Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1917

die Hausbesitzerin Eva Hatayer, im Alter von 16 Jahren. Unter zahlreicher Beteiligung fand in Sierning das Leichenbegängnis der im 21. Lebensjahre verstorbenen Fabriks¬ statt. arbeiterstochter A. Traußnig In der Pfarrkirche zu Sierning wurde ein Requiem für den gefallenen Josef Scheidleder, Fabriksarbeiter in Let¬ ten, welcher am 5. August in Lawarono im Alter von 23 Jahren den Heldentod fürs Vaterland fand, abgehalten. Mit diesem Tage hat der Unterricht an der Volksschule in Haidershofen wieder begonnen, die größeren Kinder dürfen noch bis November zu landwirtschaftlichen Arbeiten verwendet werden und sind vom Die bisher. Leh¬ — Schulbesuch befreit. rerin Hulda Hartmann hat sich mit dem hiesigen Lehrer Josef Kunze, der¬ zeit bei der Einjährig=Freiwilligenschule in Brünn vermählt. An ihrer Stelle wurde M. Kosch zur Lehrerin in Hai¬ dershofen ernannt. M. Wiesinger, Industrielehrerin in Röchling, wurde In¬ dustrielehrerin in Haidershofen. 18. Das an diesem Tage in den Ka¬ sinosälen veranstaltete Wohltätigkeitskon¬ zert der Gesellschaft „Die Osmanen in Steyr zugunsten des humanitären „Roter Halbmond“ erzielte Vereines einen so glänzenden Erfolg, wie ihn die Kasinosäle lange nicht mehr erlebt ha¬ ben. Schon vor Beginn des Konzertes war das letzte Plätzchen in den Saalräu¬ men besetzt und noch immer kamen neue daß die Kartenausgabe so Besucher, schließlich eingestellt werden mußte und viele Späterkommende leider gezwungen waren umzukehren und auf den Konzert¬ genuß zu verzichten. Der große Saal war mit Draperien in den österreichischen, deutschen und türkischen Farben und sol¬ chen Fahnen hübsch geschmückt. Unter den Gästen bemerkte man Bür¬ germeister Gschaider, Vizebürgermeister Gründler, Kreisgerichtspräsidenten Dr. R. v. Pittner, Realschuldirektor Glas und viele andere angesehene Persönlich¬ keiten aus den Gesellschaftskreisen, ins¬ besonders aber zahlreiche Offiziere und Einjährig=Freiwillige aus den Garni¬ sonen in Steyr und Sierninghofen. Sehr zahlreich waren die Geschäftswelt sowie Frauen und Mädchen aus allen Kreisen vertreten. Die Musikkapelle des heimi¬ mischen IR. 14 von Linz, deren Mitwir¬ kung den Hauptanziehungspunkt des Abends bildete, eröffnete die Vortrags¬ ordnung unter der Leitung des Kapell¬ meisters Mahr mit prächtigen Musik¬ nummern, und zwar mit dem großen Marsch aus der Oper „Rienzi“ von R. 231 Wagner und der Ouverture zur Oper „Der Freischütz“ von Weber, welche vor¬ züglichen Instrumentalvorträge die beste Stimmung erweckten. Hierauf folgte die dem stim¬ Steyrer Liedertafel“ mit 9 mungsvollen Vortrage des Männerchor¬ werkes „Altniederländische Volkslieder von Kremser, das unter der bestbewähr ten Leitung ihres Vorstandes Oberlehrer Feicht in allen Teilen vorzüglich zur Gel¬ tung kam und rauschenden Beifall erntete. Die Gesangsleistung wurde durch das meistervolle Begleitungsspiel des Fach¬ 880 Ehrenmitgliedes der Liedertafel lehrer Weberndorfer wesentlich gehoben. Hiebei lernten wir Opernsänger Ferdi¬ nand Scheidhauer kennen, welcher das herrliche Tenorsolo= „Das Vaterland ruft mich zum heiligen Streite“ mit hinrei¬ Mitglied ßender Begeisterung sang. Köstler bewältigte das Baßsolo „Wil¬ helmus von Nassauen“ mit Wärme und Kraft. Mit der kunstvoll stillisierten Phantasie aus der Oper „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner entfes¬ selte die Militärsmusik einen weiteren Beifallssturm, der sich bei den Zugaben des „Prinz Eugen“ und „Radetzkymar¬ sches“ zum Jubel steigerten. Nun folgte Opernsänger Scheidhauer, dessen Auf¬ treten in Steyr dem Umstande zu danken ist, daß derselbe zurzeit als Einj.=Freiw. in Steyr weilte, mit mehreren Solovor¬ trägen. Er sang, am Klaviere von We¬ berndorfer äußerst dezent und wirkungs¬ voll begleitet, „Im Kahne“ von Grieg, und 9000 „Liebesfeier“ von Weingartner „Liebeslied“ aus der Oper „Die Wal¬ küre“ von Richard Wagner und gab über türmischen Beifall noch „Der Lenz“ von des Hildach zu. Eine Glanzleistung Abends war das Violinsolo des Musik¬ feldwebels Rezek, welcher die Romanze in b=dur von Beethoven mit prächtigem Ausdruck und elegantem Spiel zu Ge¬ hör brachte. Hierauf folgte das Vorspiel zum 3. Aufzuge der Oper „Die Meister¬ singer von (Nürnberg“ von Richard Wagner, von der Regimentsmusik mit entzückender Klangwirkung durchgeführt. Der vorgenannte Solist sowie die Kapelle wurden wieder mit Beifall überschüttet. Sodann ergriff Dr. Franz Angermann das Wort, um namens der Gesellschaft der „Osmanen“ die Gäste zu begrüßen. für den großartigen Besuch zu danken auch den Mitwirkenden beim Konzerte den Dank auszusprechen, insbesonders aber dem Kommando unseres helden¬ mütigen heimischen Infanterieregiments Nr. 14, welches dem Unternehmen die Verfügung Regimentsmusikkapelle zur stellte. Redner wies auf den humanitä¬

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2