platz in gleitet hatte, die hätte Friedel so gerne des Bruders Zimmer gefunden. Hatte behalten. Doch Fritz war der ältere; der den Blick gesehen? — Friedel war seinem Wunsche mußte sie nachkommen gegangen. und sich mit schwerem Herzen von der Ein junges, glückliches Paar hält ihr so lieb gewordenen Uhr trennen. Es seinen Einzug in das neue Heim. Der war so still um sie. Erschrocken richtete junge Ehemann in Feldgrau, noch un¬ sich Friedel empor. War die alte Uhr ichern Ganges, den einen Arm in der chon fort? Ach nein, dort stand sie noch. Binde, sorglich geführt von seinem jun¬ Nur so leise klang eben ihr Ticktack, so gen Frauchen. Ticktack schallte esihnen traurig. Und aufs neue begannen Frie¬ entgegen, und eben hob sich Amors Arm, dels Tränen zu fließen. Scheiden von um ihnen die erste Stunde in ihrem Heim allem, was uns teuer ist, das brachte zu verkünden. Da stand sie wieder als das Leben so mit sich. Und das gerade Friedels Eigentum, die alte Uhr im neu¬ in der heutigen Zeit. glänzenden Kleide. Ein Schreiben war da¬ Eben hob sich Amors Arm zu neuem ran befestigt. „Meinen lieben Schwester¬ Stundenschlag. Was würde die nächste lein zu ihrem Hochzeitstage.“ Der junge bringen? Da klang in die Stille hinein Krieger schlang den gesunden Arm um der schrille Ton der Flurglocke. Gleich seine Friedel, so traten sie vor die alte daruf brachte die Aufwärterin einen Uhr. Brief herein. Einen Feldpostbrief, aber von einer fremden Hand. Elfriede Wall¬ Wie viele Geschlechter hatte sie schon hausen hielt das Schreiben unschlüssig in mit ihrem Stundenschlag durchs Leben begleitet. Tatkräftige Männer und stille der Hand. Ticktack, frisch aufgemacht, so öff¬ klang die Uhr dazwischen. Zögernd Gelehrte, feinsinnige Frauen und rüstig schaffende Hausfrauen. Von ihnen allen nete das junge Mädchen. Es war das floß noch ein Tropfen Blut durch Frie¬ Schreiben eines Arztes. Ihr Paul war dels Adern. Nun würde die Uhr noch schwer verwundet. Aber „er lebt!“ Das einem neuen Geschlecht die Stunden kün¬ war das Zauberwort an dem sich Frie¬ del immer wieder aufrichtete. Dann end¬ den und mit ihrem hellen Klange hinein¬ tönen in Oesterreichs Zukunft. lich kam die Stunde, da stand Friedel • P Erdapfelgebet. LL G Lass’ s’ groß wer'n guatmächsi, Für d' Erdäpfel bet' i Und viel, was s’ nur mög'n. Zu Dir drob'n, o Herr. Hast dös all's barmherzi I brauch s’ und dös g’walti In Gnaden erfüllt, I hab' scho lang koa mehr. Tua 's Letzte nu, 's Beste: Lass' s' Staud'n für Staud'n wachsen Schau af, daß mir s'’ neamt stiehlt. Mit Sunnschein und Reg'n,

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