Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1918

wurden doch die landwirtschaftliche Aus¬ stellung von 39.234 und die gewerbliche von 21.535, beider zusammen also von 60.819 Personen besucht und wurden die sehr bedeutenden Auslagen von 11.852 fl. 75 kr. von den Platzgebühren, Eintritts¬ geldern und Glückshafenerträgnis zu¬ sammen per 15.509 fl. 87 kr. nicht blos vollkommen gedeckt, sondern gewährten sogar der bedrängten Stadtkassa einen Reinertrag von 3657 fl. 12 kr. Am 15. September wurden auch im neuen Schulgebäude zu der dortigen drei¬ klassigen Knabenbürgerschule auch noch eine vorderhand zweiklassige Mädchen bürgerschule errichtet. Am 1. Oktober war, trotzdem der Gemeinderat aus lauter Liberalen be¬ steht, doch die Bürgermeisterwahl welche wieder auf den Hotelbesitzer M Crammer, aber nur mit ein paar Stimmen Majorität entfiel, verunglückt und mußte am 8. wiederholt werden, wo dann derselbe 19 von 21 Stimmen erhielt. Am 20. Oktober war die erste aber sehr stürmische Gemeinderats¬ sitzung. Am 25. Oktober fand im Ratssaale eine vom Herrn Dechant Arminger ein¬ geladene Versammlung von Hono¬ rationen und Bürgern zur Beratung wegen Aufbringung der Kosten zur Er¬ bauung einer gothischen Steinkuppel au dem Stadtpfarrturme nach dem Plane des Wiener Dombaumeisters Schmidt im Kostenanschlage von 67.000 fl. statt und wurde die Gründung eines Turmbau¬ vereines mit monatlichen Beiträgen von nur 10 kr. beschlossen. Am 12. November wurde der Herr Bürgermeister Moriz Crammer von dem Herrn Statthalter Baron von Wie¬ denfeld beeidet, worauf dann abends ein Souper von 36 Gedecken stattfand In Vogelsang wird die vom Schloße Engelsegg abwärts bis zur Kalkofen¬ brücke und längs der Leiten bis zur Schweizergasse führende Straße abge¬ 159 graben und reguliert. Herr Josef Werndl zahlte die nicht unbedeutenden Kosten, wofür die Stadtkommune blos 500 fl. an die Armen zu verteilen hat. Am 12. Dezember verließen die letzten zur Uebernahme der hier erzeugten Gewehre kommandiert gewesenen preuß. Militärs und zuletzt auch der liebens¬ würdige Hauptmann von Flotow zum allgemeinen Bedauern unserer Stadt, indem dieselben seit 1873 durch 3½ Jahre wesentlich zur Geselligkeit unserer Stadt beigetragen hatten. Ueberhaupt verdankt dieselbe ihren bedeutenden Aufschwung und Wohlstand in dieser Zeitperiode zum größten Teile dieser preußischen Gewehr¬ bestellung und hierortigen Erzeugung, welche bei 10 Millionen Gulden in unser Land gebracht haben soll. Am 15. Dezember wurde dem Haupt¬ kassier der Stadt Stefan Willner zur Feier seines 70. Geburtstages und als Anerkennung für seine bereits 54jäh¬ rige Dienstleistung für seine Vaterstadt eine ganz außerordentliche gemeinderät¬ liche Auszeichnung gespendet, er wurde zum Ehrenbürger der Stadt ernannt und es wurde ihm eine jährliche Jubi¬ läumszulage von 250 fl. angewiesen. Beide Dokumente wurden ihm im festlich geschmückten Ratssaale von dem Herrn Bürgermeister mit einer rührenden An¬ sprache vor versammelten Gemeinderate in sehr feierlicher Weise übergeben. Bei der Stadtkassa wurde im Jahre 1876 zur Bezahlung des Schul¬ hausbaukostenrestes noch ein Darlehen per 16.000 fl. aufgenommen; weil aber über 30.000 fl. an rückständigen Zinsen und Kontoschulden aus dem Jahre 1875 bezahlt worden sind, so hat sich der Ge¬ samtschuldenstand gegen das Vor¬ jahr um 5284 fl. vermindert. 1877. 2 Die schon seit einem Jahre besonders unter den Kindern fast epidemisch herr¬ schende häutige Kehlkopfkrank¬ heit (Dyphteritis) tritt nun viel stärker auf und sogar Kinder von den ersten

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