Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

Die Statthalterei bestimmte im Einver¬ nehmen mit der Landeskommission, daß bei den Vieheinkäufen durch die Ein¬ käufer für die Heeresverwaltung, bezw. für die Viehverwertungsgesellschaft von dem Viehpreise per Kilo Lebendgewicht 30 Heller in Abzug gebracht werden, welche dem Vieheinkäufer nicht ausbe¬ zahlt, sondern zum Ausgleiche der Dif¬ ferenz zwischen den alten und den neuen Höchstpreisen bei der Viehabgabe an die Fleischhauer verwendet werden, indem diesen der Mehrpreis beim Einkaufe da¬ von rückvergütet wird. Den Fleischhauern kommt auf diese Weise das Vieh trotz 640 nicht der erhöhten Schlachtviehpreise höher zu stehen und sie können das Fleisch zu den alten Preisen an die Kon¬ umenten abgeben. Die Fleischhauer wer¬ den in Hinkunft ihr Vieh seitens der Einkäufer der Viehverwertungsgesell¬ chaft zugewiesen erhalten und kein Schlachtvieh mehr selbst einkaufen. Ein¬ schneidend für den Viehstand Oberöster¬ reichs werde die vorgeschriebene erhöhte Viehabgabe werden. Bei der Viehab¬ abgabe handle es sich in erster Linie um die möglichste Erhaltung des Zucht¬ viehes; in weiterer Linie müsse aber schon heute daran gegangen werden, das abzugebende Vieh durch Aufzucht zu er¬ setzen. Es sei daher die Gründung von Zuchtgenossenschaften im Lande eine der er dringendsten Notwendigkeiten und habe deshalb für den Bezirk Steyr die Gründung einer Murbodener Viehzucht¬ genossenschaft ins Auge gefaßt. Da die Gründung einer solchen Genossenschaft aber nicht im Handumdrehen möglich ist, sondern längere Zeit erfordert, so möchte pri¬ er die sofortige Schaffung einer vaten Köhrungskommission im Bezirke der Steyr beantragen. Jeder Bauer einen guten Stier und eine erstklassige als Kuh besitzt, solle diese Tiere sofort Zuchttiere in ein Herdbuch eintragen las¬ en, das andere Vieh, soweit es nicht als Nutz= und Zugvieh notwendig ist, ann als Schlachtvieh verwendet werden. Die Versammlung sprach sich sonach ein¬ timmig für die Gründung einer Vieh¬ zuchtgenossenschaft und Schaffung einer vorläufigen privaten Köhrungskommis¬ sion aus. Mehrseits wurde betont, daß es unbedingt notwendig sei, den Nutz¬ viehaustausch in den Gemeinden unter Mitwirkung der Gemeindevorstehungen einzuführen. In weiterere Ausführung legte Stadttierarzt Schopper den Ver¬ sammelten einen Entwurf über die Be¬ timmungen und Aufgaben der zu schaf¬ enden Köhrungskommission vor. Vor¬ sitzender Neubacher dankte Stadttierarzt 339 Schopper für seine Mühewaltung in der Landeskommission, insbesonders aber für eine gediegenen Ausführungen und nutz¬ bringenden Anregungen, und bat ihn, auch künftig sich der Interessen der Land¬ wirte des Bezirkes Steyr anzunehmen. Hierauf wurden in den Arbeitsausschuß Schopper, Neubacher, Rogl. Sparr und so Spielhofer gewählt, womit die ein¬ mütig verlaufene Besprechung geschlossen wurde. Zu wiederholtenmalen wurde seitens der Landwirte darüber Klagegeführt, daß die für Oberösterreich festgesetzten für Schlachtvieh Höchstpreise eine Schädigung der oberösterreichischen Viehbesitzer bedeuten. Die Statthalterei, die die Berechtigungen dieser Klagen an¬ findet folgende Vieh¬ erkennen muß höchstpreise festzusetzen: Für Ochsen von Kr. 280.— bis 380.—; für Stiere von Kr. 200.— bis 340.— und für Kühe — bis 350.— für Kalbinnen Kr. 200. 100 Kilogramm Lebendgewicht. Im Kasinosaale in Steyr findet eine Wanderausstellung der Reichsan¬ talt für Mutterschutz und Säuglingsfür¬ — Oberbezirksarzt Doktor orge statt. Furrer hielt im selben Saale, in welchem ich die Ausstellung befindet, einen hoch¬ interessant. und äußerst lehrreichen Vor¬ trag über einen Großteil der das Wesen dieser Ausstellung umfassenden wichtig¬ ten Fragen. Zu dem Vortrage hatten ich eine immerhin stattliche Anzahl von Frauen, bezw. Müttern, auch jüngere Damen und einigen Herren eingefunden, welche mit verständnisvollem Interesse den gediegenen, populären Ausführungen des Redners folgten. Der Vortragende verwies einleitend auf die dringende Notwendigkeit der Förderung des Mut¬ terschutzes und der Säuglingsfürsorge in jeder Hinsicht, erörtete den schon in den letzten Jahren vor dem Kriege festge¬ tellten allgemeinen Rückgang der Ge¬ 850 das Steigen burtsziffer, anderseits des Prozentsatzes der Säuglingssterblich¬ keit und gab in vielen Beispielen und erläuternden Aufklärungen an der Hand der vorzüglich verfertigten und zusam¬ mengestellten Ausstellungsobjekten und Bilder wertvolle Aufschlüsse und Finger¬ zeige, wie die Mutter zu schützen und der Säugling in seiner gesunden Fort¬ entwicklung zu fördern und vor Krank¬ heiten zu schützen sei. Der 1½stündige Vortrag, welcher zur höchst sehenswer¬ ten Ausstellung sehr viel Wissenswertes beifügte, fand den vollen, dankbaren Beifall der Zuhörer. In der Stadtpfarrkirche in Steyr fand die Trauung des Johann Weber, Lan¬ 22*

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