198 Fremdes gaben, Auf das mächtige, große Der Oberzeremonienmeister klopft mit einem Stabe an die verschlos¬ Schaubett ward der Sarg gehoben. ene Gruftpforte in der Kapuziner Kardinal Fürsterzbischof Dr. Pfiffl kirche und verlangt Einlaß. segnete den Kaiser zum letztenmale ein. „Wer ist da?“ fragt der Pater Die Trauergäste fielen in die Knie und Guardian, ohne zu öffnen. Trabanten und Hellebardiere trugen den Seine Majestät der Allerdurch¬ Sarg des Kaisers wieder hinaus auf den lauchtigste Kaiser Franz Josef.“ Wagen. Der Kaiser, die Kaiserin und die „Ignosco den kenne ich nicht!“ fremden Fürstlichkeiten reihten sich nun „Der Kaiser von Oesterreich und Apostolische König von Ungarn!“ hinter dem Zuge ein und begleiteten ihn „Ignosco den kenne ich nicht!“ das letzte Stück bis zur Kapuzinerkirche zu Fuß. Zum drittenmale schlägt der Oberzeremonienmeister an die ver¬ Ein überraschend ergreifendes Bild schlossene Pforte. „Wer verlangt Ein¬ bot eine Szene, die trotz des Einhaltens laß?“ des spanischen Hofzeremoniells nicht an¬ „Ein sündiger Mensch, un¬ ser Bruder Franz Josef!“ gekündigt. Als der Sarg aus der Ste¬ phanskirche wieder auf den schweren Ga¬ Und die Pforte öffnet sich. lawagen gehoben wurde und der Zug Tränenerfüllten Auges, von Schmerz sich rangierte, schritten unmittelbar hin¬ übermannt, begleiteten die Mitglieder des ter dem Sarge Kaiser Karl und dessen Allerhöchsten Kaiserhauses mit den Blik¬ Gemahlin, Kaiserin Zita, zwischen beiden ken den Sarg. Hier wurde der Sarg, an der Hand der Eltern, der kleine vier¬ dem Wunsche des verblichenen Monarchen jährige Kronprinz Franz Josef in einem gemäß, zwischen den Sarkophagen der weißen Kleidchen, die Mütze in der Hand. Kaiserin Elisabeth und des Kronprinzen Das Bild machte auf das nach Tausende Rudolf niedergestellt. zählende Volk einen außerordentlich tie¬ Nach Beendigung der Einsegnung fen Eindruck. Von der Geistlichkeit em¬ und der Trauergebete übergab der erste pfangen, wurde der Sarg in die Kapu¬ Obersthofmeister den Schlüssel zum Sarge zinerkirche getragen und auf den Katafalk dem Guardian, der Kapuziner und emp¬ gestellt. Die Allerhöchsten und Höchsten fahl dieselbe seiner Obhut, worauf der Herrschaften, sowie alle Persönlichkeiten Monarch mit Gefolge in die Kirche die der Leiche auf diesem letzten Teil zurückkehrte. des Weges das Geleite gegeben hatten, nahmen in der vollständig schwarz aus¬ Die Schatten des Abends senkten sich geschlagenen Kirche die für sie bestimmten herab, als die Trauerfeier beendet war. Plätze ein. Die Kaisergruft wird aber jetzt wohl ein Noch einmal erfolgte die Einsegnung Wallfahrtsort sein, zu dem Einheimische der Leiche, es wurde der Sarg gehoben und Fremde pilgern werden, um dem und unter Trauergebeten und Fackelbe¬ in Gott ruhenden Monarchen ihre Liebe, gleitung, unter Vorantritt der Kapuziner, Verehrung und Ehrfurcht noch im Tode zur Gruft getragen. zu zollen. 40 9 CZL „ egenghene d.#
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