Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1918

190 „Ei, freilich, edle Frau — alles lobt mich nicht leicht davon, aber, die Lo¬ den Meister, der dieses Muttergottesbild sensteiner bringen gern der so lebenswahr geschaffen! Es ist noch Gottesmutter eine kleine Ga¬ nicht geweiht, das wollen wir gelegentlich be für deren gnadenreiche Für¬ besorgen und es dann aufstellen, vorläufig bitte dar!“ ist das Bild in der Kirche unter der Der Abt sah die Losensteinerin an, Orgel untergebracht!“ verstand deren edles Tun und sagte er Und er machte eine einladende Hand¬ sich, daß dieses Weihegeschenk eigentlich bewegung in diie Kirche einzutreten und ein Sühnopfer war, das diese Frau wies dann in derselben nach einem stoff¬ für die schlimmen Taten ihres Gatten verhüllten, kleinen Gerüste gleich neben brachte. Aber er sagte das wohlweislich der Pforte und winkte den Meßner her¬ nicht, er war so feinfühlig wie die Lo¬ bei, der eben an einem Seitenaltare sensteinerin und nur aus seinen feucht¬ Kerzen auswechselte. Mit stummer Ge¬ schimmernden, guten Augen, konnte Frau berde wies der Abt dem Meßner an, Rosamunde ersehen, daß er verstand, die Hülle von dem Bilde zu entfernen. was sie beabsichtigte und es billigte. „Wie schön, wie lebenswahr diese Erst als sie vom Schemel herab¬ schmerzgebeugte Gottesmutter doch ist,“ stieg und demutsvoll das Haupt neigte sagte Frau Rosamunde bewundernd, „und vor dem Abt, machte der segnend das wie erhaben in ihrer Schmucklosig¬ Zeichen des hl. Kreuzes und murmelte keit!“ in tiefer, innerer Erregung: Und, wie einer plötzlichen Eingebung „Wir werden dieses Weihegeschenk folgend, sah die Edelfrau den Abt fra¬ hoch in Ehren halten, Gottes reichster gend an und meinte mit feinem Lächeln: Segen über euch, edle Frau!“ „An Weihgeschenken wird es diesem verehrungswürdigen Kunstwerk gewiß Kurze Zeit darauf hielten der Sohn nicht fehlen, denn ein Blick in dieses milde des in zorniger Aufwallung vom Lo¬ Duldenantlitz kann schon das leidende sensteiner erschlagenen Garstener Haus¬ Herz des Menschen beruhigen und stärken, maiers und Tina, die Tochter des gel¬ das merk ich wohl. Ihr erlaubt doch, ben Tobias fröhliche Hochzeit und zogen, hochwürdigster Herr, daß ich die erste als freie Leute, als Wirtschafter in den bin, die dieses Bild mit einem Weih¬ Dambach hinein. Im Jahre darauf kam und Sühngeschenk schmückt?“ unter Vermittlung des Burggrafen zu Und ohne eine Antwort des über¬ Stadt Steyr, des edlen Herrn von Vol¬ raschten Abtes abzuwarten, nahm Frau kerstorf und des Stadt Steyrer Stadt¬ Rosamunde das kostbare herrliche Hals¬ pfarrers Thunpassinger zwischen dem band mit Kreuz von ihrem schönen Halse, Kloster Garsten und Hartneid von Losen¬ stieg auf den vor dem Bilde befindlichen stein ein Vergleich zustande wegen des Schemel, legte der Statue Halsband und Maierhofes und des sonstigen Schadens Kreuz gar zierlich um und sagte dabei in Garsten, wobei auch der junge Ehe¬ bedeutungsvoll in Wort und Blick: mann in Dambach reich entschädigt wurde „Es ist ein sehr lieber und teurer und wenn Frau Rosamunde ab und zu Schmuck, Herr Abt, hab' das Hals¬ ihre Schützlinge besuchte und deren paus¬ band vor wenig Tagen von Jakob, dem bäckige Kinder und das aufblühende An¬ alten Handelsmann gekauft und daran wesen sah, dann dachte sie wohl, nicht das Kreuz, so ich von meiner Frau ohne kleine Wehmut, für sich selber: Mutter selig hab überkommen, gefestigt, „So ganz schlimm ist es doch nicht dieweil Halsband und Kreuz so schön ausgefallen — das aufgewärmte — Essen!“ trenn und so edel zusammenpassen

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