Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

362 mäßig gehuldigt wird. Es ist in der gegenwärtigen schweren Kriegszeit im allgemeinen und öffentlichen Interesse gelegen und eine unabweisliche patri¬ otische Pflicht der landwirtschaftlichen Bevölkerung, sich an den abgebrachten Feiertagen der Arbeit in keiner Weise zu entziehen, und auch an Sonn= und Feiertagen die gewöhnlichen häuslichen owie jene Arbeiten, die ohne Gefahr nicht verschoben werden können zu leisten. Uebertretungsfälle werden mit empfind¬ licher Geld=, beziehungsweise Freiheits¬ trafe geahndet. Die zu landwirtschaft¬ lichen Arbeiten beurlaubten Militärper¬ onen sind bei sonstiger sofortigen Ein¬ rückendmachung verpflichtet, die ganze zu landwirtschaftlichen Arbeiten verfügbare Zeit gewissenhaft auszunützen, sohin auch an Bauernfeiertagen zu arbeiten. Die Einhaltung dieser Vorschriften sind strengstens zu überwachen. 12. Fähnrich Josef Haslinger beim 30. FJB., Sohn des Oberwerkführers Karl Haslinger der Oesterr. Waffenfa¬ brik, wurde zum Leutnant befördert. Er erhielt als Fähnrich die Silberne Ta¬ pferkeitsmedaille 2. Kl. In Kleinraming ist Karl Redtenba¬ cher, Knochenmehlerzeugers= und Säge¬ werksbesitzerssohn, im 19. Lebensjahre gestorben. Derselbe rückte seinerzeit zum 2. LIR. ein und ist bei einer militäri¬ chen Uebung durch Absturz verunglückt, wodurch er sich ein schweres inners Lei¬ den zuzog. Elise Eichinger in Steyr, wurde vor der neben ihrer Wohnung in den ersten Stock führenden steinernen Stiege tot aufgefunden. Nach ihrer Lage mußte sie rücklings kopfüber hinabgestürzt sein. Das Unglück ist nachts geschehen, während alle Hausbewohner schliefen, denn es hat niemand etwas davon gehört. In der Ortsschaft Lumplgraben ging ein starker Wolkenbruch nieder; von bis 10 Uhr hat es ununterbrochen „ge¬ chüttet“, daß der Bach so hoch anschwoll, wie es schon seit 10 Jahren nicht der Fall war. Es beginnen in Steyr die Vorarbeiten zum Bau der neuen Automobilfa¬ brik, einer der größten dieser Art über¬ haupt. Dieser wird im Westen von der neuen Zufahrtsstraße zur Waffenfabrik, im Norden von der Schießstätte der neuen Waffenfabrik, im Süden von der Damberggasse, im Osten von den an der Steyr—Ulricher Gemeindegrenze anstei¬ genden Höhen begrenzt. Er umfaßt eine Fläche von rund 31 Joch. Die Fabrik wird mit einer ausgebreiteten Schlepp¬ geleiseanlage versehen werden und er¬ hält diese Verbindung mit der Schlepp¬ bahn der neuen Waffenfabrik und da¬ durch mit der Staatsbahn durch eine beim sogenannten Deislhause über die Raminggasse führende Brücke. An der Südseite der Fabrik, parallel mit der Damberggasse wird eine Automobilpro¬ bestraße erbaut, welche gegen Osten zu ansteigt und sich gegenüber dem Seppl¬ hubergute links wendend beim ehemali¬ gen Badhoferhause mit einer Kehre en¬ det. Die zur Erbauung der Fabrik not¬ wendige Erdbewegung beträgt über 300.000 m3, Zwischen der neuen Zu¬ fahrtsstraße und dem Schüttenberger¬ grunde liegt die Autogarage, ein ein¬ töckiges, langgestrecktes Gebäude im Ausmaße von 97·8X22 35 m. das Ein¬ tellgelegenheit für 56 Kraftwagen bie¬ tet und außerdem noch Stallungen, sowie ein Feuerwehrdepot mit Mannschafts¬ raum und im ersten Stock auch Woh¬ nungen beinhaltet. In dem von der neuen Zufahrtsstraße und der Damberg¬ gasse gebildeten Winkel liegt querüber das Verwaltungsgebäude der Autofa¬ brik, das mit seinen 140 m Länge und einer durchschnittlichen Breite von 19 m mehr als doppelt so groß ist, als das der neuen Waffenfabrik. Der Hauptein¬ gang der Fabrik befindet sich gegenüber der Zufahrtsstraße zur hohen Ennsleite beim Hause Damberggasse Nr. 24. Er besitzt links und rechts je ein Torwart¬ häuschen und wird von der Schlepp¬ bahn, die er auf einer Bogenbrücke über¬ setzt, unterfahren. Durch ihn gelangen wir zunächst zu dem links liegenden Ma¬ gazin, das aus Untergeschoß, Erdgeschoß, 1. und 2. Stock und Dachgeschoß be¬ teht undeine 825 Grundfläche von 145x39·70 m und eine Firsthöhe von 23 m aufweist. Die nutzbare Bodenfläche aller Stockwerke beträgt rund 28.000 m2. Es bietet Lagermöglichkeit für über 1200 Kraftwagen. Die der Stadt zuge¬ wendete Breitseite dieses Gebäudes ist mit 2 Türmen geziert. Die Autos wer¬ den wie auch in anderen Gebäuden in die einzelnen Stockwerke durch Aufzüge von 5000 Kilo Nutzlast befördert. Das nächste, ebenfalls links vor dem Ein¬ gange aus in gerader Linie durch die ganze Fabrik führende Straße gelegene Gebäude ist die Lackiererei mit einer Grundfläche von 12.470 m2 und einer Höhe von 24·5 m. Das Untergeschoß dient als Lager von Materialien, das Erdgeschoß bildet die eigentliche Lackie¬ rerei, während im 1. Stocke und im Dachgeschoß die Tapezierer arbeiten. Die nutzbare Fläche beträgt rund 42.000 m2. Die Belichtung der oberen Stockwerke

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