Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

252 Deutschen und Oesterr. Alpenvereines und als strammer Deutscher von echtem Schrot und Korn Mitglied aller völki¬ schen Vereine der Stadt, sowie unter¬ stützendes Mitglied vieler musikalischer und humanitärer Vereine. Seine hohe dichterische Begabung war bekannt. Zu zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen und Gelegenheiten verfaßte er Festge¬ dichte, welche stets begeisterte Aufnahme er fanden, für die Jugend schrieb mehrere Festspiele, welche im Kaiser¬ Franz=Josef=Knabenhorte mit dem be¬ ten Erfolge zur wiederholten Auffüh¬ rung kamen. Sein hervorragendstes dra¬ matisches Werk war „Die Himmelspfört¬ nerin“, welches zu wohltätigen Zwecken am Steyrer Stadttheater durch Dile¬ tanten mit glänzendem Erfolge zur mehr¬ maligen Aufführung kam. Unvergeßlich bleibt sein goldener Humor, mit dem er so oft bei den verschiedensten An¬ lässen durch Vortrag eigener und an¬ derer humoristischer Dialektdichtungen glänzte und seine Zuhörer zur stürmi¬ chesten Heiterkeit hinzureißen vermochte. Er war auch Mitglied des Bundes ober¬ österreichischer Mundartdichter. Mit au¬ ßerordentlichem Geschicke und vollster Aufopferung wirkte er fast bei jeder Dilettanten= und Wohltätigkeitsvorstel¬ lung in Steyr mit, sowohl als vorzüg¬ licher Darsteller wie als fachkundigster Spielleiter. Seine Verdienste um das gesellschaftliche Leben der Stadt Steyr — Ein un¬ sind ganz außerordentlich. übersehbarer Zug von Trauergästen, in dem alle Stände der Stadt vertreten waren, geleitete den viel zu früh Ver¬ schiedenen zu Grabe. Den Trauerzug er¬ öffneten die Zöglinge des Kaiser=Franz¬ Josef=Knabenhortes, der Deutsche Turn¬ verein, das Wachekorps der Strafanstalt Garsten, Vertreter der Gendarmerie und des Militärveteranenvereines von Gar¬ ten. Den Kondukt führten acht Priester mit Hochw. Herrn Kanonikus Stadtpfar¬ rer Strobl an der Spitze und Teilnahme der Hochw. Herren Konsistorialrat Lo¬ renz, Vorstadtpfarrer Schließleder und Prof. Brand. Den Sarg, hinter dem der greise, schmerzgebeugte Vater und ein Freund des Verblichenen schritten, chmückten viele prächtige Kränze. Die imposante Trauerkundgebung war ein rührender Beweis von herzlicher Teil¬ nahme aller Kreise der Bevölkerung an dem frühen Hingang des Verblichenen, dem ein ebenso freundliches als dank¬ bares Andenken bewahrt wird. An diesem Tage starb Ignaz Atten¬ eder, Fabriksarbeiter aus Steyr, im Alter von 53 Jahren. Die Statthalterei hat folgende Ver¬ ordnung betreffend die Einschränkung des Milchverbrauches, erlassen: „Auf Grund des § 7 der kaiserlichen Verordnung vom 20. April 1854, R.=G.=Bl. Nr. 96, wird auf die Dauer des Kriegszustandes ver¬ ordnet, wie folgt: § 1. Die Erzeugung, die Verwendung und der Verkauf von Schlagobers, Kaffeeobers und Teeobers wird untersagt. — § 2. Die Verwendung von Milch zur Erzeugung von Gefrore¬ nem ist verboten. —. § 3. In Gast= und Schankgewerben dürfen Milch und Ge¬ tränke, die unter Verwendung von Milch erzeugt werden, nur in den Vormittags¬ stunden verabreicht werden. 4. S Uebertretungen dieser Verordnung wer¬ den von den politischen Bezirksbehörden nach § 11 mit einer Geldstrafe von2 bis 200 Kr. oder sechsstündigem bis vierzehntägigen Arrest geahndet. Es wurde bekannt, daß Untertierarzt Alois Ries, ein Sohn des Gutsbesitzers Ries in Niedergleink, mit dem Silbernen Verdienstkreuze mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet wurde. Unerwartet schnell starb der Wagner¬ wirt in Mühlbach, Ignaz Gmeiner, im 66. Lebensjahre. Den Angehörigen des Verstorbenen wird allgemeine Teil¬ nahme entgegengebracht, da der älteste Sohn (21 Jahre alt), der bestimmt war das väterliche Haus und die Wirtschaft zu übernehmen, vor wenigen Wochen auf dem russischen Kriegsschauplatz ge¬ fallen ist. 6. Das Kriegsministerium hat zur Un¬ terstützung der Landwirtschaft mit Ar¬ beitskräften und Zugtieren, insbesondere behufs Beendigung des Herbstanbaues die Militärkommanden angewiesen, aus den stabilen Pferdespitälern solche ge¬ nesende Pferde, welche ohne Gefährdung ihrer Gesundheit bereits zu leichteren Arbeiten verwendet werden können, für die Zeit bis 10. Dezember d. J. Land¬ wirten leihweise zu überlassen. Desglei¬ chen können für diese Zeit seitens der Ersatzbatterien Zugpferde in einem be¬ chränkten Umkreise leihweise ausgege¬ ben werden. Die Ausgabe dieser Pferde darf jedoch nur in einem Umkreise statt¬ finden, welcher eine Einrückung derselben im Falle des militärischen Bedarfes innerhalb 48 Stunden gewährleistet. An diesem Tage verschied Theresia Seidenberger, die Müllersgattin von Weinzierl, im 51. Lebensjahre. Auf dem Ortsfriedhofe zu Haiders¬ hofen wurde an diesem Tage Michael Kellauer, Schiffmann, wohnhaft in der Aumühle in Ramingdorf, beerdigt.

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