Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

aus „Siegfried“ von Richard Wagner eingeleitet hatte, hielt der Vereinsvor¬ stand Professor Goldbacher eine schwung¬ volle Ansprache, in welcher er den zu feiernden Jubilaren des „Kränzchen“ anerkennende Worte widmete, der heu¬ tigen ernsten Zeit und der im Felde stehenden tapferen Krieger mit tiefer Empfindung gedachte und zum Schlusse ein dreifaches Hoch auf die verbündeten Monarchen Kaiser Franz Josef I. und Kaiser Wilhelm ausbrachte, in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Die Musikkapelle spielte die Oesterrei¬ chische und die Deutsche Hymne, welche stehend mitgesungen wurden. — Als Ju¬ bilare des Vereines wurden geehrt: die unterstützenden Mitglieder Leopold, Hal¬ er (seit 1865 Vereinsmitglied), Vinzenz Graßnigg, Josef Mayr, Josef Reithoff¬ fer (1888), Karl Fischer, Karl Haslinger, Johann Kagerer, Otto Payrleitner, Blasius Rücker, Karl Weismayr, Frie¬ 42 drich Wittigschlager, (1889), Johanna Scholz, Moritz Enzinger, Josef Hiller (1890), und die ausübenden Mitglieder Johann Fischer, Rudolf Haas, Josef Stöger, Anton Oliva (1889). Die er¬ teren erhielten das Silberne Ehrenzei¬ chen des Vereines, die vier letzteren einen Goldenen Ring mit Gravierung. Unter der Leitung des Ehrenchor¬ meisters Musikdirektors Franz Bayer sang sodann das „Kränzchen“ mit hüb¬ scher Klangwirkung die Männerchöre „Heimat“ von Storch und Keldorfers „Reiters Tagreveille“. Bei letzterem Chore blies der Regimentstambour Bi¬ lek mit schönem Schmelz das Pistonsolo. Der Frauenchor des Vereines ang „Frühlingslieben“. von Schmidt=Dolf und Professor Martin Einfalts „Deutsch¬ lands Fahnenlied“ mit schönem Erfolg. Die Chorgesänge wurden mit wohlver¬ dientem lebhaften Beifall aufgenommen. Recht herzige Darbietungen waren die Deklamationen unserer reizenden jugend¬ lichen Vortragsmeisterin Elli Reithoffer, welche zeitgemäße ernste und heitere Dich¬ tungen mit vorzüglicher Betonung sprach. Großen Beifall erweckte Professor Gold¬ bacher mit zwei neuen Eigendichtungen, und zwar „Der letzte Kreuzzug“ und „59, 14 und 2“ überaus feinsinnige, zeitgemäße Gedichte voll tiefer Herzens¬ prache. Vorstandstellvertreter Bankdirek¬ ter Olbrich überreichte dem Dichter na¬ mens des Vereines einen Lorbeerkranz. An hervorragenden Musikvorträgen sind noch zu nennen das Violinsolo „Album¬ blatt“ von R. Wagner, womit Musik¬ feldwebel Rezek als vorzüglich begab¬ ter Virtuose stürmischen Beifall erntete, 273 die liebliche „Rokoko=Serenade“ von 2 Meyer=Helmund und ein Auszug aus der Oper „Tannhäuser“. Die stramm gesungenen, markigen Männerchöre „Ein blankes Wort“ von Kirchl und „Mahn¬ ruf“ von Becker bewiesen die trotz vie¬ lerEinberufungen fast ungeschwächte Stimmkraft des „Kränzchens“ Zum Schlusse sangen Sänger und Sän¬ gerinnen bei Orchesterbegleitung „Die Donauwacht“ (Gedicht von Professor Goldbacher, Tonsatz von Leopold Kirch¬ berger, Waidhofen) als Scharlied, wel¬ ches so großen Beifall fand, daß es wie¬ Fritz Denkmayr +. derholt werden mußte, wobei der Kom¬ ponist selbst dirigierte. Den Schluß des Abends füllten heitere Musikvorträge der Regimentskapelle. Der reiche Bei¬ fall, der jeder Nummer folgte, bedingte viele Zugaben, unter welchen der origi¬ nelle, äußerst wirkungsvolle Marsch „1914—1915“ von Rudolf Reith beson¬ dere Beachtung und stürmischen Beifall fand. Der mit dem Pseudonym Rudol Reith gedeckte Komponist, ein Steyrer, ist mit diesem Werke zum erstenmale an die Offentlichkeit getreten und hat mit einem glänzenden Erfolge freudigst über¬ rascht. Der so außerordentlich genußreich und angenehm verlaufene Abend öste allgemeine Befriedigung aus und zählt zu den schönsten Veranstaltungen des „Kränzchens“. Eine im Verlaufe des Abends durchgeführte Sammlung ür unsere im Felde stehenden heimischen Truppen ergab den ansehnlichen Betrag 18

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