entsetzten Gattin und dem halbtrunkenen lärmenden Gefolge. „Um Gotteswillen, was wird der Unhold tun?“ frug händeringend der Prior, der neben dem vor Entsetzen sprachlosen Abt stand, und wie dieser, dem abziehenden Reitertrupp kopfschüttelnd nachsah. „Irgend etwas Böses,“ gab Abt Ni¬ kolaus mit wehmütigen Ernst zur Ant¬ — wort. „Ich kenne den Losensteiner Gott es ist ein gewalttätiger Herr schütze uns vor seiner Bosheit!“ III. Im Jahre 1371 stand dort, wo heute „Halbgarsten“ ist, an ungefähr der Stelle wo sich das Wirtshaus befindet, ein großer, ausgedehnter Maierhof, der dem Kloster Garsten gehörte und dessen Be¬ trieb ein großes Erträgnis lieferte. Es war eine Musterwirtschaft, wie wir das heute nennen würden und die geistlichen Herren in Garsten waren auch stolz darauf und führten mit Vorliebe jeden vornehmen Besucher dahin. In jener Zeit, wo das Rittertum noch im kräftigsten Gedeihen war und der Adelige nur Schwert und Lanze führte, der Erwerb daher nur von diesen Dingen aus seinen Anfang nahm, machte aber der Besitz dieses Maierhofes nicht nur Freude sondern auch Sorgen, denn der umwohnende Adel sah mit scheelen Augen das Anwachsen des klösterlichen Wohlstandes und auf diesen Maierho hatten es gar viele abgesehen. Hartneid von Losenstein war im großen Zorn davongeritten und weder der Abt noch seine Konventualen ahnten, was er plante. Die Klosterbewohner sollten aber bald im Klaren sein, was des Ritters ohnehin boshaftes und vom Weine noch dazu aufgeregtes Gemüt plante. Am Morgen darnach sandte die aufgehende Sonne eben ihre ersten Strahlen in das reizende Ennstal und hüllte alles in eine Flut von Licht. Leise murmelnd floß die Enns ruhig dahin, als erzählten sich die neckischen 185 Wellen, welcherlei Ränke die Menschheit gegeneinander fähig ist, um sich die kurze Spanne Zeit, die das Leben genannt wird, zu vergällen. Abt Nikolaus war nach der heil. Messe in das Speisezimmer zum sehr einfachen Frühstück und sah mit Entzücken das herrliche Bild, das sich ihm hier vom Fenster aus bot, Ennsauf= und ab¬ wärts. Endlich brach der Abt das Schwei¬ gen und bald war zwischen beiden ein Gespräch im Gange, im Laufe desselben sie auch den unliebsamen Vorfall des gestrigen Tages berührten. Es war mitt¬ lerweile estark hell geworden und nur einzelne Sterne zeigten sich noch am klaren Himmel, als der Prior, die Hand ausstreckend, sagte: „Hochwürdigster Herr, seht doch gen Steyr, ist mir doch, als ob dort, gen die Stadtpfarrkirche zu, eine Rauchwolke aufstiege. „Wird wohl Nebel sein,“ meinte der Abt leichthin, „ist sumpfig dort unten und ein Nebel um diese Jahreszeit doch nicht selten. Das Gespräch nahm seinen Fortgang, als plötzlich in der vom Pater Prior angedeuteten Richtung eine Feuersäule zum Himmel aufschoß und ehe sich die bei¬ den Mönche darüber aussprechen konnten, schlug schon die große Glocke vom Gar¬ stener Kirchturm — es war kein Zweife das bedeutete Feuer und noch dazu ein großes Schadenfeuer in nächster Nähe. „Wo das Feuer sein mag?“ fragte beklemmten Atems der Prior. „Ich fürchte es betrifft das Kloster¬ gut,“ meinte nachdenklich der Abt, „wenn nur nicht der Maierhof brennt!“ „Um Gotteswillen, das könnte so sein.“ rief der Prior bestürzt und jetzt machte sich auch aus allen Teilen des Klosters Geräusch und Lärm vernehmbar — die Klosterleute eilten augenscheinlich ins Freie um zu helfen und zu retten, wenn letzteres noch möglich war. Auch der Abt und der Prior eilten in den Klosterhof um nähere Kundschaft von dem Brande zu holen und da draußen
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