Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1918

160 Familien starben schon in ein paar Tagen an derselben. Bei der Waffenfabrik sind jetzt im Jänner aus Frankreich bedeutende Bestellungen eingetroffen und daher die Arbeiterentlassungen wieder einge¬ stellt. Im April baut Baumeister Ploch¬ berger in der Promenadequer¬ straße ein schönes Haus und auch Herr Werndl baut wieder ein Haus auf der Vogelsanginsel, in der Vorstadt Schönau wird ebenfalls ein Haus gebaut und bei der Steyr von der Waffenfabrik ein neues Direktionskanzleigebäude. Am 7. Mai begann der Bau der großen Werndlvilla. Vom k. k. Handelsministerium wurde die Errichtung einer Eisenindustrie¬ versuchswerkstätte in Steyr be¬ schlossen, wozu die Stadtgemeinde die Lokalitäten und ein Wasserwerk beistellen soll. Da die Waffenfabrik für Sachsen und Griechenland wieder bedeutende Gewehr=Bestellungen zu effek¬ tuieren hat, so befinden sich schon seit einiger Zeit sächsische und griechische Offi¬ ziere und Büchsenmacher hier. Am 9. und 10. Juni wurde kirchlich das Jubiläum für Pabst Pius IX. bei großem Volksandrange gefeiert. Am 11. Juni kam der österreichische Feldmarschall Erzherzog Albrecht aus Steiermark und gleichzeitig aus Wien über Wels der ganze Generalstab bestehend aus 21 Stabs= und 5 Subal¬ ternoffizieren mit 70 Pferden hier an. Endlich ist in Sukzessionsfrage nach dem am 3. Februar 1862 ver¬ storbenen Fürsten Gustav von Lamberg vom k. k. Obersten Gerichtshofe eine ganz unerwartete Entscheidung erflossen, mittels welcher dessen aus nichtebenbür¬ tiger Ehe entsproßene Kinder als zur Nachfolge im Fideikommißgüterbesitz un¬ fähig erklärt worden sind. Am 1. Juli trat auch das neue städtische Institut von 24 nächtlichen Feuerwächtern, anstatt der bis¬ herigen unbrauchbaren Nachtwächter ins Leben. Am 17. Juli wurde von der Stadt¬ gemeinde zur Unterbringung der vom k. k. Handelsministerium zu errichtenden Eisenindustrieversuchswerkstätte das Reit¬ mayrsche vormalige Drahtzugs= und Nägelfabrikshaus Nr. 465 in Aichet mit dem Wasserwerke um jährlich 700 fl. gepachtet. Am 17. September wurde das der vormaligen Bräuerin Therese Seidl ge¬ hörige, 3 Joch große Feld an der Bahn¬ hofstraße von der Stadtkommune zur Benützung als Markkplatz um jährlich 150 fl. gepachtet. Bei der Waffenfabrik werden anfangs Oktober wegen Mangel neuer Bestellungen 1000 Arbeiter entlassen. Im Gemeinderate wurde endlich wegen künftiger Abhaltung der Jahrmärkte beschlossen: a) daß die noch vorhandenen grundberechtigten 104 Markthütten auch künftig auf dem Hauptplatze aufgestellt, aber reguliert und b) der kleine Markt der übrigen Verschleißstände, dann die Methütten und Spektakelbuden aber auf dem gepachteten Seidlfelde aufgestellt werden sollen. Im November bekam die Waffen¬ fabrik eine weitere ziemlich bedeutende Gewehrbestellung vom Königreiche Griechenland, daher weitere Arbei¬ terentlassungen wieder eingestellt wurden. Der Schuldenstand der Stadt¬ kommune war am Jahresschluß 1877 an Kapitalien und Konten im Ganzen 422.161 fl. 10 kr. um 8767 fl. weniger als am Jahresschlusse 1876. Die Umlagen waren gleich geblieben: 60% von den direkten Steuern, 30% von der Bierkon¬ sumtion und 20% von der Wein=, Obst¬ most= und Fleischkonsumtion. S

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