Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

Kriegszeit diktierten behördlichen Anord¬ nungen willig gefügt hat. Durch ver¬ mehrte Arbeit und gegenseitige Unter¬ stützung haben die Daheimgebliebenen ge¬ trachtet, die ihrem bürgerlichen Berufe entrissenen, als Helden im Felde stehen¬ den Bezirksangehörigen zu ersetzen, den normalen Wirtschaftsbetrieb aufrecht zu erhalten, die wirtschaftliche Erzistensfä¬ higkeit des Staates zu sichern. Möge der Wille zum Durchhalten, die eifrige und ehrliche Arbeit der Daheimgebliebenen auch weiterhin ausdauernd und von Got¬ tes Segen begleitet sein; möge der All¬ mächtige den Waffen der im Felde Ste¬ henden auch in Zukunft Sieg verleihen damit alle hinterlistigen Pläne unserer Feinde zunichte werden, damit Gottes Sonne recht bald wieder in Frieden auf ein glücklich Oesterreich strahle! Jene — Per¬ zum Glücke nicht allzu zahlreichen sonen im Bezirke aber, die in selbstsüch¬ tiger, unpatriotischer und unchristlicher Weise den Krieg nur als günstige Kon¬ junktur betrachten und ihn zu vermehrten und ungerechtfertigten Gewinnen auszu¬ nützen suchen, die für die Not des Vater¬ landes und ihrer Mitmenschen kein Ver¬ tändnis haben, und die zu bekämpfen und im Bezirke nicht groß werden zu las¬ en, ein Hauptstreben von mir war, mö¬ gen auch weiterhin von den berufenen Organen des Bezirkes auf Schritt und Tritt verfolgt und — seien sie noch so von der übrigen reich und mächtig ehrlichen und gutgesinnten Bevölkerung mit der ihnen als Pestpeule am sonst ge¬ unden Körper des Staates gebührenden tillen Verachtung bestraft werden, so¬ erne sie nicht Buse tun und als reurige Sünder auf einen übermäßigen Gewinn in Hinkunft freiwillig verzichten und das getane Unrecht durch Werke der Barm¬ herzigkeit, durch entsprechende Spenden für die Allgemeinheit wieder halbwegs gutzumachen suchen. Indem ich zum Schlusse versichere, daß ich die Zeit mei¬ nes 2 jährigen Wirkens im Bezirke trotz aller Mühe und Plage der Kriegszeit in angenehmster Erinnerung behalten werde, bitte ich, auch mich nicht so bald zu ver¬ gessen und mir im Bezirke ein gutes Ge¬ denken zu bewahren“. Der April hatte 19 Regentage mit 105 mm Wasser (im Jahre 1915 15 Re¬ gentage mit 63·6 mm Wasser). Mit Mo¬ natsbeginn war die Schneegrenze bei 1300 m, der Damberg war mit Aus¬ nahme des 14. bis 17., wo der Schnee bis 600 m reichte, schneelos. Am Mo¬ natsschlusse liegt die Schneegrenze schat¬ tenseitig bis 1300, sonnseitig bis 1500 m Am 6. und 13. wurden schwache Gewit¬ 309 ver¬ ter, am 14. ein kurzer Hagelschlag be¬ zeichnet. Am 1. wurde Reifbildung obachtet. 5 Tage waren wolkenlos. Die Windrichtung war überwiegend westlich, die Windstärke mäßig. Das größte Ta¬ das gesmittel hatte der 6. mit 14•00 das kleinste der 16. mit 4·2°, das Mo¬ natsmittel beträgt 8°1°. Im Vorjahre der 20. mit 15°, der 14. mit 3·5°. Mo¬ natsmittel 8·6°.) Mai. 1. Der deutsche Bundesrat beschloß, daß in der Zeit vom 1. Mai bis 30. September 1916 an Stelle der mittel¬ europäischen Zeit, die in Deutschland durch Reichsgesetz vom 12. März 1893 eingeführt ist, als gesetzliche Zeit die mittlere Sonnenzeit des 30. Längengra¬ des östlich von Greenwich geltensoll Das bedeutet, daß die Uhren für diese Zeitspanne um eine Stunde vorzustellen sind. Demgemäß wird der 1. Mai 1916 bereits am 30. April 1916 nachts 11 Uhr beginnen. der 30. September 1916 aber um eine Stunde verlängert werden, da¬ mit am 1. Oktober 1916 die mitteleurop. Zeit wieder in Kraft treten kann. Bisher galt Winter und Sommer die mitteleu¬ ropäische Zeit, das ist jene des 15. Län¬ gengrades östlich von Greenwich. Dieser 5188 zwischen halbwegs Längengrad geht Linz und St. Pölten durch. Vom 1. Mai an aber gült die Zeit des 30 Längengra¬ des. Dieser Meridian trifft Deutschland und Oesterreich nicht, auch unsere Erobe¬ rungen in Rußland reichen nicht so weit, er geht vielmehr nahe bei Petersburg vorbei. Die Petersburger Zeit wird also den Sommer über in Deutschland Gel¬ Die Einführung der tung haben. Sommerzeit ist in Steyr glatt vor sich gegangen. Um 11 Uhr nachts schlugen alle öffentlichen Uhren 11=mal, um dann gleich die Viertel=, Halbe= und Drei¬ viertel=Stunde anzuzeigen, worauf dann 12 Schläge die neue Mitternachtstunde der Sommerzeit verkündeten. Auf dem Stadtplatze hatte sich Gruppen von Leu¬ ten angesammelt, die das viertelstunden¬ 825mit weise Vorrücken der Rathausuhr Die lebhaften Zurufen begrüßten. Musterung begann bereits um 8 Uhr nach der Sommerzeit. Es starb an diesem Tage in Steyr Julie Fischer, Fabriksarbeitersgattin, im Alter von 47 Jahren. Strafhausseelsorger Joh. B. Lorenz nahm in der Pfarrkirche in Garsten die feierliche Kopulation seines Neffen des Johann Lorenz, Lokomotivheizers in Urfahr, mit Maria Doppler, Haus¬

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