Und Herr Wolfgang von Rohr er¬ hielt für seinen Anteil an Leonstein vom Herzoge 2500 Wiener Pfennige als Ent¬ schädigung. Das war das Ende des Kampfes gegen die Rohrer, die ihre Rolle hiemit aus¬ gespielt hatten. XVI. An einem schönen Oktobernachmittage 1394 schritten zwei Herren langsam den Pfarrkirchenberg in Steyr eifrig spre¬ chend hinauf. Wer den beiden begegnete, grüßte tief und ehrerbietig und hatte wohl auch die Ursache hiezu, denn der eine der beiden Herren war niemand geringerer als Herzog Albrecht III. der gerade am selbigen Tage den Bürgern der Stadt Steyr wieder ein wichtiges Priveleg erteilt hatte.“ Auf diesem Hoftage hatte den Herzog ein großer Teil des oberösterreichischen Adels umgeben, zum erstenmale seit lan¬ ger Zeit. Auch Herrn Wolfgang von Rohr sah man unter den Erschienenen nebst seinen Brüdern, von denen be¬ sonders der grimmige Wilhelm Inter¬ esse erregte, der übrigens ein recht stiller Mann geworden war. Der Begleiter des hohen Herrn war Abt Ulrich II. von Gleink, mit dem der Fürst sich über die gegenwärtige Lage in Steyr unterhielt. „Es freut mich wahrlich sehr, daß mein schönes Steyr wieder ruhige Zeiten hat,“ meinte der Herzog eben, als sie bei der Kirche oben anlangten, die frei¬ lich damals noch recht unansehnlich war, „und besonders Wohlgefallen hab' ich, wenn ich die Baukunst seh' die in meinen getreuen Steyr herrscht — sehr,“ fügte der Herzog hinzu, indem er auf ein, gerade der Kirche gegenüber befindliches etwas schloßähnliches, stattliches Haus zeigte, „auch hier ist ein nettes Haus hergebaut worden, wo vor zwei Jahren, soviel ich mich erinnere, eine fast ver¬ *) Am Donnerstag nach St. Michaelstag 1394. Das Priveleg bestimmt, daß der Bürger, dessen Holz die Enns oder Sterr wegschwemmt, keinesfalls mehr als ½ dessen Wert dem zu zahlen habe, auf dessen Boden dasselbe angeschwemmt wird. 221 allene Hütte stand. Wessen ist das trau¬ liche Heim?“ „Mein Neffe Wigbert, gnädigster Herr, hat sich dieses Haus erbauen lassen,“ erwiderte der Abt mit wohl¬ gefälligem Lächeln, auf den Bau hin¬ sehend. „Mein gnädigster Herr hat ihn nach Beendigung der Rohrerfehde so reich aus den Gütern der Rohrer be¬ lehnt, daß er sich einen eigenen Haus¬ stand wohl gründen konnte!“ „Ei, der Ritter Wigbert hat sichs gar wohl um uns verdient, das Lehen, sagte der Herzog lebhaft, „haben es wirklich tun müssen, wollten wir nicht undankbar erscheinen! Seh' es gern, wenn sich der Adel in den Städten se߬ haft macht! Hat ja der Kerschbergerin Tochter zum Ehegemahl genommen im Januar vorigen Jahres, euer Neffe, wenn anders ich ihn recht verstanden habe vorgestern beim Empfange oben 77 geht ihm wohl gut?“ „Dem Herrn sei Dank, ja,“ bestätigte der Abt freudig, „auch ist er fleißig und tätig, und es freut mich besonders von ihm, daß er sein kriegerisches Ta¬ lent jetzt als Zeugwart*) und Stadt¬ fähnrich**) im Diensten der Stadt ver¬ wendet.“ Der Herzog nickte wohlgefällig seinen Beifall zu dem eben Gehörten. „Wollen etwas bei ihm eintreten Herr nach¬ Abt,“ sagte er lächelnd, „und. sehn, wie ein rauher Kriegsmann die ehelichen Fesseln zu tragen vermag! Sind den meisten der Herrn Kriegsleute nach¬ — befehlen zu träglich nicht sehr leicht gern selber!“ Hocherfreut über die Ehre, die der Herzog seinen Neffen erweisen wollte, öffnete der Abt hastig das Türchen des Holzgitters, das den kleinen Vorgarten, in dem das Haus stand, an der Straße abschloß, und die beiden traten ein. Der Herzog hatte kaum ein paar Schritte gemacht, als er stehen blieb *) Vorstand des städtischen Zeughauses. **) Der Ratsherr, der beim ins Feldziehen der städtischen Kriegsleute die Stadtfahne führte
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