Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

256 denn sonst hätte er seiner Klientin, der Firma Gruber und Lehner in Enns, nicht geraten, drei Viertel der Stammaktien der Bürgerlichen Aktienbrauerei in Steyr anzukaufen. Aktionär Kirchberger er 525 klärte, daß die ganze Aktion der Fusi¬ onierung der beiden Brauereien etwas überraschend gekommen sei. Er könne sich mit der Zumutung, die Ennser Brauerei um eine Million Kronen zu kaufen, nicht so ohneweiters befreunden. Dr. Beurle betonte „daß die Ennser Brauerei nicht eine Million Kronen sondernnur Josef Weidmann +. 619.527 Kr. koste. Verwaltungsrat Fr. Mayr habe die Schätzung der Realitäten vorgenommen und einen Uebernahms¬ wert von 261.000 Kr. ausgerechnet (der Schätzwert war gerichtliche 5=— bis 600.000 Kr.), und man habe den von Herrn Mayr berechneten Schätzwert an¬ genommen. Als Entschädigung für den Kundenkreis usw. sei 312.00K Kr. nach der üblichen Berechnung von 15 bis 20 Kr. per erzeugten Hektoliter verein¬ bart worden. Der Uebernahmspreis sei daher ein mäßiger. Es wurde vorge¬ ehen, daß von dem jährlichen Reinge¬ winne 35% zurückgelegt werden, bis ein Betrag von 500.000 Kr. angesammelt ei, welcher Betrag sodann unter die al¬ ten Stammaktionäre auf Grund der aus¬ zugebenden Genußscheine aufgeteilt wird. Aktionär Sommerhuber bemerkte, es wäre wünschenswert, über diese wichtige Angelegenheit auch die Meinung des Verwaltungsrates zu hören. Er habe kein rechtes Vertrauen darauf, daß die neue Brauerei in Steyr einmal gebaut werde, wenn die Mehrzahl der Aktien in auswärtigem Besitze sei. Präsident Landsiedl gab hierauf beruhigende Auf¬ klärungen unter Hinweis auf den Wort¬ laut des abgeschlossenen Vertrages und der Statutenänderungen und wies da¬ rauf hin, daß die Steyrer Aktionäre übrigens nichts dagegen machen könnten, nachdem in Steyr keine 500 Aktien mehr vertreten seien. Vizepräsident Doktor Spängler erklärte, daß es Steyr selbst in der Hand habe, den Beginn des Baues eines neuen Brauhauses in Steyr zu bestimmen durch eine rege Teilnahme an der Zeichnung von Prioritätsaktien um die nötige Bausumme zu schaffen. Dr. Beurle betonte noch, daß die Gefahr bestand, daß die Mehrzahl der Aktien der Steyrer Brauerei von einer Seite hätten erworben können. Nun habe die Sache für Steyr aber noch eine gute Wendung genommen, indem sich die Enn¬ er Brauerei hiefür interessierte und die Aktien erwarb nachdem es dieselbe für das klügste hielt, die Brauerei dort zu belassen, wo sie das größte Absatzge¬ biet hat, und dies sei Steyr. Hierauf wurde der Antrag auf Vereinigung des Brauereiunternehmens der Firma R. Gruber und M. Lehner in Ennsmit dem Unternehmen der Bürgerlichen Ak¬ tienbrauerei in Steyr auf Grund des vorliegenden Vertrages einstimmig ange¬ nommen. Dr. Beurle begründete kurz die notwendige Aenderung der Statu¬ ten hinsichtlich der Erhöhung des Ak¬ tienkapitales, Zusammensetzung des Ver¬ waltungsrates, Verteilung des Reinge¬ winnes usw. Hienach sind zur Erwerbung der Ennser Brauerei samt Fundus in¬ structus, Fahrnissen und Vorräten wei¬ tere 1390 Stammaktien zu 200 Kronen und 1000 Prioritätsaktien zu 200 Kr. ausgegeben, wodurch sich das Aktienka¬ pital auf 978.000 Kronen erhöht. Die Besitzer der alten 2500 Stammaktien erhalten je einen Genußschein ausgestellt mit der schon erwähnten Teilnahme am Gewinne der Gesellschaft. Weiters wird der Verwaltungsrat ermächtigt, behufs Geldbeschaffung für den Bau eines neuen Brauhauses in Steyr Prioritätsaktien bis zum Höchstbetrage von einer Million auszugeben, welcher Aktienkapitalsbetrag über Beschluß der Generalversammlung eventuell auch auf 2,500.000 Kronen in neuen Stamm= oder Prioritätsaktien er¬ höht werden kann. Die beantragteSta¬ tutenänderung wurde nach kurzer De¬ batte ebenfalls einstimmig angenommen.

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