Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

270 der gegenwärtigen Kriegszeit würdig an¬ gepaßter Silvesterabend abgehalten, des¬ en schöner Verlauf den Veranstaltern alle Ehre machte. Der Steyrer Bürger¬ wehrtischausschuß hatte es unternommen, zugunsten seines den Steyrer Kriegsin¬ validen gewidmeten patriotisch=wohltäti¬ gen Unternehmens den Festabend zu ver¬ anstalten, und wurde durch einen äußerst zahlreichen Besuch aus allen Geschäfts¬ kreisen belohnt. Eine reichhaltige und ab¬ wechslungsvolle Vortragsordnung sorgte für angenehme Unterhaltung. Die Bür¬ gerkorpskapelle brachte unter der Lei¬ ihres Kapellmeisterstellvertreters tung Karmazin auserlesene, schöne Musikstücke mit gewohnter Präzision zum Vortrage und erntete hiefür reichen Beifall. Als bei dem patriotischen Liederpotpourri „Durch Kampf zum Sieg“ die österrei¬ chische Volkshymne erklang, sang alles sofort begeistert mit, welcher erheben¬ der Gesang bei der folgenden deutschen Kaiserhymne seine freudige Fortsetzung fand. Die „Steyrer Liedertafel“ ver¬ chönte den Festabend durch den Vor¬ trag einer Reihe von klangvollen und tramm gesungenen Männerchören unter Leitung ihres Vorstandes Feicht, wel¬ cher in der Kriegszeit auch die Stelle des Chormeisters übernommen hat. Reicher Beifall lohnte die Sänger. Das Ehren¬ mitglied der „Liedertafel“ Karl Webern¬ dorfer besorgte bei zwei Chören die Kla¬ vierbegleitung. Stürmischen Beifall er¬ zielte Therese Jurkowitsch mit ihren prächtigen Liedervorträgen. Mit Span¬ nung sah man dem Auftreten des Linzer Humoristen Franz Resl entgegen, der die Erwartungen mit seiner köstlichen Vor¬ tragskunst noch übertraf. Es war ein Vergnügen, seinen dem Leben abgelausch¬ ten Vorträgen zu folgen, daher auch der Beifall nach jeder Nummer kein Ende nehmen wollte und der Vortragende zu vielen Zugaben gezwungen war. Zur Stunde des Jahreswechsels hielt Bürger¬ meister Gschaider eine auf die kriegeri¬ □02 bezugnehmende schen Ereignisse An¬ sprache, der Hoffnung Ausdruck gebend, daß das zur Jahreswende 1915/16 auf¬ tauchende Morgenrot einer glücklicheren Zukunft uns doch vielleicht einen ehren¬ vollen Frieden bringen werde, worauf die übliche gegenseitige Beglückwünschung der Gäste folgte. Die Benagelung des im Vorzimmer aufgestellten Bürgerwehr¬ tisches fand lebhaften Zuspruch. In vor¬ gerückter Morgenstunde fand der Fa¬ milienabend seinen harmonischen Aus¬ klang. Dem Festausschusse mit Kauf¬ mann Schagerl an der Spitze gebührt für die so erfolgreiche Durchführung die¬ ses Wohltätigkeitsfilvesterabends ehren¬ vollste Anerkennung. Die Einnahme bei diesem Familienabende ergab nach Abzug aller Auslagen ein Reinerträgnis von 402 Kr. 42 H., welches dem Bürger¬ wehrtische und dadurch den Steyrer Kriegsinvaliden in seiner Gänze zu¬ kommt. Jänner 1916. 1. Die vom Verein „Heimatschutz“ in Steyr wiedererweckte Tätigkeit des frü¬ her in Stadt und Land viel verbreiteten Sternsingens“ hat den Beifall 9 aller Familien gefunden, wo die lieben, alten Weihnachts= und Dreikönigslieder erklangen, umsomehr, als eine hervor¬ ragend patriotische Sammlung für die Aermsten der Armen, die im Kriege er¬ blindeten Soldaten, damit verbunden ist. Historienmaler Stern hat seine Kunst in den Dienst der Sache gestellt und prächtige Bilder für die Kostümierung der „hl. Dreikönige“ gezeichnet, welche Kostüme, wie auch das des Engels, von den Damen Jungl, Benke, Filtsch, Cram¬ mer und E. Plochberger künstlerisch her¬ gestellt wurden. Die sonstige Ausstat¬ tung stammt von Alois Stiasny. Die 77 Sternsinger sind: Berta Grießler, Brüder Wallergraber und Ecke. Die Lieder wurden von Prof. Goldbacher ausgewählt und von Mizzi Lobitzer ein¬ studiert. Die Vorführungen fanden nach Gassen eingeteilt, in den Abendstunden zwischen 5 und halb 8 Uhr statt. Zur Aufführung kamen durchwegs alte, echte Volkslieder und zwar ein Dreikönigslied aus Inner=Wimmitz in Kärnten, ein oberösterreich. Sternsingerlied Was müassens denn heut im Himmel um¬ ferner das niederösterreichische toan“ Weihnachtslied: „Die Himmellucka“ und das reizende tirolische „Nauderer Christ¬ des kindl“ Das Zustandekommen ganzen Unternehmens ist durch Handels¬ kammerrat Sommerhuber, Prof. Gold¬ bacher und Prof. Dr. Pillewizer möglich gemacht worden. Die enorme Teuerung unserer Tage lastet schwer auf allen Schichten der Be¬ völkerung. Zu jenen Gruppen, die sie besonders schwer fühlen, gehören auch die Festbesoldeten, die ihre Einkünfte nicht steigern können: der Großteil der Beamten, Geistlichen Lehrer und anderer Firbesoldeter. Nun hat die Regierung den Staatsbeamten für das Jahr 1916 eine Teuerungszulage gewährt u. zw. werden die Bediensteten nach ihrem Fa¬ milienstande in drei Klassen eingeteilt: 1. Ledige Bedienstete und verwitwete

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