180 edle Herr von Losenstein ist drinnen und ist recht übermütiger Laune.“ Der alte Jakob hatte aber schon die Tür geöffnet und wandte sich erschrocken zu Tina und wollte zurück — ein Zu¬ sammentreffen mit einem edlen Herrn war für einen Juden in jener Zeit nicht rat¬ sam, nur wenn ihn der Adelige zu sich rief, dann durfte er es wagen, so einem Gewaltigen unter die Augen zu treten. Der Losensteiner hatte aber den Juden schon erblickt und schrie mehr als er rief heraus: „He, Jakob komm nur herein zu mir mich gelüstet sehr nach einer Gesellschaft, und als dieser unschlüßig auf der Schwelle stehen blieb setzte er lachend hinzu: „hab dich auch einiges zu fragen, Mann Gottes, so ich nicht weiß, aber doch zu wissen wünsche!" Der Alte trat zagend ein und blieb an der Tür stehen. „Nur näher her zu mir,“ meinte der Losensteiner, „so und woher denn, wenn ich fragen darf?“ „War in Aschach heut, edler Herr,“ sagte Jakob demütig, „und kehre wieder —.“ heim „Reich mit Gütern beladen, wie ich seh,“ lachte der Losensteiner „Nu, wie's halt is, edler Herr,“ ent¬ gegnete der Jude und zuckte die Achseln, „was heißt Güter? So altes Gerümpel da?“ „Na, laß nur sehen, befahl der Lo¬ ensteiner, „will aussuchen was mir paßt — bist doch auf meinem Grund und Boden, dafür hast du mir Maut zu — oder nur der Stadt Steyr, zahlen he?“ „Weiß schon, edler Herr,“ sagte der alte Jakob ruhig, denn er kannte den Losensteiner dafür, daß er nicht scherzte, „aber von was soll ich was zahlen und für was soll ich zahlen — hab' ich doch nichts, sagt es doch, da im Sack ist altes Gerümpel — nichts wert —“ „Wenn's nichts wert wäre, hättest du es den Bauern nicht abgehandelt, grollte der Losensteiner, „also herab mit dem Sacke und deine Herrlichkeiten da ausgebreitet. Jakob holte seufzend den Sack von seinen Rücken herab und stellte ihn vor sich hin und sein Gesicht zeigte eine bekümmerte Miene, es mochte doch wohl einiges im Sacke sein, was der Ritter brauchen konnte, ihm dann abnahm und auf's zahlen vergaß. Der Losensteiner leerte wieder seinen Humpen und hielt ihn dem Wirte hin, der eiligst damit ver¬ schwand. Der alte Jakob kramte dies und das heraus aus seinen Sack, alte Kleider, einen Hut von ganz eigenartigster alter „Form,“ alte Messer u. dergl., hielt die Sachen dem Ritter hin, der ihm aber immer mehr verdrossen, abwinkte. „Hast also nichts anständiges im Sack drinn?“ fragte er endlich, „Gottes Blitz, dieses elenden Krams wegen gehst du doch nicht nach Aschach —dafür kenne ich dich viel zu gut.“ Der alte Jakob war dieses Krams wegen wirklich nicht so weit gewandert diese Fetzen waren nur die Deckung für ein Perlenhalsband, das zu unterst im Sacke in einem Kästchen lag und das er teuer gekauft hatte. Es war ein sehr altes Stück und in Stadt Steyr dafür viel Geld zu erhalten, denn die Perlen waren gut in Gold gefaßt, groß und rein und nach Rußland wohl zu ver¬ handeln. Das stammte aus einem Nachlaß in Aschach und der alte Jakob war eigens gerufen worden, sich das Halsband an¬ zusehen. Als Fachmann hatte er dessen Wert erkannt und es gekauft, nicht teuer natürlich und hoffte damit ein gutes Ge¬ schäft zu machen, kam dasselbe jetzt in die Hände des Ritters, waren sein Geld und der erhoffte große Gewinn verloren. Noch hoffte er das Kästchen zu retten, aber der Losensteiner, der es den Mienen des Juden ansah, daß er ihm etwas verberge, war aufgestanden, entwand dem Alten den Sack und leerte ihn kurzer¬ hand auf den Fußboden aus. Wie er Stadt Sterr hatte damals u. a. Handelsverbindungen mit Riew in Rußland und war dort auf der „Messe“ vertreten.
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