Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

und Besitzer des Sattlergutes in Neu¬ stift, im 29. Lebensjahre. 21. Der Landsturmzugsführer Ludwig Philipp, Schriftsetzer aus Steyr, wel¬ cher den Winterfeldzug sin den Karpathen mitgemacht hat und in letzterer Zeit als Aufsichtsunteroffizier der k. u. k. Mili¬ tärunterrealschule in Enns zugeteilt war, wurde nunmehr bei Beförderung zum Feldwebel zum definitiven Aufsichtsun¬ teroffizier an dieser Anstalt ernannt Es starb an diesem Tage in Steyr Barbara Prigl, Private und Hausbe¬ itzerin, im Alter von 86 Jahren. 22. Es langte in Steyr die betrübende Nachricht ein, daß k. u. k. Hauptmann Rudolf Gleissenberger, ein Sohn Stadtphysikuswitwe Marie Hauk der und Schwager des Bürgermeisters Jul. Gschaider, in den blutigen Kämpfen am Coldi Lana schwer verwundet wurde und auf den Transporte nach Bruneck ver¬ schieden ist. Hauptmann Rudolf Gleissen¬ berger war Kommandant einer Maschi¬ nengewehrkompagnie und hat sich, seit Kriegsbeginn im Felde stehend, bereits durch seine schneidige und tapfere Trup¬ Militärverdienstkreuz penführung das 3. Kl. mit der Kriegsdekoration erwor¬ ben. Er wurde schon am 28. August 1914 am nördlichen Kriegsschauplatze verwun¬ det und rückte nach erfolgter Heilung am 7. November desselben Jahres wie¬ der zu seinem Regimente ein, mit wel¬ chem er bis Juli 1915 alle Kämpfe und die Offensive gegen Rußland mitmachte und in Anerkennung seiner vorzüglichen Dienstleistung außertourlich zum Haupt¬ mann befördert wurde, worauf er an die Südtirolerfront kam. Hauptmann Gleissenberger, welcher im 33. Lebens¬ jahre stand, hinterläßt außer seiner chmerzgebeugten Mutter und seiner Gat¬ tin, einen Bruder, Professor Karl Gleis¬ enberger, sowie zwei Schwestern, Erna Gschaider, Bürgermeistersgattin und Ot¬ tilie Stephan, Realschulprofessorsgattin in Steyr. Der als Held für Kaiser und Vaterland gefallene tapfere Offizier, wel¬ cher bereits für den Orden der Eisernen Krone eingegeben war, erfreute sich bei seinen Vorgesetzten und Kameraden, so¬ wie bei der Mannschaft und in seinem weiten zivilen Bekanntenkreise der grö߬ ten Hochschätzung und Beliebtheit. Der fast unübersehbar lange Trauerzug von Teilnehmenden bewegte sich von der Margaretenkapelle aus zur Grabstätte. Den militärischen Kondukt stellte die Re¬ erveoffiziersschule in zwei Abteilungen bei, welche den Trauerzug eröffnete und beschlossen. Ebenso flankierten Einjährig¬ Freiwillige zu beiden Seiten den mit 303 prächtigen Kränzen reichgeschmückten Lei¬ chenwagen. Den geistlichen Kondukt führ¬ te Kanonikus Strobl mit Assistenz, da¬ runter den Feldkuraten Hochw. Herrn Prokosch. Den Trauernden folgten die 3 Stationskommandanten Offiziere mit Hauptmann Högler und Major Böhm, der Reserveoffiziers¬ Kommandanten schule, sowie eine Abordnung des Regi¬ mentes des Verblichenen, bestehend aus zwei Offizieren und sechs Unteroffizieren, welche von der Front gekommen waren, um den treuren Verschiedenen die letzte Ehre zu erweisen. Ferners bemerkte man K. u. k. Hauptmann Rudolf Gleissenberger †. in dem Trauerzuge Reichsratsabge¬ ordneten Prof. Erb, Vizebürgermeister Gründler mit sämtlichen Gemeinderäten, Statthaltereirat Dr. v. Kölbl, Kreis¬ gerichtspräsident Dr. R. v. Pittner, Vor¬ stände und Beamten ider k. k. Behörden und Aemter sowie des Gemeindeamtes. Realschuldirektor Glas mit mehreren Professoren, Lehrer, Vertretungen des Bürgerkorps der Gendarmerie, der Po¬ lizei, des Militärveteranenvereines und viele Angehörige der Geschäftswelt und industrieller Unternehmungen, sowie zahl¬ reicher Frauen. Nach der Grabsenkung des Sarges wurde die übliche Ehren¬ — Ueber den Tod des salve gelöst. Hauptmannes Gleissenberger wurde be¬ kannt: „Er saß am Karfreitag abends mit dem Bataillonskommandanten Ma¬ jor Grafen Walterskirchen und dem Ba¬ taillonsadjutanten Oberleutnant Fischl in einem Unterstande beim Nachtmahl, als um beiläufig halb 9 Uhr ein italienischer den Aufschlagsschrapnellvolltreffer in

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