Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

deutschen Kaiserhymne im Saale brau¬ end widerklang. Aber auch des dritten im Bunde gegen die Feinde aus aller Welt gedachte Redner, der tapferen türki¬ schen Truppen, die bisher an den Dar¬ danellen den Feind heldenmütig zurück¬ geschlagen haben, und ihres edlen Herr¬ schers am goldenen Horn, Sultan Meh¬ med V., welchem Redner ein herzliches „Salem aleikum!“ widmete, welches ebenfalls allgemeinen jubelnden Wieder¬ hall fand, worauf die Kapelle die tür¬ kische Hymne intonierte, welche gleich¬ tehend angehört wurde. Die falls „Steyrer Liedertafel“ brachte sodann unter der Leitung ihres Vorstandes noch den beliebten Männerchor „Im Dunkeln“ von Engelsberg zu Gehör, wobei wieder Fachlehrer Weberndorfer die Klavierbegleitung virtuos zur Gel¬ tung brachte. Die Liedertafel erntete auch für diesen Vortrag wohlverdienten Bei¬ fall. Den Schluß des Konzertes bildeten noch mehrere Musikstücke der Regiments¬ kapelle. Der glänzende Erfolg der Ver¬ anstaltung gereicht der Gesellschaft der „Osmanen“, insbesonders Dr. Anger¬ mann, der sich um die Durchführung des Konzertes hervorragend bemühte, zur vollsten Ehre. Dem vor dem Feinde gefallenen k. u. k. Major im JR. 49, Max Frie¬ dinger wurde in Anerkennung hervor¬ ragend tapferen Verhaltens vor dem Feinde der Orden der Eisern. Krone mit der Kriegsdekoration verliehen. Major Friedinger diente bekanntlich früher bei den Zehner=Jägern in Steyr und war eine hochgeschätzte Persönlichkeit. Am Plateau von Doberdo ist am 31. August Engelbert Klettenhofer durch einen Kopfschuß gefallen. Er war zuletzt in Steyr in der Objektskanzlei 6 beschäftigt und seit 10. November 1914 zur Kriegsdienstleistung eingerückt. Seiner — Gattin (verwitw. Hungsberger, Siernin¬ gerstraße) kam außer einem für ihren verstorbenen Mann höchst ehrenvollen Schreiben von dem Heldentode desselben auch eine Karte mit der Zeichnung des Grabes des Gefallenen, von dessen Ka¬ meraden hergestellt, und folgenden pie¬ tätvollen Zeilen zu: „Unvergeßlich! Als Held gefallen, als Held wird er in un¬ erem Geiste weiterleben, unser guter, treuer Kamerad!“ Kadett Rottenberg und noch mehrere Unterschriften. 19. Zum Kommand. des Feldjägerba¬ taillons Nr. wurde Major Heinrich Walter ernannt. Kooperator Franz Singer an der Vorstadtpfarkirche in Steyr wurde zum 233 Stadtpfarrkooperator in Urfahr ernannt. An seine Stelle kam nach Steyr Koope¬ rator M. Ruspeckhofer von Hen¬ hart. In Steyr starben die Waffenfabriks¬ Kutschersgattin Anna Nöbauer, im Alter von 60 Jahren und die Private Alosia Forsthuber im 70. Lebens¬ jahre In Losenstein trat mit Beginn des Schuljahres auch ein Wechsel in den Lehrpersonen ein. Lehrerin K. Mitter¬ mayr kam nach Großraming, M. Hrouda an die Knaben=Bürgerschule nach Wels; an ihre Stelle kam aus St. Ulrich Jo¬ hanna Edelbauer. In der 2. und 3. Klas¬ e wird halbtägiger Unterricht erteilt. 20. Hans Prieschel, Buchhalter der Bürstenfabrik Mayr in Steyr, wurde zum Leutnant=Rechnungsführer ernannt. Die k. k. Staatsoberrealschule in Steyr zählt heuer 211 Schüler, und zwar in der 1. Klasse 34, 2. Klasse 28, 3. Klasse 44, 4. Klasse 49, 5. Kl. 25, 6. Klasse 50 20, 7. Klasse 8 Schüler. Am Mädchenlyzeum in Steyr begann der Unterricht ebenfalls an diesem Tage. Die Zahl der Schülerinnen beläuft sich im Schuljahre 1915/16 auf 72, und zwar verteilen sie sich wie folgt: 1. Klasse 24, 3. Klasse 25, 5. Klasse 10, 6. Klasse 13. Klassenvorstände: 1. Kl. Frau Dr. Pille¬ wizer, 3. Kl. Fräulein Dr. Weigl, 5. Kl. Fräulein Merkh, 6. Kl. Religionslehrer Bamberger. 21. Michel Blümelhuber, der ge¬ niale Stahlschnittmeister, Gründer und Leiter des vom oberösterr. Landesaus¬ schusse aus Anlaß des 60jährigen Re¬ gierungsjubiläums unseres Kaisers er¬ bauten Meisterateliers für Stahlschnitt in Steyr, Besitzer des Goldenen Ver¬ dienstkreuzes, feiert an diesem Tage sein 50. Wiegenfest. Blümmelhubers Lebens¬ werk ist zu bekannt, als daß es erst wie¬ der in Erinnerung gebracht werden müßte. Zahllose hochstehende und fein¬ innige Menschen kennen das reizende Meisteratelier für Stahlschnitt in Steyr, dessen Einrichtung einer großzügigen Ini¬ tiative des oberösterr. Landtages zu dan¬ ken ist. Der Staat und die Vaterstadt des Meisters wirken als tatkräftigeFör¬ derer mit. Das ideale Lebenswerk Blü¬ melhubers wäre dahin zusammenzufassen, daß er mit seltener Begabung und Aus¬ dauer verstand, für die alpenländische Stahlbearbeitung und deren Ruf ein in¬ ternationales Voraussein zu erreichen und den Jahrhunderte lang verloren ge¬ wesenen künstlerischen Eisenschnitt als Stahlschnitt bis zur edelsten Formgebung

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