Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1918

186 kam ihnen ein Bauer mit verstörtem Ant¬ litze entgegen. „Was gibt's?“ rief der Abt böses 77 ahnend, brennt der Maierhof? „Es ist leider so, hochwürdigster Herr Abt,“ rief noch fast atemlos der Bauer, der ganze Maierhof mitsamt den Stroh¬ hütten an den Straße brennt lichterloh es ist keine Rettung.“ „Und wie entstand das Feuer? forschte ganz entsetzt der Abt, „erzähle, während wir zur Brandstätte eilen.“ „Oh, das ist eine schreckliche Ge¬ * schichte,“ erzahlte der Bauer während er mit dem Prior an der Seite des Abtes aus dem Kloster dahinschritt, „der Ritter Hartneid von Losenstein kam samt Ge¬ folge vor etwa einer Stunde zum Maier¬ hof geritten —.“ „Also er ist der Brandstifter?“ fragte der Abt ganz überrascht. „Er, er und kein anderer," berichtete der Bauer in großer Aufregung sweiter, „Wir Arbeitsleute saßen eben im Ge¬ spräch beim Frühstück unterm großen Eich¬ baum, als der Ritter dahersauste, an uns vorbei in den Hof hinein. Wir eilten nach seinen Begehr zu fragen, er aber wetterte und fluchte, schallt uns zusammen und verlangte Zeug zum Feuermachen zu er¬ halten. Der Maier wollte fragen zu was er derlei wohl brauche, allein der Ritter schnitt ihm barsch das Wort ab und drohte, uns niederhauen zu lassen, wenn wir derlei nicht rasch zur Stelle schafften.“ „Und ihr habt es getan?“ fragte rasch der Abt. „Was sollten wir wohl sonst anderes tun?“ meinte achselzuckend der Bauer, „der Ritter und seine Knappen hatten die Schwerter entblößt und waren nicht zum Spassen aufgelegt, der Maier wollte noch Einwendungen machen, flugs hatte er einen Hieb über den Schädel weg, daß er blutend niederfiel.“ „Heiliger Gott,“ ächzte der Prior entsetzt auf, „also Mord und Brand¬ stiftung — na, erzählt nur weiter, wird bald erzählt sein.“ Der Bauer nickte: „So ist es! Man befahl uns da und dort, an Wohnhaus, an den Stallungen Feuer anzulegen und flugs gings in die Höhe das wäre genug. Es dauerte keine Viertelstunde, so brannte alles hell und unrettbar. Wir wollten verstohlen löschen, allein die dro¬ hend herumfuchtelnden Schwerter und das traurige Schicksal des Maiers hielten uns davon ab. Als der Ritter sah, daß alles unwiederbringlich verloren sei, schickte er sich an abzuziehen und rief uns hönisch zu: Sagt dem Abte, das Feuer sei ge¬ macht, er möge jetzt den Braten daran bereiten lassen“ und dabei deutete der Unmensch nach den brennenden Stal¬ lungen, in denen das Vieh, welches nicht herauskonnte, vor Angst und Schmerz entsetzlich brüllte, „jetzt kommt der Geizhals gewiß nicht mehr in Ver¬ legenheit, wenn er Gäste bekommt!“ „Und fluchend und lachend zugleich ritt der Losensteiner mit seiner rohen Schaar von dannen gegen Steyr.“ Der Bauer hielt, keuchend vor Er¬ regung inne. „Und was tat ihr dann?“ fragte Abt Nikolaus mit bebender Stimme. „Es war ja nichts mehr zu tun, hochwürdigster Herr,“ jammerte der Bauer, „es brannte überall, im Wohn¬ haus, in den Ställen, in den Scheunen und die Strohhütten im Freien, ihr werdet nur rauchende Trümmerhaufen finden, Herr Abt!“ Der Abt erwiderte nichts, sondern schritt nur eilends den holperigen Weg dahin und bald waren die drei beim Maierhofe angelangt, in dessen Nähe viel Leute beisammen standen und gafften. Sie grüßten alle ehrerbietig den Prä¬ laten und dieser wollte den Leuten eben seinen Unwillen über deren Untätigkeit zu erkennen geben, als er sich auch schon überzeugt hatte, daß die Leute nichts besseres tun konnten, als müßig zusehen das gefräßige Element hatte so rasch um sich gegriffen, daß an eine Rettung irgend eines Gebäudes nicht mehr zu

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