Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

381 UU WTUN E SVO S 10 Ahde¬ 2 241O rche G 6.5 15.5 Ottokar Rernstock. Die alte deutsche Kernstockfamilie hat Vorlesungen werden die Hörerschaft über ihren Stammbaum in der alten Eisen¬ Dicht= und Redekunst, sowie Stilistik er¬ bauen. Die Uebersiedlung von der ge¬ stadt Steyr. Mitglieder dieser Familie, welche das altehrsame Handwerk der iebten Festenburg nach Wien erfolgte Ende September 1916. Waffenschmiede und Hammermeister be¬ 15. trieben, fanden wir, bis in das sprachst als Priester zu dem Volk Du Mit tiefem Gottvertrauen, Jahrhundert zurück, als Bürgermeister Nun wirst als Lehrer Du in Wien und Stadtrichter von Steyr verzeichnet. Die Hörerschaft erbauen! Dieser uralten Steyrer Familie ent¬ Du wechselst Deine Kanzel nur, stammt der gottbegnadete Poete Ottokar Sie steht an andrem Orte, Kernstock, wenn auch seine Wiege in Doch bleibt der hohe Geist sich gleich Der deutschen Dichterworte Marburg steht, wo er am 25. Juli 1848, einem liebevollen Elternpaar als zweites Was vor allem die Kunst Ottokar Kind geschenkt wurde. D Kernstocks überaus liebenswürdig Sein Vater war Finanzbeamter; seine nacht, das ist die einzigartige Origina¬ Mutter, eine geborene Marie Binder¬ ität, verbunden mit festester und un¬ lechner, vereinte die edelsten weiblichen erschütteter Gesinnung, die wir eben aus Gaben für ein trautes Familienheim und einem geistigen Werdegang am besten in diesem wuchs Otto auf, besuchte die verstehen. Aufgewachsen unter dem Rau¬ Volksschule in Graz, kam hernach in das chen wilder Waldbäche und unter den Admonter Benediktiner Gymnasium, das überwältigenden Eindrücken unendlicher er im Jahre 1866 absovierte. Hernach Naturgewalten, spiegelt sich diese ker¬ tudierte er an der Grazer Universität iige Urkraft auch in seinen Liedern, die zwei Semester Jus und trat 1867 in das jene gesunde Höhenluft atmen, welche Grazer Augustinerchorherrenstift Vorau in frischer Würze den begabten Poeten ein. 1871 wurde Kernstock in Graz zum umhaucht. Der verträumte Gebirgshim¬ Priester geweiht. Als Kustos der Stifts¬ nel und die melancholischen Abendgluten vibliothek hatte er als junger Priester wecken in ihm Erinnerungen vergangener. Gelegenheit, sich jenes Wissen anzueig¬ Zeiten. So wird er zum reinen Minne¬ nen, das wir bewundern. sänger und als solcher übt er ein hei¬ Nunmehr beginnt ein romantisches iges Amt sittlicher Erziehung auf unsere Wanderleben, als der schlichte Kaplan Jugend aus und pflanzt in den ent¬ in der GebirgspfarreWaldbach und cheidenden Jugendjahren durch eine dann in St. Lorenzen wirkt, von wo er Lektüre Eckel und Abscheu gegenjede ein erstes erschienenes Gedicht an die chlechte Regung in die Jugengher¬ Münchener „Fliegenden Blätter“ schickt. zen. In stillen Stunden entzückt er uns in seinen Liedern. In seinen Volkslie¬ Nachdem Kernstöck noch kurze Zeit als Benefiziat in Reinberg fungierte, wurde dern aber, da ist er gleich dem Schmied er 1899 an die Pfarrstelle nach Festen¬ der mit dröhnendem Hammer auf das burg berufen wo der „Vielbesuchte“ chweißglühende Erz schlägt; er findet die eine wundervollen keuschen und kernigen kraftvollsten Verse, in ehrlicher, deut¬ Lieder in die Welt hinausschickte. cher Begeisterung, und mahnt besonders Nun entschloß sich der Dichter über im gegenwärtigem Weltkriege an Ehre, wiederholtes Ersuchen seitens des N.=Oe. Freiheit und Mannespflicht mit den Landesausschusses die Stelle als Dozent Worten: an der Lehrerakademie des Pädago¬ Deutsch sein und zusammenhalten, giums in Wien anzunehmen und seine Alles and're wird Gott walten! ———

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