Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

benen Sollizitators Herrn Raidl in Steyr und erweckt dessen Hingang auf¬ richtige Teilnahme. Ueber seinen Tod entnehmen wir einem Schreiben seines Kommandanten und Studienkollegen L Macho folgendes: „Es war am 18. Au¬ gust. Wir warteten bereits alle schon wie¬ der auf das Artilleriefeuer, das ja schon zwei Tage dauerte. Jedoch vormittag hatten wir Ruhe. Nach dem Essen legten wir uns nieder. Auf einmal ein fürch¬ terlicher Krach; eine Granate hatte in unserer Nähe eingeschlagen. Wir alle lie¬ en aus den Decknugen heraus zur Stein¬ mauer. Sepp, Pramendorfer und noch ein Gefreiter befanden sich in ihrer Hüt¬ te unter uns. Wir glaubten, da kann nichts passieren, weil die Felswandso steil ist. In dem Moment lief noch ein Pionier zur Hütte, um sich zu decken. Unterdessen fuhr die zweite Granate ein, aber wieder weg von uns. Da auf ein¬ mal, um zirka ½3 Uhr, wurden wir wie¬ der zur Felswand geschleudert; es schlug die dritte Granate ein. Als ich endlich zu mir kam, hörte ich ein Wehgeschrei Ich schaute mich um und sah, daß die Hütte des Raidls verschwunden war. Wir liefen alle hin und sahen, daß alle la¬ drei ruhig ganz schwarz beisammen gen. Dem Pionier war ein Stück von der Granate in den Fuß gefahren und hat ihm denselben abgeschlagen. Alswir die anderen anschauten, sahen wir, daß Sepp direkt von der Granate getroffen und tot war. Pramendorfer war au einen Stein geschleudert worden und gleichfalls tot. Der mittlere hat nur eine Die Gesichtsverletzung davongetragen. zwei Gefallenen wurden ganz in der Nähe begraben. Ein einfaches Holzkreuz mit ihren Namen ziert ihr Grab. Den Ort darf ich ihnen jetzt nicht bezeich¬ nen. Erst später werde ich ihn angeben können. Es war im Raume zwischen Krn und Flitsch. Die Sachen sind vom Feld¬ kurat nach Hause geschickt worden. Ihr ergebener trauernder Leo Macho.“ 24. Das Ministerium des Innern hat das Gaswerk in Steyr der Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg auf Wi¬ derruf, längstens für Kriegsdauer, als staatlich geschützte Unternehmung erklärt. Hans Fischer, Koporal beim o.=ö. Schützenbataillon, Vorzugsschüler der 5. Klasse Realschule in Steyr, erhielt für tapferes Verhalten vor dem Feinde die Große Silberne Tapferkeitsmedaille Die offizielle Sammlung für die heim¬ kehrenden invaliden Krieger von Ober¬ österreich ergab in der Gemeinde Sier¬ ning ein erfreuliches Resultat, sodaß durch den Kassier des Hilfskomitees, 235 Max Wimmer, 2273 Kr. 80 H., dem wohltätigen Zwecke zugeführt werden konnten. Davon entfallen auf die Ort¬ chaften: Sierning 1081 Kr. 80 H., Pich¬ lern 312 Kr. 50 H., Neuzeug 292 Kr. Gründberg 278 Kr. 10 H., Hilbern 203 Kr., Sierninghofen 106 Kr. 40 H. An diesem Tage verschied in Steyr die Private Josefine Nowotny, Tante des Fachlehrers Karl Weberndorfer, nach kurzem Leiden im 73. Lebensjahre. Bei der an diesem Tage stattge¬ fundenen Abrechnung, betreffend das Wohltätigkeitskonzert der Osmanen „Roter Halbmond“ für die verbündete kais. türkische Armee, ergab sich als Rein¬ gewinn der namhafte Betrag von 850 Kr., welcher Betrag dem Hilfsko¬ mitee in Wien zuhanden des Prinzen Liechtenstein bereits angewiesen wurde. 25. In der Stadtpfarrkirche in Steyr vermählte sich die Rauchfangkehrers= und Hausbesitzerstochter Käthe Jansky mit Ferdinand Anders, Assistent des Mei¬ terateliers für Stahlschnitt in Steyr derzeit zur Kriegsdienstleistung einbe¬ rufen. In der Vorstadtpfarrkirche in Stey¬ fand die Trauung der Privaten Käthe Welzelbach mit Franz Vinzenz, Waffenfabriksschlosser, statt. Im Steyrer Krankenhause starb Karl Niedermayr, Schleifer bei der Fir¬ ma Peßl in Neuzeug, im Alter von 63 Jahren. 26. Der Protektor=Stellvertretervom Roten Kreuz, Erherzog Sal¬ Franz vator, hat mit Allerhöchster Ermäch¬ tigung die Silberne Ehrenmedaille des Roten Kreuzes mit der Kriegsdekoration 105 verliehen der 2 Charlotte Berger k. u. k. Hauptmannsgattin und Marga¬ rete Haas, Tochter des Rechtsanwaltes Dr. Hermann Spängler, welche Frauen als Aufsichtsdamen des Roten Kreuzes im hiesigen Reservespitale seit dessen Be¬ bestand mit größter Aufopferung un¬ unterbrochen tätig waren. Anläßlich des Gedenktages an die vor 40 Jahren erfolgte Vermählung des Jo¬ hann und Barbara Fellinger in Kraxental, die sich trotz vorgeschrittenen Alters noch voller Gesundheit und Rü¬ stigkeit erfreuen, veranstalteten die Söhne und Schwiegersöhne zu Ehren ihrer El¬ tern in Hörwertners Gasthaus in Kra¬ rental eine Jubiläumsfeier, zu welcher ich zahlreiche Freunde und Verwandte eingefunden hatten, was von der Be¬ liebtheit des Jubelpaares Zeugnis ab¬ legte. Schmidtbauer, Korporal beim 3. Oberösterr. Schützenbataillon, ein Sohn

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