156 Sierninger= und Gleinkergasse und das obere Ort nach der sehr schön dekorierten Ennsinsel (Rederau) stattfand, auf welchem Zuge die Sänger vielfältig aus den Fenstern mit Blumen überschüttet wurden. Auf der Insel war dann ein wahrhaft großartiges und gelungenes Fest mit Beleuchtung und Feuerwerk. Aber schon am nächsten Tage trat wieder Regen ein. Sehr merkwürdig ist heuer die un¬ geheure Menge von Zwetschken, deren Einbringung fast gar nicht be¬ wältigt werden kann, denn es sind wirk¬ lich mehr Zwetschken als Laub auf den Bäumen. Verkauft werden größere Partien zum Brennen, 1 Metzen um 80 kr., auf dem Markte 25 um 1 kr. Auch Aepfel und Birnen gibt es viele. Bei der Waffenfabrik, wo sich nun die große Gewehrlieferung nach Preußen bald ihrem Ende nähern wird, sollen im Laufe des Herbstes von dergegenwärtigen Arbeiterzahl von 4800 nach und nach über 1000 entlassen werden. Herr Werndl ist wegen Aufbrin¬ gung neuer französischer Bestellungen nach Paris gereist, hat aber vorläufig nur unbestimmte Aussichten zurückgebracht. Am 15. September wurde mit einem schönem Feste das Schuljahr im neuen großartigen Volks= und Bürger¬ schulgebäude eröffnet, welches bis jetzt samt Bau= und Gartengrund bereits 243.322 fl. kostet. Es wurde nämlich aus dem Erjesuitengebäude die 8 klassige Knabenschule dahin transferiert und aus den in dem ersteren noch verbliebenen drei Knabenklassen und den zwei Klassen von der Schule in Ennsdorf eine fünf¬ klassige Schule errichtet und das bis¬ herige Schulhaus in Ennsdorf zum Ver¬ kaufe bestimmt. 2950 sehr schlechte Wetter seit Das 21. September verursachte sehr viele Krankheiten und Todesfälle, besonders aber trat die brandige Halsentzündung epidemisch auf, unter der Benennung „Dyphteritis“ und raffte sehr viele Menschen, besonders Kinder in ein paar Tagen dahin. Es waren im Jahre 1875 677 Todesfälle zu verzeichnen. Die Gewerbetätigkeit ist bei unserem altberühmten Eisen= und Stahlkommerz seit dem großen Börsenkrach 1873 im förmlichen Absterben und wird sich auch, wenigstens bei den bisherigen Kleingewerben, niemals wieder zu einiger Bedeutung erheben können Bei der so blühend gewesenen Messer¬ erzeugung arbeiten jetzt nicht mehr so viele Gesellen als früher Meister waren, ebenso bei den Feilen¬ schmieden und die neue Messerfabrik des Herrn Ludwig Werndl und Konsorten ist erst im Entstehen. Bei der Waffenfabrik waren bisher, Ende Dezember, die Arbeiterentlassungen nicht bedeutend, indem die preußische Arbeit ohnehin noch fast das ganze künftige Jahr fortdauern wird, und nebst der österreichischen noch französische und andere deutsche Arbeit in Aussicht steht. Der städtische Schuldenstand hat sich im Jahre 1875 vermehrt um 73.716 fl. und beträgt an Kapitalien 401.354 fl. und an Kontoforderungen 34.858 fl., zusammen also 436.212 fl. Die Umlagen waren von den direkten Steuern 40% Gebäudezinsungen 2, 3½ und 5%, Verzehrungssteuer=Zuschlägen 20%. Die Waffenfabrik zahlte 14.358 fl. Zur Erschwingung der großen Passiv¬ interessenlast mußte für das Jahr 1876 die Erhöhung der Gemeindeum¬ lagen von den direkten Steuern von 40 auf 60% und von der Verzehrungs¬ steuer für die Bierkonsumtion von 20 auf 30% präliminiert werden. 1876. Seit Beginn dieses Jahres erscheint hier ein neues von den Häuptern der klerikalen Partei gegründetes Wochen¬ Lokalblatt „Steyrer Zeitung“ für welche der hiesige Krebsenwirt und Reichratsabgeordnete für den Landbezirk Johann Zeilerberger einen Redakteur, den Journalisten Auer aus Wien mit¬
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