Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

mazin sehr gut gewählte Musikstücke mit gewohnter schöner Klangwirkungzum Vortrage kamen und sich am Stadtplatze eine lebhafte Promenade entwickelte. Das herrliche Wetter, welches nach kurzem Regenübergang und einem nächtlichen Gewitter morgens mit prächtiger Auf¬ heiterung eingetreten war, begünstigte den Tag in besonderer Weise. In über¬ aus würdiger und auch finanziell erfolg¬ reicher Weise wurde die Rote=Kreuz¬ Woche in Steyr durch unseren wackeren Musikverein mit der Aufführung des Oratoriums „Die Jahreszeiten“ von Josef Haydn in der Industriehalle abge¬ chlossen. Der große Festsaal war bis aus das letzte Plätzchen von einer andächtig lauschenden Zuhörerschaft besetzt, deren Zahl wohl an 800 reichte. Unter den An¬ wesenden konnte man fast alle hervorra¬ genden Persönlichkeiten aus der Stadt, aus der Umgebung sowie aus weiter ent¬ fernten Orten Ober= und Niederöster¬ reichs bemerken. In sorgfältigem und eifrigen Studium hatte Musikdirektor Fr. Bayer Orchester und Gesangschor, zusam¬ men bei 300 Personen, in die Schönhei¬ ten des unvergänglichen klassischen Wer¬ kes mit bewährtem hohen Kunstverständ¬ nis eingeführt und die Aufführung ent¬ sprach auch den hochgespanntesten Er¬ wartungen voll und ganz. Die Wieder¬ gabe des Werkes war eine so glanzvolle, daß sie nur ein weiteres Ehrenblatt in der Geschichte unseres Musikvereines aus¬ füllen wird. Zu dem schönen Erfolge hat der umsichtige und tatkräftige Leiter Der sehr Aufführung Dr. Hermann Spängler viel beigetragen. Im Vordergrunde des Interesses standen die Solisten, deren Wahl eine besonders glückliche genannt werden kann. M. Keldorfer aus Salz¬ burg erwies sich als erstklassige Orato¬ riensängerin. Ihre Hanne hatte Wärme und junges frisch pulsierendes Leben. Sie sang sich mit ihrem glockenhellen, um¬ fangreichen Sopran der auf weicher, klin¬ gender Höhe ebenso ansprechend wirkt, wie in der wohlausgeglichenen Mittella¬ ge, schnell in alle Herzen ein. Ihr zur Seite war der Salzb. Tenor A. Reiter ein vollwertiger Partner als Lukas. So¬ wohl im Einzel= und Zweigesange waren die künstlerischen Leistungen berückend chön. Als dritter Solist bewährtesich Edmund Köstler, unser einheimischer Bas¬ ist in der dankbaren Partie des Simon. Vorzüglich disponiert, bewältigte er seine Aufgabe in höchst anerkennenswerter Weise und heimste ebenfalls ehrenden Beifall ein. Im Dreigesange mit den bei¬ den anderen Solisten stellte er sich eben¬ bürtig an deren Seite. Der Chor, beste¬ 313 hend aus den Sängern u. Sängerinnen und der Gesangsvereine „Kränzchen“ „Liedertafel“, Studierende der Realschule und Schülerinnen des Lyzeums, hielt sich ehr wacker. Die zahlreichen jugendfri¬ chen Sopranstimmen der mitwirkenden Jugend verliehen dem Chore schimmern¬ den Glanz, der durch die sangesgeübten Stimmen der übrigen Sängerinnen und Sänger Kraft und Ausdruck bekam. Das vortrefflich geschulte zahlreiche Vereins¬ orchester stellte voll und ganz seinen Mann. Es gab der ganzen Aufführung den sicheren, stimmungführenden Boden, auf dem sich alles prächtig entwickeln konnte. Brausender Beifall erhob sich als nach dreistündiger Dauer der Auffüh¬ rung das „Amen“ am Schlusse verklun¬ die gen war, und verstummte erst, als des Präsidentin des Zweigvereines 7 Frauenhilfsvereines vom „Roten Kreuz, Anna von Sachsen=Coburg und Gotha, die Tribüne betrat. Ihre Hoheit dankte in warmen Worten zunächst der ganzen Bewohnerschaft von Steyr und Umge¬ bung sowie den sämtlichen unermüdlichen Ausschußmitgliedern des „Roten Kreu¬ zes“ für ihre in der abgelaufenen gro¬ zen Opferwoche betätigte reiche Unter¬ tützung und rege Anteilnahme an den zugunsten des „Roten Kreuzes“ veran¬ stalteten Unternehmungen, insbesonders aber dem Musikverein und allen Mit¬ wirkenden für diesen glänzenden Ab¬ schluß der Roten=Kreuz=Woche, welcher wie sie hoffe, gewiß allen Teilnehmern schönster Erinnerung bleiben wird. in Zum Schlusse gedachte Ihre Hoheit un¬ eres erhabenen greisen Monarchen und brachte auf denselben ein dreifaches Hoch aus, in welches die Versammelten mit das Begeisterung einstimmten, worauf Orchester die Volkshymne spielte, welche von sämtlichen Anwesenden mit mäch¬ tigem Klange mitgesungen wurde. Der Kaiser hat dem vor dem Feinde gefallenen k. u. k. Hauptmann Rudolf Gleissenberger aus Steyr, eines Regiments der TKI. den Orden der Ei¬ sernen Krone 3. Klasse verliehen. Es starb an diesem Tage in Steyr Johann Willand, Hausbesitzer, in sei¬ nem 49. Lebensjahre. Die erste diesjährige Fremdenli¬ te des Kurortes Bad Hall weist ein¬ schließlich der im Notreservespital ver¬ pflegten Offiziere 174 Parteien mit 323 an Personen, mit dem Krankenstand 80 498 Mannschaft im Reservenotspital Parteien mit 557 Kurgästen auf. In Weyer starb G. Wojnovich v. Bracsevgaj, Oberstleutnant d. R.

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