Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

zeichnet, und wer will, mag's heute noch erproben: „Wer beschwert ist am Ge¬ blüte, daß er allzeit traurig ist, der esse das Kraut vom Storchschnabel mit Poley und Rauten gepülvert und esse es mit Brod, das stärcket das Herz und macht es fröhlich. Schlangen und Ottern hebt man ohne Schaden auf, wenn man die Hände mit Safft von Derbeng und Salben salbet, und wer will, daß eine Taube der andern nachfliege, der nehme „Bisem, hänge es einer Taube an, so werden ihr andere nach fliegen“. Alle Maulwürfe bringt man an einen Ort, wenn man einen le¬ bendigen Maulwurf und lebendigen Schwefel nimmt, „thue es zusammenin einen neuen Hafen, und zünde es an, so werden sich alle anderen Maulwürffe da versammeln“. Daß der Wurm nicht im Korne wachse, dafür gibt es mancherlei Mittel. Man nimmt einige „Holder¬ Stöcklein und stößt sie ins Korn, daß sie die Rinden behalten“ oder man nimmt haselne Stäblein und stößt sie darein, item, laß es alle Monate um¬ kehren, und mach einen Ring von Bast an eine lange Stange, überfahre damit das Korn alle 8 Tage einmal, so wird der Staub gerühret und verdirbt nichts.“ Ein Pferd kann den ganzen Tag laufen und nicht müde werden, wenn man ihm „von der Milz eines Ferken, von Saat¬ und Wundkraut zu essen gibt, und ihm den Tag, da man reiten will, die Füße mit „Armosen=Salbe“ reibt.“ Wenn man Serpentin und Natterkraut mit der Wurzel bei sich trägt, wird man von keinem Hund angebellt, und wie einer sich vor Trunkenheit hütet, „wenn er gleich den ganzen Tag Bier oder Wein trinken möchte“, das erreicht er dadurch, daß er denselben Tag nüchtern einen Trunck frischen Brunnenwasser mit ein wenig bitter Mandel=Oel vermischt. Et¬ was, was namentlich auch für die früh aufstehenden Landleute praktisch ist, näm¬ lich ein Mittel, „sich selbst aus dem Schlaffe zu wecken“, erreicht man also: „Nimm so viel Lorbeer=Blätter als 431 Stunden Du zu schlaffen willens bist, thue dieselben in ein zartes Tüchlein und binde sie recht auf den Wirbel des Hauptes, und schlaffe ohne Sor¬ gen.“ Das letztere wird wohl die Haupt¬ sache sein. Daß die Hühner viele Eier legen, erreicht man dadurch, daß man ihnen Hasen=Lorbeeren in naßer Kleye gibt, „so legen sie wohl, Du darffst es aber unter ein oder zwey mal nicht thun, sonst legen sie sich zu tode“. In das Gebiet des Aberglaubens gehört schon das Mittel, „daß sich ein Pferd nicht übersauffe“, das sagt: „Nimm eine. Schlangen=Zunge, die aus einer lebendigen Schlange gerißen worden, und flechte sie in Geißel, solange Du die¬ selbe nun im Wasser über dem Pferd schweben läßt, so ersaufft sichs nicht. Oder stecke ihm im Reiten ein Holunder¬ Zweiglein auf den Kopff, so übersaeufft sichs auch nicht.“ Muß man da, wo man kein Feuer hat, doch in der Kälte ausdauern, so „nimm ein klein Fä߬ lein, darein Du kaum die Füße sezen kannst, fülle es mit trucknen Heu, seze die Füße drein, verstopfe denn das übrige neben um die Beine wohl mit Heu, so bleiben dann die Füsse allezeit vor der Kälte unverlezt“. Wenn die Hunde untereinander unter dem Tisch beißen, so „kehre ein Stuck Brod oder Weck auf dem Tische um, das unterste zu oberst, so laßen sie alsbald nach“. Ein unbändiges Pferd, das sich nicht be¬ chlagen, noch reiten laßen will, kann man in einer Viertelstunde zähmen durch ein einfaches Mittel: „Nimm ein rundes Kieselsteinlein, thue es dem Pferde ins Ohr, und halte es hernach bey dem Ohr, so wird es so geduldig wie ein Lamm, sonderlich wenn ihm in beide Ohren dergleichen Steinlein thust.“ Das eine Henne Junge ausbrüte, „was für Farben man begehret“ erreicht man ein¬ fach dadurch, daß man die Eier mit sol¬ chen Farben malt, wie man Hühner haben will, „hernach schmiere sie mit Baumöl, laß sie wieder trucken werden, und alsdann lege sie einer Henne unter“

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