6 hat vernichtet — sie war die zukünftige Schwiegertochter des Garstener Haus¬ maiers. Nun wird wohl aus der Heirat nichts seit, hm —,“ der Abt suchte augenscheinlich nach einem passenden, die edle Frau nicht verletzendem Worte, seit wir unseren schönsten Hof durch Feuer zu verlieren das Unglück hatten. Dessen Sohn hier, der Gerhardt und der Bruder des Maiers —.“ der Abt bezeichnete beide mit entsprechender Hand¬ bewegung, „haben dabei ihr Habe ver¬ loren und Tinas Vater, der gelbe To¬ bias, ist kein freigebiger Mann und die Feindschaft zwischen Losenstein und Gar¬ sten auch nicht darnach angetan, eine ehe¬ liche Verbindung zwischen unseren Leib¬ eigenen zu fördern.“ Frau Rosamunde verstand gar wohl den feinen Wink, welchen der ehrwürdige Abt von Garsten mit seinen Worten ihr da geben wollte. „Wir werden darüber, wie der Gar¬ tener Gerhardt und die Losensteiner Tina sich einen Hausstand werden gründen können, noch reden Herr Abt, mein Gemahl und der gelbe Tobias haben auch mildere Seiten und wir kön¬ nen uns deswegen einigen,“ meinte Frau Rosamunde wohlgefällig die jungen Leut¬ chen musternd, die bescheiden dastanden und mit leicht begreiflicher Neugier auf das Gespräch hinhorchten, das die hohen Herrschaften da führten, „ist mir sogar recht gelegen, von der Sache zu wissen, denn ich such' für meinen Maierhof, am Dambach, ein tüchtiges, junges Paar, das denselben wohl zu bewirtschaften versteht, so ihr Herr Abt, des verstorbenen Gar¬ stener Maiers Sohn mir empfehlen könnt und ihn mir zum Leibeigenen überlassen wollt, will ich schon nach dem rechten sehen doch, darüber bitt ich um euren weisen Rat und die geeigneten Vorschläge, so¬ bald ihr, Herr Abt, mit euch selber darüber werdet einig sein.“ Der Abt verbeugte sich in stummer Zustimmung, Frau Rosamunde erhob sich und wandte sich zum gehen. Vor Tina blieb sie stehen und deren Kopf durch 189 einen sanften Fingerdruck am Kien hoch hebend, sagte sie voll Güte: „Nicht weinen Kind, ist nicht mehr zu ändern das und in Dambach drinnen ist's auch ganz schön — kennst doch dort meinen Maierhof, wie? „Oh doch, edle Frau,“ erwiderte Tina lebhaft und sah Frau Rosamunde so entzückt an, wie ein Wesen aus Him¬ melshöh'n, „ist nicht so groß, wie der zu Garsten, ließ sich aber noch gar viel aus ihm machen, denk ich!“ „Schau, schau, du bist mir schon die rechte, wie ich merk',“ meinte Frau Rosa¬ munde und sah den Abt, der zustimmend nickte, lächelnd an, „und dein Liebster da, paßt wohl zu einem Maier?“ „Glaub schon, edle Frau, kennt den Dienst und ist gut und fleißig — und sonst wollt ich schon sorgen dafür, daß er aus einem Knecht ein Wirt¬ schafter wwird werden.“ Die Losensteinerin lachte hellauf bei diesen vielsagenden Worten des Mädchens und es gefiel ihr gar wohl, daß sie da¬ raus entnehmen konnte, daß die Dirne „schneidig“ war und den Mann schon zu „erziehen“ sich getraute zum wackeren Ehe¬ herrn und fleißigen Hauswirt. „Na, wollen's hoffen,“ sagte Frau Rosamunde noch immer lachend, „daß es dir besser gelingt dem Gatten was zu gelten, als manch' andere Frau — Gott befohlen!“ Sie nickte den Dreien wohlwollend zu und trat mit dem Abt und ihrer Kammerfrau heraus in den Klosterhof. „Ihr habt ein gar wunderschönes Muttergottesbild erhalten für die Kloster¬ kirche, Herr Abt,“ sagte jetzt Frau Rosa¬ munde, „ich hörte davon in Stadt Steyr sprechen, es soll ein Meisterwerk der Bild¬ hauerkunst geworden sein, welches einer eurer frommen Mitbrüder da geschaffen kann ich's sehen?“ Der Abt, der nicht recht wußte worauf die Edelfrau hinzielte mit ihren unversehens gesprochenen Worten, wurde ein wenig um die Antwort verlegen, doch erwiderte er mit verbindlichem Lächeln:
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