das Kästchen sah, griff er rasch darnach und öffnete es. Beim Anblicken dieses prachtvollen Halsschmuckes für Frauen schien er wie gebannt und seine Blicke hafteten gierig und mit Verständnis doch darauf, während der alte Jakob ganz gebrochen in sich zusammengesunken da¬ stand und den Schmuck für verloren gab. Solch altes Gerümpel laß ich mir schon gefallen, höhnte endlich der Lo¬ sensteiner und legte das Kästchen auf den Tisch, „natürlich gibst du mir das für dich ohnehin wertlose Zeug da und ich seh' dann ab davon, daß du mich belogen hast — du bist wohl ein¬ verstanden?“ Und drohend blitzten seine Augen den Juden an, der mit tiefen Seufzer er¬ widerte: „Edler Herr, Ihr macht mich un¬ glücklich — es hängt viel Geld an diesen Perlen — ein kleines Vermögen, daß ich für zumeist erst verdienen wollte Euch hat's doch keinen Wert.“ „Narr,“ lachte der Losensteiner und tat wieder einen kräftigen Zug aus dem Humpen, „ich werd's ja nicht tragen, ist richtig das, aber die edle Frau von Losenstein, der wird's passen, das Stück also, schönen Dank Alter dafür und nun mach daß du weiter kommst, #1 sonst Er machte eine so drohende Hand¬ bewegung, daß der alte Jakob eiligst seine Sachen packte und auf den ge¬ krümmten Rücken schupfte. „Edler Herr,“ wagte er es an der Tür noch zu sagen, um vielleicht zu retten, was noch zu retten war, aber der Lo¬ sensteiner wies nach der Tür und der Alte wankte hinaus, ganz gebrochen, denn der Verlust war für ihn gar zu groß und schluchzend setzte er sich auf das Bänkchen vor der Gaststubentür und große Zähren rollten über seine tiefgefurchten Wangen herab. Da trat Tina zu ihm. „Was ist denn los, Jakob?“ fragte sie mitleidig, „gewiß hat euch der Losen¬ 181 steiner rauh behandelt — ist schon so der —.“ edle Herr „Wenn's nur das wäre,“ seufzte der Alte und erzählte dem Mädchen das ihm widerfahrene Unglück. „Es war am besten so, daß ihr das Halsband ruhig hergabet, sonst hätt' es euch wohl das Leben oder doch die Ge¬ sundheit gekostet,“ meinte das Mädchen nachdenklich, „beruhigt euch aber Jakob, bei der edlen Frau Rosamunde, seinem Ehegemahl, so, in Bälde hier eintreffen muß, so hat der Losensteiner vorhin er¬ zählt, gelt ich ein wenig was und der will ich die Sache mit dem Halsband schon erzählen, verlaßt euch darauf, die wird das schon ordnen. Und nun aber — trifft euch der Losensteiner noch geht hier, setzt's was ab, ich kenne das!“ Der Alte stand auf, drückte dem Mädchen dankbar die Hand und schritt gen beruhigter, aber schweren Herzens Garsten. II. Es war schon Mittag, als Frau Ro¬ samunde von Losenstein herüberkam, zu Pferde, nur von einem Pagen begleitet. Sie hatte in der Burgkapelle einer heil. Messe beigewohnt, war dann zu einer Nachbarin, die Namenstag hatte, glück¬ wünschen geritten und das hatte ihren Herritt sehr verzögert. Ihr Gemahl war zu solchen „Schnack“, wie er das nannte nicht zu haben gewesen, daher er vor¬ zeitig von Losenstein aufgebrochen war, hie und da nach dem Rechten gesehen und sich dann beim gelben Tobias zu einer Herz= und Magenstärkung häuslich nieder¬ gelassen hatte, wo er noch weilte, das Halsband ab und zu entzückt betrachtete und daneben wacker dem Humpen zusprach. Er war so versunken in die Betrach¬ tung des Schatzes, daß er den Eintritt seines Ehegemahls nicht bemerkte. Frau Rosamunde sah sogleich, daß ihr Herr Ge¬ mahl nicht ganz „klar“ und der Schmuck so durch „Zufall erworben“ war, ließ sich des langen und breiten erklären, wie der Losensteiner immer auf sie dachte und
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