150 tage waren. Dazu noch immer steigende Teuerung, welche auch noch durch die seit 1. Mai in Wien eröffnete wahrhaft großartige Weltausstellung aller Nationen wesentlich gesteigert wird. Es kostet 1 Mtz. Weizen 10 fl., Korn 6 fl. Auf sunserer Promenadewüste wurde, nach mehr als 2 jähriger Ruhe, endlich am 30. Mai mit der Wegräumung des vor den neuerbauten Häusern stehen Straßendammrestes gebliebenen begonnen zur Tieferlegung des Gas¬ rohres. Am 22. Mai langt von dem zum Baue des Bürgerschulgebäudes landtäg¬ lich bewilligten unverzinslich und in 20 Jahresraten rückzahlbaren Landes¬ darlehen per 20.000 fl. die erste Hälfte ein. Nach dem endlich die schon vor zwei Jahren mit der fürstlich Lambergschen Güterdirektion wegen Auflassung des Schloßdurchgangs=Servitutes eingeleitete Unterhandlung zum Vergleiche dahin ge¬ diehen ist, daß dieser Vergleich, welcher schon am 23. April 1872 gemeinderätlich genehmigt worden, nun endlich auch von der fürstlich Lambergschen Fideikommi߬ administration ratifiziert worden ist, so wurde nach den Pfingstfeiertagen am 3. Juni mit der Demolierung der Festungsmauern zwischen dem Mädchenschul= und Schloßgebäude und des dort die Berggasse überwölbenden Torturmes begonnen, um sonach mittels Ausfüllung eines Teiles des Schloßgrabens die direkte Straße vom Schloßberge nach der Promenade er¬ öffnen zu können, damit sonach das auf dem Schloße haftende Servitut der freien, öffentlichen Passage durch dasselbe aufgehöben werden kann. Es wurde auch von der Schloßdirektion mit der Aufführung der diesfälligen Straßenstützmauer quer über den Schlo߬ graben begonnen, wozu aber die Stadt die Steine liefern muß, welche weit mehr kosten werden, als die vom Schloße für die Servitutsaufhebung zu leistende Zahlung. Der Frohnleichnamstag am 12. Juni war wohl trüb, aber windstill¬ und schöne Prozession, am 15. in der Vorstadtpfarre wieder bischöfliche Prozession und sehr schön. Am 23. und 24. war der berühmte Reichsratsabgeordnete Dr. Herbst hier, dem Abendmusik mit Fackelzug gespendet wurden. Am 29. war in der Stadtpfarrkirche Firmung. Die Blatternepidemie machte im Juni auch in Steyr wieder bedeutende Fortschritte. Am 10. Juli wurden die ersten Steine in das Grundbeet des neuen Schulhauses eingesetzt, welcher Schulhaus¬ bau seiner wirklich unbegreiflich hohen Kosten wegen zu ernsten Zerwürfnissen zwischen dem sparsamen Bürgermeister I. Pöltl und der Majorität des Gemeinde¬ rates Anlaß gab. Am 16. kam bei der hiesigen Waffen¬ fabrik eine Bestellung der preus¬ sischen Regierung auf 165.000 neue Gewehre an. Es werden daher wieder 400 Arbeiter aufgenommen und an die Stelle der von Herrn Werndl im Jahre 1863 um nahe von 20.000 fl. erbauten öffentlichen Schwimmschule wieder ein neues Fabriksgebäude aufge¬ führt wird, daher wir jetzt wieder keine Schwimmschule haben. Der Konflikt zwischen dem Ge¬ meinderate und dem Bürger¬ meister wegen des Schulhausbaues führte den letzteren am 8. August zu dem übereilten Entschlusse, der Statt¬ halterei seine Resignation als Bür¬ germeister zu überreichen ohne den Ersteren zu verständigen, was dann den Bruch unheilbar machte. Es fand daher am 22. die Kassen=Skontrierung und Uebergabe der Verwaltung an den Vize¬ bürgermeister Moriz Crammer, Hotel¬ besitzer, dann am 29. die Bürger¬ meisterwahl statt, welche einstimmig auf Herrn Moriz Crammer fiel. Nachdem die Cholera in Wien bereits den ganzen Sommer geherrscht
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